Sie führen eine erfolgreiche Zahnarztpraxis? Das kann man ändern. Unsere Serie „Anleitung zum Praxisruin“ gibt Ihnen Schritt-für-Schritt-Anleitungen, den Erfolg Ihrer Praxis schnell und effizient zu ruinieren. Nachmachen auf eigene Gefahr.
Ihre Devise ist „Nix gesagt ist genug gelobt“?
Tipp 5: Ihre Devise lautet „Nix gesagt ist genug gelobt“? Oder „Ich zahle 100 Prozent Gehalt, also erwarte ich auch 100 Prozent Leistung. Und das ohne Diskussionen. Jeden Tag aufs Neue“.
Vermeiden Sie Führungs-Seminare, kaufen Sie keinesfalls Führungs-Literatur, fragen Sie niemals nach, was Mitarbeiter sich wünschen. Kümmern Sie sich nicht allzu viel um Ihr Team. Sie müssen kein Vorbild sein. Kommen Sie ruhig morgens immer zu spät, fordern Sie aber von Ihren Mitarbeitern absolute Pünktlichkeit. Mischen Sie sich in alles ein und lassen gleichzeitig alles laufen.
Auch wenn einer Ihrer Mitarbeiter Dienst- und Urlaubsplanung perfekt macht, grätschen Sie ruhig in diese sorgfältige Planung hinein, wenn Ihre Lieblings-Assistenz Sie nach ein paar Urlaubstagen in der nächsten Woche fragt. Natürlich wissen Sie nicht, dass zum gleichen Zeitpunkt eine Mitarbeiterin schon seit langem Urlaub eingereicht hat, eine andere sich einer wichtigen OP unterziehen muss.
Mit den von Ihnen zusätzlich genehmigten Urlaubstagen einer weiteren ZFA steht Ihnen eine Woche lang nur noch ein Mitarbeiter zur Verfügung. Für Telefon, Rezeption, Assistenz, PZR und alles weitere. Ach, das ist die Quereinsteigerin, die ihren Job an der Rezeption richtig gut macht, aber über noch wenig Fachkenntnisse verfügt, daher weder röntgen noch PZRs machen darf und auch in der Assistenz noch nicht eingesetzt werden kann. Macht nichts. Dann werden eben Patienten abbestellt, die PZR fällt aus und das Telefon wird vorübergehend auf den AB umgestellt.
Eine Woche in dieser Konstellation könnte einen mindestens hohen vierstelligen Honorarverlust bedeuten. Noch nicht eingerechnet die Patienten, die schon öfter ähnliches Chaos bei Ihnen erlebt haben und nun endgültig zur Praxis der jungen Kollegin gegenüber wechseln, wo es kaum Wartezeiten und auch keine Terminabsagen seitens der Praxis gibt. Gut gemacht, der Praxisruin rückt näher und näher!
Gar nicht erst nachfragen
Kümmern Sie sich bitte nicht um die Sorgen und Nöte Ihrer Mitarbeiter. Fragen Sie nicht nach, warum die eine morgens immer abgehetzt und mindestens 15 Minuten zu spät in der Praxis erscheint, unkonzentriert arbeitet und viele Fehler macht. Übersehen Sie den Unmut der anderen, denen das Verhalten der Kollegin allmählich auf den Keks geht. Durch das ständige Zuspätkommen müssen andere die liegen bleibenden Aufgaben erledigen, natürlich zusätzlich zu ihrer eigenen Morgenroutine. Auch die gemachten Fehler müssen irgendwie ausgebadet werden, damit „der Laden“ weiterläuft.
Doch was interessiert Sie das? Das müssen „die Mädels“ schon selbst regeln. Nicht eingehen auf private Sorgen, Konflikte erkennen oder sonstige Irritationen im Team konsequent übersehen steigert den Alltagsfrust enorm.
Das Ergebnis ist Dienst nach Vorschrift, wenig Hilfsbereitschaft, vertuschen von Fehlern, schlechtes Klima. Das vergrault über kurz und lang gute Mitarbeitende ebenso wie Patienten, die meist feine Antennen für schlechte Stimmung haben. Der Weg zum Praxisruin ist geebnet.
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