Anleitung zum Praxisruin: Tipps von Dentalcoachin Sybille David-Hebgen (Teil 6)
Sie führen eine erfolgreiche Zahnarztpraxis? Das kann man ändern. Unsere Serie „Anleitung zum Praxisruin“ gibt Ihnen Schritt-für-Schritt- Anleitungen, den Erfolg Ihrer Praxis schnell und effizient zu ruinieren. Nachmachen auf eigene Gefahr.
Billig kaufen und gleich loslegen
Tipp 6: Zahnarztpraxen gibt es derzeit sehr viele. Überalterte Ausstattung, null Digitalisierung, überalterte Mitarbeiter:innen, überalterter Patientenstamm, kaum private Zuzahlungen von Patienten, ungünstige Lage der Praxis, aber billig zu haben. Klingt für Schnäppchenjäger sehr interessant. Billig kaufen und gleich loslegen. Kann gelingen, muss aber nicht.
Das Ziel Praxisruin wird leicht erreicht, wenn schon bald die ersten technischen Schwierigkeiten an Einheiten, Geräten, oder der EDV- oder Telefonanlage auftreten. Selbst wenn der Reparaturdienst in weniger als einer Woche bei Ihnen ist, können sich Reparaturen an der Einheit hinziehen. Zum Beispiel, weil es für Ihren neuerworbenen, eventuell historisch bedeutenden, aber derzeit funktionsuntüchtigen Behandlungsstuhl keine Ersatzteile mehr gibt. Und neue Stühle Lieferzeiten von mehreren Monaten haben.
Die neue Einheit erst mal schonen
Sollte noch eine weitere Behandlungseinheit vorhanden sein, ist es aus ruintaktischen Gründen empfehlenswert, diese zu schonen. Will heißen, keine umfangreichen und damit wirtschaftlich interessanten Behandlungen durchführen. Am besten sämtliche Patienten:innen abbestellen und warten, bis alles wieder einwandfrei läuft.
Vermutlich suchen sich dann nicht wenige Patienten eine neue Praxis, in der man sofort Termine erhält. Das schmälert Ihre Einnahmen gleich zu Anfang enorm. Und ein Vertrauensverhältnis zwischen Praxis und Patient entsteht wohl kaum, wenn der neue Zahnarzt/die neue Zahnärztin gleich nach der Übernahme erst mal alle Termine cancelt.
Stattdessen wird die Bank nervös, Sie können Ihre Rückzahlungsraten nicht vereinbarungsgemäß begleichen, was auch das Vertrauensverhältnis zwischen Praxis und Bank nachhaltig trüben dürfte. Miete und Gehälter laufen weiter, die Reparaturrechnung noch gar nicht mitberücksichtigt. Der Praxisruin rückt in greifbare Nähe. Was will man mehr?
Weitere ruinöse Tipps zum Thema Übernahme und Neugründung folgen.
Sybille David-Hebgen, Groß-Gerau
Titelbild: 2p2play – stock.adobe.com
Sybille David-Hebgen
Sybille David-Hebgen berät und coacht seit mehr als 25 Jahren Zahnarztpraxen aller Fachrichtungen, Dentallabore und Kliniken. Dabei liegt der Beratungsschwerpunkt auf einer wertschätzenden Praxiskultur und dem Zusammenhang zwischen Service und Praxisgewinn. Sie ist Autorin des Buchs „Der Praxisknigge“ [4], sowie der Booklets „Der Azubiknigge“, „Der Rezeptionsknigge“ und bekannt durch zahlreiche Fachbeiträge in vielen relevanten Dentalmedien sowie als Referentin in Zahnärztekammern, Verbänden etc. tätig. Als zertifizierte Persönlichkeitsanalytikerin (RMP) gehören auch Führungstrainings für Zahnärzte und Mitarbeiter zu ihrer Tätigkeit. Mehr online auf www.sybille-david.de oder www.praxis-knigge.de