Sie beginnen Ihre Arbeitswoche am Montagmorgen entspannt und mit Lust auf Arbeit. Etwa um die Mittagszeit zwickt es an verschiedenen Körperstellen, und am Ende des Tages haben Sie Schmerzen im Hals, in Schultern und Rücken und fragen sich, wie Sie die Woche überstehen können. Wissen Sie, ob Ihre Kollegen auch über solche Schmerzen klagen? Mussten Sie deswegen schon mal mehrere Tage ausfallen? Beide Fragen haben Sie vermutlich mit einem Ja beantwortet. Vor allem, wenn Sie Zahnärztin sind, denn im Vergleich zu Ihren Kollegen leiden Sie zwei- bis viermal mehr an muskuloskelettalen Beschwerden. Auch Studenten sind bereits betroffen – langsam ansteigend im Studium.
Ursachen von muskuloskelettalen Beschwerden sind, sehr vereinfacht ausgedrückt, Störungen der kinetischen Kette unserer Gliedmaßen und Gelenke wie eine falsche – weil unsymmetrische – Arbeitshaltung, die Muskelspannungsungleichgewichte verursachen. Wie der statische Charakter der Arbeitshaltung während der Patientenbehandlung führt dies zur Ermüdung der Muskeln, ergo zu Schmerzen. Risikofaktoren sind Instabilität des Rumpfes durch eine von sich aus schwache Bauch- und Rückenmuskulatur, Stress und ein ungeeigneter Arbeitsplatz.
Die einfachste Präventionsmaßnahme zur Vermeidung von Haltungsproblemen lautet: Vermeide Muskelermüdungen mit einer ergonomisch richtigen Arbeitshaltung und arbeite an einem ergonomisch korrekten Arbeitsplatz mit störungsfrei gelagertem Patienten und beachte die „zehn Golden Regeln“ im Sinne der physischen Ergonomie:
1. „Besinnt, bevor ihr beginnt“, absolviere routinemäßig den „zahnärztlichen Preflight Check“ (Rotgans 2018) in einer symmetrisch aufrechten Körperhaltung, in leicht erhöhtem Sitz (110 bis 115 Grad), mit leicht gebogenem Kopf (zehne bis
15 Grad), leicht angehobenen Unterarme (15 Grad) und Ellbogen leicht am Körper (Abb. 1a–b).
2. Sitze in einer dynamischen Art und Weise, abwechselnd aktiv und passiv.
3. Arbeite (rechtshändig) so viel wie möglich in Sitzpositionen zwischen 9 und
12 Uhr, sogar 1 Uhr (Abb. 2; linkshändig analog). Wechsel während der Behandlung die Sitzposition auf der Sitzfläche des Behandlerstuhls.
4. Plane abwechselnd kurze und lange
Behandlungen ein.
5. Hole selbst die Patienten aus dem Wartezimmer ab.
6. Arbeite mit einem Behandlungsplatz, mit dem man abwechselnd sitzend und stehend arbeiten kann.
7. Plane Minipausen ein, um alle Körperteile kurz zu lockern. Makropausen als kurze Unterbrechung für Entspannungsübungen, eine Tasse Kaffee, Tee und Mittagspause.
8. Arbeite nicht länger als sieben Stuhl-Stunden täglich. Am besten konsequent in einer Routine von 2 mal 3½-stündigen Abschnitten mit jeweils anschließenden Entspannungsübungen – auch am Mittwoch- und Freitagnachmittag.
9. Treibe wenigstens zwei Mal pro Woche Sport oder bewege den Körper 30 bis 45 Minuten so intensiv, dass die Muskeln
sich adäquat regenerieren können und ein festes Muskelkorsett aufgebaut werden kann – etwa durch Schwimmen oder
Nordic Walking.
10. Plane jede sechs Wochen eine kurze oder etwas längere Arbeitsunterbrechung ein für einen Kurzurlaub, Kurse, Semi-
nare oder anderes.