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Wettrüsten oder Schlachtfelder vermeiden?

Tipps zum Rüstungswettlauf in der Praxis

Tipps zum Rüstungswettlauf in der Praxis

Im dritten Teil der Reihe von contimedu.de lässt sich Autor Frank Jochum erneut von Rolf Dobellis Kolumne in der „Neuen Züricher Zeitung“ (NZZ) inspirieren und versucht, herauszufinden, wie und wo tägliches – völlig unmilitärisches – Wettrüsten stattfindet und ob sich die Sachverhalte auf das zahnmedizinische Fortbildungsverhalten übertragen lassen.

Zunächst ein Beispiel: Vergleichen Sie den Copy-Shop neben der Uni, in dem Sie in den Neunzigern die Kursskripte kopiert haben, mit seinem heutigen Nachfolger. Während früher für Duplex- und Farbdruck schon der Besitzer gerufen werden musste, ist es heute ganz selbstverständlich, Druckereidienstleistungen zu erwarten inklusive Hardcoverbindung. Tassen, T-Shirts, Kuscheltiere – alles kann bedruckt werden! Hat das zu einem Wachstum der Margen der Betreiber geführt? Nein, die Marge ging zurück! War die Anschaffung der deutlich hochwertigeren und teureren Maschinen in Zeiten von billigen Heimdruckern und Fotobüchern aus dem Internet sinnvoll? Viele Copy-Shop-Betreiber haben sicher anfangs gar nicht erkannt, dass sie sich in einem Rüstungswettlauf mit ihren Mitbewerbern befanden, von dem nur die Hersteller der Kopierer profitierten. Die einzelne Investitionsentscheidung mag für sich genommen sinnvoll gewesen sein, aber die Gesamtbilanz ist enttäuschend.

Aber in der Zahnmedizin gibt es das nicht?

Na klar doch, da gibt es unzählige Beispiele: Wie haben sich die Wartezimmer verändert? Früher in Charme und Ausstattung ganz nah am Schulsitzkreis im Klassenzimmer, ist heute neben der stylischen Erneuerung der Sitzmöbel ganz viel hinzugekommen. Ohne Flatscreen, WLAN, Palme mit Blattglanz, Kaffeebar, Soundsystem mit Chillout, Duft-Dispenser, gekühlte Getränke und eine Zeitschriftenauswahl wie am Airport-Kiosk braucht man doch nicht mehr anzufangen, ohne bei jameda eine „ungemütliche Atmosphäre“ attestiert zu bekommen, oder? Ein klassischer Fall von Rüstungswettlauf ohne einen einzigen Euro Honorar!

Aber doch ganz bestimmt nicht im Bereich der Therapie...

Leider doch! Aus vielen Städten wird berichtet, dass einzelne Praxen die Preise für die PZR radikal reduzieren, weil sie einerseits zu Recht das Wesen der PZR als Einstiegsbehandlung erkannt haben, aber andererseits zu Unrecht annehmen, dass der Patient seine Entscheidung für eine Praxis nach dem niedrigsten Prophylaxe-Preis trifft. Marge weg, die ZMP oder DH bald auch! Wie sieht es bei den Geräten aus? Hand aufs Herz – wie viele Anschaffungen verstauben ungenutzt im Praxiskeller, weil der Gedanke im Vordergrund stand, dass man diese Technik jetzt im Umfeld der Mitbewerber ganz dringend anbieten müsse und letztlich die gut gemeinte Einweisung des Aussendienstes leider doch nicht für eine ausreichende Motivation zur regelmäßigen Anwendung gesorgt hat?

Erster Tipp:

Die Entscheidung für den Erwerb eines neuen Gerätes sollte – außer vielleicht bei einem RDG oder Steri – das Ergebnis einer Weiterbildung sein und nicht umgekehrt. Dann ist üblicherweise auch die Amortisation sinnvoll möglich, ohne Excel Tabellen mit teils exotischen Abrechnungsempfehlungen.
In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage nach der angebotenen Vielfalt. Welche Anzahl von Implantat- oder Vollkeramik-Systemen macht für eine Praxis tatsächlich Sinn? Muss man jede Therapiealternative anbieten und jede Behandlungsplanung kopieren? Oder schafft die Reduktion auf eine vernünftige Auswahl nicht automatisch mehr Sicherheit bei der Behandlung, weil man Komponenten und Techniken kennt und beherrscht?

Stichwort Fortbildung

Unser Thema bei contimedu! Eine ganze Weile wurde es kritisch gesehen, als sich auf den Praxisschildern nicht mehr nur der klassische „Fachzahnarzt“ fand, sondern eine damals neue Art der zertifizierten Weiterbildung, der Master of Science. Es wurden von unseren Standesorganisationen teilweise sogar Regeln erlassen, dass der M.Sc. hinter dem Namen zu führen sei, damit eine Verwechslung zum Beispiel mit dem „Dr.med.dent.“ ausgeschlossen sei. Hier wurde offensichtlich ein Wettrüsten der Titel befürchtet.

Ist das realistisch? Aus unserer Sicht ist es völlig abwegig, dass sich Kollegen mittels Curricula oder Masterstudiengängen fundiert und zeitaufwendig weiterbilden, um daraus einen Vorteil beim Titelvergleich auf Praxisschild oder Webseite zu generieren. Ganz im Gegenteil ist hier die Entscheidung gefallen, statt eines kurzfristigen Effektes beim „zahnmedizinischen Rüstungswettlauf“ eine langfristige Perspektive in der Spezialisierung zu finden.

Zweiter Tipp:

Wer sich spezialisiert, wird vom umfassenden Wettrüsten automatisch weniger betroffen sein, da das eigene Angebot nicht alle Aspekte der Zahnmedizin abdecken muss. Dies entspricht auch dem aktuellen Trend von der Einzelpraxis zur BAG oder zum MVZ, in dem sich Spezialisten für verschiedene Fachbereiche zusammen finden.