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„Bald jeder Zweite ohne zahnärztliche Behandlung“

Der Zahnarztmangel in Sachsen-Anhalt wird immer offensichtlicher, doch die Landesregierung bleibt untätig: In einer aktuellen Mitteilung lehnt sie die Einführung einer Landeszahnarztquote im Studium ab. Der Vorstand der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KZV LSA) mahnt indes: „Schon in wenigen Jahren könnte jeder zweite Sachsen-Anhalter zahnärztlich unversorgt bleiben! Die Quote kann helfen, mehr Zahnmedizin-Absolventen im Land zu halten.“

In keinem Bereich wurden mehr Erfolge durch Prävention erzielt als in der Zahnmedizin. Der Mundgesundheit der Bevölkerung in Sachsen-Anhalt scheint die Landesregierung jedoch keine allzu große Bedeutung beizumessen.

So sieht es auch der Vorstand der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt, Dr. Jochen Schmidt: „Wir haben sehr darauf gehofft, dass die Landesregierung die klare Faktenlage in Bezug auf die immer größer werdenden Lücken in der zahnärztlichen und kieferorthopädischen Versorgung im Land anerkennt und unsere Bemühungen bei der Förderung und Gewinnung von Nachwuchskräften endlich durch eigene Maßnahmen unterstützt, wie etwa die Landeszahnarztquote im Zahnmedizinstudium. Doch durch ihre andauernde Untätigkeit gibt die Landesregierung die Präventionserfolge in der zahnmedizinischen Versorgung de facto auf.“

Großteil der Zahnärzte und Zahnärztinnen jetzt bereits über 55 Jahre

Der KZV-Vorsitzende verweist darauf, dass die Versorgungslage im Land immer prekärer wird, weil der Großteil der Zahnärztinnen und Zahnärzte in Sachsen-Anhalt bereits über 55 Jahre alt ist und infolgedessen in den nächsten Jahren aus der Versorgung ausscheiden wird. D

ie Zahnärzteschaft in Sachsen-Anhalt und ihre Berufsvertretungen haben bereits vielfältige Maßnahmen zur Sicherstellung der zahnärztlichen Versorgung im Land umgesetzt, von Beratungsangeboten über Stipendien, geförderte Studienplätze im Ausland und virtueller Praxis- und Stellenbörse bis zur Bezuschussung von Stellen für den zahnärztlichen Nachwuchs. „Dennoch könnte bald die Situation eintreten, dass jeder zweite Sachsen-Anhalter nur noch in akuten Notfällen behandelt wird“, erklärt Schmidt.

Enttäuscht zeigt sich der KZV-Vorsitzende daher auch hinsichtlich einer aktuellen Mitteilung, die die Staatskanzlei im Namen der Landesregierung als Reaktion auf den Landtagsbeschluss „Zahnmedizinische und kieferorthopädische Versorgung in allen Regionen des Landes sichern“ vom 26. Januar 2023 abgegeben hat. Darin wird offenbar, dass die Landesregierung die Einführung einer Landeszahnarztquote – anders als noch im Koalitionsvertrag niedergeschrieben – nicht unterstützt.

Dazu Schmidt: „Die Landeszahnarztquote wäre ein politisches Zeichen und ein Faustpfand für unser Bundesland, eine Garantie, dass jedes Jahr eine bestimmte Zahl an Absolventen der Zahnmedizin der Universität Halle in Sachsen-Anhalt tätig wird.“ Für den KZV-Vorsitzenden sei es völlig unverständlich, dass die seit Jahren etablierte Landarztquote von der Landesregierung als „erfolgversprechend“ und „guter Weg“ betrachtet, die gleiche Maßnahme für den Bereich der zahnärztlichen Nachwuchsgewinnung aber als „tendenziell wenig verhältnismäßig“ bewertet wird.

Dr. Jochen Schmidt im Halbportrait

Dr. Jochen Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt

Koalitionsvertrag nicht umgesetzt

Einmal mehr zeige sich, dass die Regierungsparteien die einst im Koalitionsvertrag getätigte Zusage, Anreize zur Sicherung der flächendeckenden zahnmedizinischen Versorgung zu schaffen, nicht ernst nehme. Statt klarer Handlungsschritte setzt die Landesregierung lieber auf Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung des Landes.

In einer phrasenhaften Erklärung heißt es: Sachsen-Anhalt soll ein attraktiverer Lebens- und Arbeitsort für Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner werden. „Das klingt vielversprechend! Diese Argumentation wurde von der Landesregierung jedoch auch schon angeführt, als sich der Mangel bei Lehrern, Polizeikräften und Hausärzten abzeichnete. Und wo wir heute in diesen Bereichen stehen, brauche ich niemandem darstellen“, so Dr. Schmidt.