Welche Treibhausgasemissionen fallen in einem Krankenhaus an? Wo sind die größten Hebel zu mehr Klimaschutz? An welchen Stellen lassen sich klimaschädliche Emissionen einsparen? Für die Beantwortung dieser Fragen haben das Öko-Institut und die Uniklinik Freiburg, gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), ein Tool zur Berechnung von Klimabilanzen für Gesundheitseinrichtungen entwickelt. Es ist kostenlos und frei verfügbar und hilft Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, verschiedene Emissionstypen standardkonform zu erfassen, um so eine eigene Treibhausgasbilanz zu erstellen.
„Das Gesundheitswesen ist für rund fünf Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich“, sagt Dr. Andreas Köhler, Gruppenleiter Chemikalien, Materialien & Technologien am Öko-Institut. „Mit unserem Tool können Kliniken und andere Gesundheitseinrichtungen nun ihre Treibhausgasemissionen genau berechnen und auf dieser Basis gezielte Maßnahmen für Emissionsminderungen ergreifen.“
Klimabilanz der Uniklinik Freiburg
Das Universitätsklinikum Freiburg emittiert im Rahmen des Klinikbetriebs 104.000 Tonnen CO2-Äquivalenten (CO2e). Mit rund 53.000 Tonnen CO2e entsteht der größte Anteil bei Herstellung, Transport und Nutzung von Gütern und Dienstleistungen, die das Universitätsklinikum einkauft. Bei der Eigenproduktion von Wärme, Kälte und Strom, die im Klinikum genutzt werden, entstehen etwa 33.000 Tonnen CO2e. Etwa 5.000 Tonnen der Emissionen entfallen auf Transporte von Patientinnen und Patienten. Zusätzlich entstehen bei der Produktion von Fernwärme für weitere Landeseinrichtungen wie die Universität Freiburg im Heizkraftwerk des Klinikums rund 41.000 Tonnen Treibhausgase. Für diese Bilanz hat das Öko-Institut Verbrauchsdaten des Universitätsklinikums Freiburg aus dem Jahr 2019 ausgewertet.
„Mit unserem Tool zur CO2-Bilanzierung können Gesundheitseinrichtungen einfach und nachvollziehbar ermitteln, wie hoch die Klimaauswirkungen in den jeweiligen Bereichen sind“, betont Köhler. „Das auf dem international standardisierten Standard „Greenhouse Gas Protocol“ basierende Tool berücksichtigt sowohl direkte als auch indirekte Treibhausgasemissionen“.
Dazu zählen direkte Emissionen aus Verbrennungsprozessen in eigenen Energieerzeugungsanlagen, indirekte Emissionen aus dem Bezug von eingekauften Energieträgern sowie vor- bzw. nachgelagerte Emissionen beim Einkauf von Gütern und Dienstleistungen. Auch die Herstellung von Wirkstoffen in Medikamenten, Produktion, Verpackung und Transport von Hygiene- und Reinigungsmitteln, medizinischem Verbrauchsmaterial, Arzneimitteln, Lebensmitteln etc. sowie die Mobilität von Patientinnen und Patienten werden berücksichtigt.
„Wir sind uns der großen Verantwortung bewusst, die Krankenhäuser als energieintensive Einrichtungen tragen. Deshalb setzen wir seit vielen Jahren auf nachhaltige Strategien. Mit dem Open-Access-CO2-Rechner und der Veröffentlichung unserer CO2-Bilanz gehen wir wichtige Schritte, um den Gesundheitssektor insgesamt nachhaltiger zu machen“, sagt Prof. Dr. Frederik Wenz, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Freiburg. „Nur wenn die Krankenhäuser die zentralen Stellschrauben kennen, können sie konkret etwas verändern. Damit schaffen wir Transparenz und ermöglichen den Vergleich zwischen Kliniken“, so Wenz weiter.
Die DBU förderte die Entwicklung des Excel-Tools zur Berechnung von Treibhausgasemissionen im Rahmen des Forschungsprojekts „CAFOGES – Carbon Footprinting im Gesundheitswesen“.
Titelbild: Appolinary Kalashnikova by unsplash.com