Vom 10. Bis 12. Januar 2020 lud Dental Balance zum Dentalgipfel nach Warnemünde ein. Viele Wiederholungstäter, aber auch Neulinge haben sich aufgemacht, um dabei zu sein. Unter dem Thema „Dentaler Zeitgeist: In Balance zum Erfolg“ haben sich viele namenhafte Referenten aus der Zahnmedizin und Zahntechnik eingefunden. Auch in diesem Jahr war die Yachthafenresidenz „Hohe Düne“, umgeben von der Ostsee, die perfekte Kulisse für den dentalen Jahresauftakt 2020.
Für die zwei Tage hatte Dental-Balance-Gründer und Geschäftsführer Helge Vollbrecht wieder ein umfangreiches Programm zusammengestellt. Eine gelungene Mischung aus bekannten Gesichtern des Dental-Gipfels und Neulingen referierte über ihr jeweiliges Spezialgebiet. So waren auch Redner aus anderen Fachbereichen eingeladen, um etwa gesundheitliche Aspekte der Branche anzusprechen. Viele Themen der Fachvorträge konnten in anschließenden Workshops in kleinen Gruppen vertieft werden.
Der frühe Vogel …
Unter diesem Motto startete der Freitagmorgen. Da viele schon am Vorabend angereist waren und das reichhaltige Frühstücksbuffet zum Verweilen einlud, griff Helge Vollbrecht auf das seit Jahren bewährte Instrument „Pünktlichkeitspreis“ zurück, um alle Teilnehmer pünktlich im Kongresssaal zu haben. Nach der Begrüßung der Referenten und Gäste und der Vorstellung des bewährten Moderatorenteams – Prof. Dr. Klaus-Peter Lange und Zahntechnikermeister Carsten Müller – ging es los.
Einer nach dem anderen
Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Gängler (Lehrstuhl für Zahnerhaltung und Präventive Zahnerhaltung an der Universität Witten/Herdecke) eröffnete den zweitägigen Dental-Gipfel mit seinem Vortrag „Anpassungsfähige Restauration der Zähne – Wie viel Fisch steckt im Menschen?“ In seinem Vortrag ging es um die Struktur der Zähne und die Vielfalt der Zahnformen bei Tieren und Menschen. In freier Wildbahn muss jedes Tier, egal ob Fisch, Reptil oder Säuger, ohne Zahnersatz klarkommen. So verfügt der Hai über ein (nachwachsendes) Revolvergebiss, Nagetiere haben „selbstschärfende“ Zähne, und die Zähne von Fleischfressern unterscheiden sich wiederum deutlich von denen der Pflanzenfresser.
Für welche Nutzungsdauer ist das menschliche Gebiss ausgelegt? Diese Frage beantwortete Gängler mit Bildern mittelalterlicher Abrasionsgebisse mit freiliegendem Dentin. Ein Hinweis darauf, dass Restaurationen beim älteren Patienten keine tiefen Fissuren oder extreme Höcker benötigen. Der Zahnersatz sollte dem Alter entsprechend gestaltet werden, und auch in der Füllungstherapie sollte darauf geachtet werden, Materialien mit altergemäßem Abrasionsverhalten zu wählen. Dies belegte mit einer von ihm durchgeführten Fallstudie, die Patientenfälle mit nicht abrasiven Zahnfüllungen über Jahre dokumentierte.
1.-Klasse-Ticket
Der zertifizierte Spezialist für Werkstoffkunde und zahnärztliche Prothetik Prof. Dr. Peter Pospiech widmete sich der Frage „Stützstift – wann? Was, wenn Grenzen überschritten werden?“. Er beschrieb den Menschen als „wiederkauenden Raubnager“ und stützte den Vortrag seines Vorredners mit der Meinung, dass Abrasion Fakt ist und diese bei einer Restauration beachtet werden sollte.
Er verglich das abrasive Gebiss eines Menschen mit einem ausgelatschten Schuh: Auch „runtergekaute“ Zähne müssen nicht unbedingt Schmerzen bereiten.Demgegenüber steht allerdings eine eingeschränkte Ästhetik, wenn sich der Biss abgesenkt hat und die Zähne in der Front massive Abrasionen aufweisen. Um hier funktionierenden Zahnersatz herstellen zu können, muss der alte Biss gefunden und rekonstruiert werden.
Doch das gestaltet sich oft schwierig, da die übliche Vorgehensweise – Zahnarzt drückt den Kiefer zurück – Ungenauigkeiten hervorbringen kann. Aus diesem Grund ist die Herstellung und richtige Anwendung eines Stützstiftregistrats unerlässlich. Dies machte er an dem Beispiel eines dreibeinigen Tischs deutlich, da dieser automatisch einen festeren Stand einnimmt als ein Tisch mit vier Beinen.
Die Aussage, dass er in jede Praxis fahren würde, um zu demonstrieren, dass jeder mit Hilfe eines Stützstiftregistrats die genaue Position des Bisses ermitteln kann, unterstützt er mit der Aussage, dass er für ein 1.-Klasse-Ticket gerne in die Praxen fahren würde – sollte es nicht funktionieren, würde er das Ticket selbst zahlen.
Das Synchrotron
Prof. Dr. Katja Nelson sollte den Dental-Gipfel eröffnen, doch die morgendliche Anreise aus Nordrhein-Westfalen gestaltete sich umständlicher als geplant. Doch noch vor der ersten Pause konnte die Zahnärztin im Bereich MKG ihren Vortrag „Biomechanik dentaler Implantate: wissenschaftliche Daten im klinischen Kontext“ vortragen. Nelson, Professorin an der Uniklinik-Freiburg, beschäftigt sich seit längerem mit der Biomechanik von Implantaten – den Anstoß lieferten Videos (Teil 1 und Teil 2) von der Dental School of Johann Wolfgang Goethe-University, Frankfurt, in denen „Micro Movements on ImplantAbutment Interfaces“ verdeutlicht wurde.
Nelson beschäftigt sich mit der Forschung im Bereich Implantologischen Rehabilitationen von Patienten mit komplexen knöchernen und/oder weichgewebigen Defekten, die auf den Grundlagen des Entwicklers der Zahnimplantate aus Titan, Per-Ingvar Brånemark, basieren. So ist ein Teilgebiet ihrer Forschungen die Eigenbewegung von Implantatsystemen, welche sie mithilfe von Synchrotronen überprüft – und sichtbar macht. Nur mithilfe der enormen Strahlung eines Synchrotrons wie die des Elektronenspeicherrings Bessy, oder des (noch weitaus größeren) ESRF in Grenoble/Frankreich ist es überhaupt möglich, Mikrobewegugen eines Implantats nachvollziehbar darzustellen. Ergebnis: Alle Implantatsysteme weisen unter Belastung Mikrospalte auf.
Pausen mit Mehrwert
In den Pausen wurden die Teilnehmer und Referenten mit Köstlichkeiten, vorwiegend aus der Region, versorgt. Zudem luden die Stände der vertretenden Dentalfirmen dazu ein, das ein oder andere Fachgespräch zu führen.
Im Duo
Nach der Pause referierten ZTM Andreas Klar & ZTM Ralf Oppacher zum Thema „Voll digital versorgt: Vom Intraoralscan zum Implantatmodell“. Beide waren zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne, ganz nach ihrem persönlichen Motto: „Zwei Zahntechniker mittleren Alters und ein eventuelles aussterbendes Handwerk? – Niemals!“ Im Wechsel demonstrierten sie, wie der Weg, vom Intraoralscan zum Implantatmodell voll digital ablaufen sollte. Hierbei folgen sie einer drei Punkte umfassenden Philosophie: Übergreifender digitaler Workflow zwischen Praxis und Dentallabor, Einzug neuer Produkte und Streben nach einer noch besseren Passung.
Aufbauender Vortrag
Dr. Dr. Irina Brzenska sprach über „Komplexe Augmentationen – vertikale und horizontale Augmentationen“. Die Fachärztin für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie eröffnete 2008 das Belleza Zentrum für Implantologie in Berlin. Zum Thema implantologische Versorgungen des resorbierten Kiefers zeigte sie anhand zahlreicher Patientenfälle verschiedene Augmentationstechniken, die sie in ihrer Praxis anwendet. Die erfahrene Implantologin verwendet Knochenblöcke aus dem Beckenkamm, aber auch Knochenersatzmaterial, dass sie je nach Bedarf mit Eigenknochen des Patienten mischt. Mit der Customized Bone Regeneration (CBR) stellte sie eine digitale Lösung vor, auf gefrästen oder gedruckten Titangittern beruht, die mit Knochenmaterial aufgefüllt fixiert werden.
Bitte lächeln
Ein vertrautes Gesicht war Giuliano Moustakis, in der Dentalbranche als einer der Fachmänner für dentale Fotografie bekannt. In seinem Vortrag wollte er jeden Teilnehmer, der selbst fotografiert oder anfangen will, seine Patienten zu fotografieren, zeigen, wie gut sich diese Art von Arbeitsvorbereitung in den zahnärztlichen Alltag einbauen lässt. Denn jedem Zahntechniker sagt ein Bild mehr als tausend geschriebene Worte auf einem Auftragszettel.
Um ein Foto zu erzeugen, dass auch die Anforderungen an den später zu konstruierenden Zahnersatz erfüllt, kommt es auf neben der verwendeten Technik auf Parameter wie Aufnahmewinkel und -entfernung an. Seine Kernbotschaft: „It´s simple, when you think simple“.
Über den Tellerrand schauen
Schon mit dem Titel seines Vortrags „Neue Wege in der implantologische Front- und Seitenzahnversorgung – ohne Knochenaufbau und unter Berücksichtigung funktionell prothetischer Aspekte“ machte Dr. Dr. Alexander Tschakaloff sein Verhältnis zur Augmentation mehr als deutlich. Der MKG-Chirurg, Mitglied der DGMKG, hat eine andere Grundeinstellung zum Thema Implantologie.
Den deutlichsten Unterschied zu seinen Kollegen sieht er darin, dass er alle Implantatsysteme in seiner Praxis nie zementiert, sondern grundsätzlich verschraubt. Er verwendet das abgewinkelte Implantatsystem Co-Axis von Southern Implants, um auch bei schwierigen Ausgangssituationen ein ästhetisches Ergebnis garantieren zu können. Hierbei ist eine Winkelkorrektur bei anatomischer Limitierung von 12 und 24 Grad möglich.
Um eine Implantatversorgung für alle seine Patienten erschwinglich zu machen, versucht er die Implantatplanung so einfach und damit so kostengünstig wie möglich zu halten. Wo möglich, verzichtet er komplett auf den Einsatz von Bohrschablonen, da seiner Auffassung nach allein das räumliche Vorstellungsvermögen zum Setzen der Bohrungen ausreicht – was er im anschließenden Workshop praxisnah demonstrierte.
Täglich grüßt das Murmeltier
Auch zum neunten Dental-Gipfel ließ es sich Hans-Joachim Lotz, bekannt unter den Namen Jockel, nicht nehmen, auf der Bühne zu stehen. Sein Name steht seit dem ersten Dental-Gipfel auf dem Programm – und das wird wohl auch weiterhin so bleiben. Mit seinem Thema „Die geheime Zutat: Es gibt keine“ schaffte er sich viel Interpretationsspielraum für sein Thema. Dahinter steckt der an sich einfache Gedanke der Informationsbeschaffung. Durch einfache Wege und Mittel soll die tägliche Informationsbeschaffung für einen Patientenfall so in den Alltag einfließen, dass dieser zur Routine wird – Routine macht sicher und erleichtert das spätere Arbeiten. Ganz nach seinem Leitsatz: „Keep it simple“. Hierzu hat er spezielle Apps in seinen täglichen Umgang mit Patienten integriert, die es ihm gar nicht erst erlauben, zu wenig Information zusammenzutragen. Mit der „Get App Fradeani“ legt Jockel einen Patientenfall an und wird Step by Step durch eine Vielzahl auszufüllenden Reiter geführt, die für das weitere Vorgehen nützlich sein können.
Sitzen ist das neue Rauchen
Dass es im Dental-Gipfel nicht immer nur um dentale Belange geht, war schon vorab im Programm abzulesen. Schwerpunkte waren hier Bewegung und Gesundheit jedes Einzelnen und im Team, egal ob im Labor oder in den Praxen.
Der Sporttherapeut Dr. Ben Baak, Speaker, Coach und Autor, hielt einen Vortrag über „Die Macht der Bewegung für ein erfolgreiches und glückliches Leben“. Bewegung kommt leider in unserem Alltag zu kurz. So befinden wir uns laut einer Studie bis zu 14 Stunden am Tag in einer sitzenden Position, was sich negativ auf unsere Lebenszeit auswirkt. So hat er eine Strategie entwickelt, die dabei helfen soll, auch im Alltag Bewegung einzubauen. Schon drei tägliche Bewegungsimpulse täglich reichen aus, um einen Ausgleich zu schaffen und etwas für die eigene Gesundheit zu tun.
Für jeden was dabei
Im Anschluss führte Ofra Moustakis, die Ehefrau von Giuliano Moustakis, in die Welt des Yoga ein. Sie zeigte, welche Yoga-Formen es gibt und dass für jeden etwas passendes dabei ist. In ihrem Workshop zeigte sie dann, wie man Yoga auch in den Praxis- oder Laboralltag einbinden kann, ganz nach ihrem Thema „Bewegung ist für jeden Menschen möglich“.
Sich durchboxen
Neben dem fachlichen Hauptprogramm hatte Helge Vollbrecht einen ungewöhnlichen Keynote-Speaker gewinnen können. So gab sich Henry Maske die Ehre und zeigte, dass sein Motto „Nur wer aufgibt, hat verloren“ durchaus auch in der dentalen Welt anzuwenden ist. Der „Gentleman-Boxer“ zeigte zunächst einen kleinen Video-Zusammenschnitt seiner Karriere und gab dann Einblicke in seinen persönlichen Werdegang, seine Karriere als Profiboxer. Sein Motto, niemals aufgeben, sondern weitermachen. Für viele war der Auftritt des Boxers Maske ein Highlight, was die anschließende ausdauernde Selfie-Session eindrucksvoll bewies.
Im Anschluss gab es bei der ersten Abendveranstaltung Gelegenheit, sich am köstlichen Buffet zu stärken und sich über das Gehörte mit Kollegen und Referenten auszutauschen. Das abendliche Get-together wurde von Live-Musik untermalt.
Durch das Frühstücksbuffet gerobbt
Der Samstagmorgen begann mit Sona Alkozai, die sicher bei manchem ein schlechtes Gewissen erzeugte, vielleicht doch nicht die beste Wahl beim Frühstück getroffen zu haben, zumindest nicht die gesündeste. So demonstrierte die praktizierende Dentalhygienikerin in ihrer Präsentation anschaulich den Zuckergehalt mancher Lebensmittel, indem sie die Menge des enthaltenen Zuckers mit Zuckerwürfeln verdeutlichte.
Folge sei, dass es in Deutschland eine viel zu große Zahl von an Diabetes erkrankten Menschen gebe, die sich ihrer Erkrankung gar nicht bewusst sind. Sie plädierte dafür, dass auch Zahnärzte ihre Patienten bei Verdacht auf Diabetes in der Praxis mit einem Schnelltest testen sollten.
Weiter geht´s
Im Anschluss hielt Prof. Dr. Claus-Peter Ernst einen Vortrag über das Thema „Indirekte Restauration richtig verkleben: Was, womit, wie und warum?“. Der Zahnarzt mit dem Schwerpunkt Ästhetische und restaurative Zahnheilkunde zeigte anhand von zahlreichen Fallbeispielen, worauf es beim Verkleben ankommt und wie sich Fehler vermeiden lassen. Er zeigte Beispiele mit Glaskeramik, Vollzirkon, aber auch schwierigere Disziplinen wie Klebebrücken, In- und Onlays.
Im Trio zum Erfolg
Der nächste Vortrag wurde gleich im Trio abgehalten. Zahnärztin Dr. Luisa Daniel-Nuñez, Sporttherapeut Dr. Stephan Gutschow und Zahntechnikermeister Holger Nickel hielten zusammen einen Vortrag, der sich in ihrem gemeinsamen Auftritt spiegelte: „Kernkompetenzen aus Zahnmedizin, Zahntechnik und integrativer manueller Medizin im Team nutzen.“
Nacheinander erklärte jeder seine Rolle in diesem Trio ist und wie sich daraus eine optimale Zusammenarbeit für eine optimale Patientenversorgung gestalten lässt. Die Erfahrung und der Umgang mit Patienten zeige, dass die Stützstiftregistrierung nach Dr. Gerber mit einem blockierten Patienten durchaus schwierig zu ermitteln ist. Um ein optimales Ergebnis zu erzielen, kommt hier Dr. Gutschow zum Einsatz. Er analysiere den Patienten und befreie in von vorhandenen Blockaden, damit der Patient umgehend durch Dr. Daniel-Nuñez vermessen werden kann.
Die Ergebnisse geben dem Gespann Recht: Direkt nach Lösen der Blockaden zeigt das Registrat deutlich mehr Freiheitsgrade als bei Patienten ohne vorherige Deblockierung. Nach dieser Vorarbeit hae nun auch der Dritte im Bunde, ZTM Nickel, eine saubere Grundlage zum Arbeiten. Die Botschaft der drei: „Konstruieren Sie sich ein Netzwerk“.
Es muss nicht immer Keramik sein
Das es nicht immer die verblendete Krone im Frontzahnbereich sein muss, zeigte ZTM Axel Seeger mit seinem Vortrag „Monolitische Kronen wirtschaftlich und ästhetisch in Lithium-Disilikat oder Zirkonoxid umgesetzt.“ Anhand von Fallbeispielen zeigt er Möglichkeiten, monolitische Kronen so zu bemalen, dass diese den ästhetischen Anforderungen auch im sensiblen Frontzahnbereich gerecht werden können. Für ihn gehören die beiden Faktoren Ästhetik und Wirtschaftlichkeit zusammen. So ist er ein deutlicher Fürsprecher monolithischer Frontzahnversorgungen, was er in einem Buch festgehalten hat. Wichtigster Leitsatz: „Üben, üben, üben!“
Vom ZFA zum eigenen Unternehmen
Der nächste Referent, der gelernte ZFA und Abrechnungsspezialist Christian Fergin hat einiges in seinem Lebenslauf vorzuweisen. Nach seiner Ausbildung zum ZFA war er Praxismanager einer Zahnarztpraxis, wo er sich intensiv mit Managment- und Verwaltungsaufgaben beschäftigte. In dieser Zeit erwarb er umfassendes Abrechnungswissen auf allen Gebieten der Zahnheilkunde.
Mit dieser Basis gründete er 2014 sein Unternehmen VABODENT (Verwaltung, Abrechnung, Beratung und Organisation im DENTalen Bereich. Gerade in Laboren stellt er immer wieder große Defizite in der Abrechnung fest. Eine der Ursachen dafür ist seiner Ansicht nach dem in dieser Hinsicht unzureichenden Ausbildungswesen der Zahntechnik geschuldet. Während ZFA viele Möglichkeiten haben, sich weiterzubilden, etwa zur Abrechnungsfachkraft, gibt es in der Zahntechnik leider nichts Vergleichbares.
MDR-auch bald dein Problem?!
Ein wichtiges Thema, dass viele noch nicht ganz auf dem Schirm haben, sprach Diplom-Betriebswirt Karl-Heinz Martiné an. Er ist CEO und Senior Berater von PROXI Managment. Ein Unternehmen, das mittelständige Unternehmen in unterschiedlichen Branchen, darunter auch Dentalhersteller, Dentallabore und Zahnärzte, berät.
Er sprach mit seinem Vortrag „2017/745 – Herausforderung Medical Device Regulation (MDR)“ ein wenig bekanntes, aber umso wichtigeres Thema an, denn am 26. Mai 2020 ersetzt diese EU-Verordnung das alte Medizinproduktegesetz. Diese Medizinprodukteverordnung gilt dann für alle Hersteller von Medizinprodukten, und dazu gehören nicht nur gewerbliche Dentallabore, sondern auch Praxislabore und Zahnarztpraxen, die beispielsweise Kronen im Chairside-Verfahren herstellen.
Weil dieses Thema noch viele Fragen aufwirft und es zu Missverständnissen kommen kann, beschäftigen wir uns für Sie in den nächsten Ausgaben mehr mit diesem Thema!
Digitalisierung im Alltag
Der nächste Referent, Bastian Wagner, zeigte, wie die nachrückende junge Generation von Zahntechnikern mit der Digitalisierung umgeht und wie sie diese quasi selbstverständlich in den Alltag einbaut.
Hierzu griff er eine Situation auf, die wohl jeder schon einmal erlebt hat: Ein Patient kommt mit einem Bild aus einer Zeitschrift in die Praxis und möchte genau so aussehen wie der Star auf dem Foto. Doch meistens gestaltet sich dieser Wunsch als schwierig, weil die Ausgangssituation des Patienten nicht für diese Art der Restauration infrage kommt. Hier ist eine Vorab-Analyse notwendig.
Wenn die Analyse zeigt, dass eine realistische Umsetzung möglich ist, arbeitet Bastian Wagner mit der IvoSmile App von Ivoclar, die verschiedene ästhetischen Behandlungsoptionen eindrucksvoll visualisiert. So können Behandler und Zahntechniker schon im ersten Beratungsgespräch mit dem Patienten abstimmen, wie die fertige Restauration aussehen soll. Mit diesem Tool ließen sich viele Umstellungen oder das Umarbeiten fertiger Arbeiten vermeiden.
Nach dem Zahntechniker wieder ein Zahnarzt
Norman Jacob ist ein junger Zahnarzt aus Berlin, der in der Praxis seines Vaters arbeitet. Sein Fachgebiet ist die Implantologie, dem er sich in seinem Vortrag „Schnittstelle Gewebe-Distanzhülse. Ein rundum biologisches Konzept“ widmete. Er zeigte in seiner Präsentation zahlreiche Fallbeispiele und wie er mit seinem Konzept selbst schwierige Patientenfälle löst.
Online-Dating mal anders
Wie zwei Personen über Social-Media zusammenfinden können, um erfolgreich dentale Herausforderungen des Alltags zu meistern, zeigten ZTM Roman Wolf und ZT Sven Bolscho.
Wolf hat sein eigenes Labor in München, und Bolscho arbeitet in einem Labor in Bünde. Solche Entfernungen müssen kein Problem sein, wenn Planung und Organisation stimmen. So lässt Wolf Teile seiner Kombiarbeiten von Bolscho im Fräszentrum anfertigen, um sich auf die Teile der Arbeit zu konzentrieren, die in sein Fachbereich fallen.
Die Beziehung zwischen den beiden entstand aus einem Problem heraus, das Wolf alleine nicht in den Griff bekam. Er hatte Schwierigkeiten mit der Friktion seiner Teleskope. Auf der Suche nach einer Lösung war er in den Sozialen Medien unterwegs und wurde auf ein Video des Zerspanungstechnikers und Zahntechnikers Bolscho aufmerksam, das eine fertige, gefräste, spielfreie Teleskoparbeit zeigte, die aufgrund ihrer präzisen Passung auf Friktion verzichten kann und rein auf Kapillarkräfte setzt. Ergebnis ist eine perfekte Arbeitsteilung: Bolscho fräst die Präzsionsteile, und Wolf konzentriert sich vollkommen auf Ästhetik und Funktion.
Blutige Bilder
Weichgewebe war das Thema von Dr. S. Marcus Beschnidt und seinem Vortrag „Implantologie in hübsch – Wer hat Schuld am schönen Weichgewebe? Oder Biology meets Technology“.
Beschnidt ist Spezialist für Prothetik (DGZPW) und sein Tätigkeitsschwerpunkt ist die Implantologie (DGI/BDIZ). Er zeigte anhand verschiedener Fallbeispiele, welche Vorteile die Sofortimplantation mit Blick auf die Weichgewebsästhetik bietet und wie positiv sich dieses Vorgehen auf die spätere Behandlung auswirkt. Sein Motto: „Heilung heißt, in Ruhe lassen!“
Schnell zum Jubiläum anmelden
Wieder einmal beeindruckte der Dental-Gipfel in Warnemünde durch absolute Zeitdisziplin, auf deren Einhaltung die beiden Moderatoren peinlich genau achteten. Bevor es in die festliche Abschlussveranstaltung ging, ließ es sich Helge Vollbrecht nicht nehmen, auf das im kommenden Jahr bevorstehende Jubiläum – der 10. Dental-Gipfel steht an – und dessen Besonderheiten hinzuweisen. So viel sei gesagt, es wird ein denkwürdiges Jubiläum, das man unter keinen Umständen verpassen sollte. Nach dem Motto „Der frühe Vogel fängt den Wurm!“ sollte man sich am besten gleich anmelden, um sich einen der begehrten, aber begrenzten Plätze zu sichern. Denn die Kapazität des 9. Dental-Gipfels waren mit mehr als 400 Teilnehmern fast schon ausgereizt.
Würdiges Ende
Der Ausklang der zweitägigen dentalen Jahresauftaktveranstaltung wurde gebührend gefeiert. Das abwechslungsreiche Programm der festlichen Abendveranstaltung sorgte für beste Stimmung, und die seit Jahren bewährte Band Inter-Jam sorgte einmal mehr dafür, dass die Tanzfläche intensiv genutzt wurde. So wurde es eine sehr kurze Nacht, was mühelos an den wenigen Frühaufstehern am Sonntagmorgen abzulesen war … beredter Beleg für einen rundum gelungenen Abend.