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Drei Spitzenorganisationen, drei wichtige Botschaften
Von Chefredakteur Marc Oliver Pick

Von Chefredakteur Marc Oliver Pick

Corona-bedingt konnte der Deutsche Zahnärztetag zwar nicht als Präsenzver­anstaltung in Frankfurt am Main stattfinden, aber auch mit dem Online-Format ist es den zahnärztlichen Spitzenorganisa­tionen Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung, Bundeszahnärztekammer und Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde gelungen, in Pandemiezeiten ihre wichtigsten Botschaften an die zahnmedizinische Fachwelt und an die Politik zu kommunizieren.

Dr. Wolfgang Eßer als Vorstandsvorsitzender der KZBV verband geschickt das Bekenntnis der Zahnärzteschaft, auch in Zeiten der zweiten, noch härteren Corona-­Welle die zahnmedizinische Versorgung mit allen Kräften aufrechtzuerhalten, mit einem erneuten Appell an die Politik in Berlin, ebenfalls alles zu unternehmen, um durch gezielte Maßnahmen die dringend benötigten Versorgungsstrukturen zu erhalten. Der Begriff „gezielt“ deutet ­darauf hin, dass man im Bemühen um Unterstützung der Zahnärzteschaft nicht mehr in erster Linie auf Gießkannenhilfen – Rettungsschirm – für alle setzt, sondern auf gezielte Hilfen für Praxen in wirtschaft­licher Not setzt.

Engel: Patienten sind in deutschen Praxen sicher

Dr. Peter Engel, Präsident der BZÄK, bekräftigte noch einmal, dass die Patienten in deutschen Praxen sicher vor einer Corona-Infektion seien, und welchen Stellenwert Behandlungs- und Prophylaxetermine gerade jetzt haben. Er warf einen Blick auf den zahnmedizinischen Nachwuchs, der sich momentan mit Niederlassungen noch mehr zurückhalte, während eine wachsende Zahl älterer Kollegen ihre ­Praxen früher als geplant abgeben – mit gravierenden Auswirkungen auf die ­Zukunft der Versorgung in der Fläche.

Engels Zukunftssorgen um den zahnärztlichen Nachwuchs teilte aus der Perspektive der Universitätszahnmedizin auch Prof. Dr. Roland Frankenberger. Die universitäre Ausbildung – seit Jahren ohnehin chronisch unterfinanziert – gerate durch Corona noch stärker unter Druck. Man laufe Gefahr, angesichts steigender Infektionszahlen erneut ein Semester zu verlieren. Er appellierte an die Politik, die dringend benötigten Mittel bereitzustellen, um die erfolgreiche Weiterführung der ­Behandlungskurse unter sicheren Bedingungen für Studierende und Patienten gewährleisten zu können.

Wie soll es weitergehen in in Sachen Pandemieeindämmung?

Drei Perspektiven, dreimal wurde zu Recht die Politik adressiert. Die aber ist sich in der Ministerpräsidentenrunde ­aktuell gar nicht einig, wie es denn in Sachen Pandemieeindämmung weitergehen soll: Eine weitere Verschärfung der Einschnitte im privaten Bereich? Das würde, so die Meinung mehrerer Länder, zu noch weniger Akzeptanz in der Bevölkerung führen. Maskenpflicht auch auf Grundschulen ausweiten? Auch da zeichnete sich keine Kompromisslösung ab … Grundsätzlich wurde seitens der Länder kritisiert, es sei noch zu früh, im gerade seit zwei Wochen herrschenden „Lockdown light“ über weitere, schärfere Maßnahmen nachzudenken.

Aber ganz egal, wie die Video-Ministerrunde auch ausgegangen ist (bei Redak­tionsschluss lag auch nach fünf Stunden kein Ergebnis vor …), es wird den Menschen zunehmend schwerer fallen, an sicheres Einkaufen, an sichere Fahrten mit dem öffentlichen Nahverkehr und in der Folge möglicherweise an sichere Arzt- und Zahnarztbesuche zu glauben. Wenn weitere Einschränkungen auf die Bürger zukommen, werden die Folgen in allen Bereichen schmerzlich zu spüren sein.

Jetzt müssen Berlin und die Länder die richtigen Entscheidungen treffen – sowohl hinsichtlich weiterer Anti-Corona-Maßnahmen als auch in Richtung Unterstützung der ambulanten zahnärztlichen Versorgung. Es wäre fatal, noch einmal zweierlei Maß anzulegen.