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Na also, jetzt geht es doch los
Von Chefredakteur Marc Oliver Pick

Von Chefredakteur Marc Oliver Pick

Ja, was denn nun, endlich aufatmen, weil die Impfkampagne dank der rund 35.000 mitimpfenden Hausärzte seit Mitte vergangener Woche schließlich doch an Fahrt aufgenommen hat? Weil an einem einzigen Tag mal locker knapp 300.000 Impf­dosen mehr verabreicht wurden als bisher durch Impfungen ausschließlich in den mehr als 400 Impfzentren?

Was so aussieht, als sei das der lang ersehnte Durchbruch, als könne damit das Hin und Her in der unentschiedenen Diskussion um einen neuen, schärferen Lockdown auf der einen Seite oder behutsame Lockerungen auf der anderen Seite beendet werden, ist bei genauerem Hinsehen in Wirklichkeit noch lange nicht in Sicht.

Keine verlässliche Kontinuität bei Impfstoffzuteilungen

Tatsache ist vielmehr, dass es bei den Impfstoffzuteilungen für die impfenden Hausärzte noch keine verlässliche Kontinuität gibt, noch keine verbindlichen Mengen von Impfdosen lieferbar sind. Stattdessen melden Hausärzte, dass sie über Impfstoffzuteilungen äußerst kurzfristig informiert werden, was verbindliche Terminvergaben für impfwillige Patienten wiederum kaum zulässt. Erschwerend kommt hinzu, dass die angekündigte Belieferung der Hausärzte mit rund einer Million Dosen des ­BionTech-Impfstoffs ab 19. April laut KBV-Chef Andreas Gassen kurzerhand halbiert wurde, weil mehrere Bundesländer für ­ihre Impfzentren einen erhöhten Bedarf angemeldet haben.

Es wird also zunächst nicht bei der ­bereits beobachteten weiteren konstanten Steigerung der Impfzahlen durch die eingebundenen Hausärzte bleiben – zumindest vorübergehend nicht. Aber es gibt Hoffnung. Denn die angekündigte Menge von einer Million Impfdosen BionTech wird die Hausärzte wohl erst in der darauffolgenden Woche erreichen. Anfang Mai sollen es dann bereits 2,8 Millionen BionTech-Dosen sein, die in den Hausarztpraxen verimpft werden können.

Anfangs waren logistischen Herausforderungen groß

Auch wenn sich das wie eine erneute Bremsung der jetzt dezentralen Impfkampagne anfühlt: Insgesamt sind die Aussichten auf eine schnellere Impfung von immer mehr Menschen in absteigender Altersgruppe in Deutschland gar nicht so schlecht, wenn nicht noch einmal etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommt. Im Nachhinein beurteilt war die Strategie, mit den Impfungen in Impfzentren zu beginnen, nicht falsch, denn anfangs waren die logistischen Herausforderungen zu groß, um direkt in die Fläche zu gehen. So galt zu Beginn eine Kühlung des empfindlichen BionTech-Impfstoffs bei –70 Grad Celsius als obligatorisch. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass dies nicht zwingend notwendig ist, auch wenn der Impfstoff nach dem „Auftauen“ zügig verimpft werden muss.

Dass die Impfkampagne nach wiederholten Verzögerungen durch Lieferengpässe oder die notwendige Strategieänderung bei der Verimpfung des AstraZeneca-Impfstoffs jetzt doch anzieht, ist auch ein positives Signal für die Zahnärzteschaft und die Mundgesundheit ihrer Patienten. Denn auch wenn die Bereitschaft in Deutschland, zahnärztliche Vorsorge- und Behandlungstermine wahrzunehmen, nicht in dem Maße zurückgegangen ist wie im europäischen Ausland, ist doch seit Anfang der Pandemie eine spürbare Zurückhaltung bei den Patienten zu verzeichnen.

Spanische Wissenschaftler fanden „Corona-Zunge“

Wie wichtig Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt für die orale und damit die Allgemeingesundheit sind, ist bekannt. Nun kommt der Inspektion der Mund­höhle in Bezug auf die Diagnose einer möglichen Corona-Infektion eine weitere wichtige Funktion zu: Spanische Wissenschaftler haben in einer Querschnitts­studie nachgewiesen, dass es in der Mundhöhle von Corona-Infizierten zu Veränderungen an Mundschleimhaut und Zunge – der sogenannten „Corona-Zunge“ – kommt.

Als Spezialisten für den Mundraum könnten Zahnärzte und Zahnärztinnen also auch ohne explizite Testungen Anzeichen einer potenziellen Infektion bei ansonsten asymptomatischen Patienten erkennen und einen wertvollen Beitrag zur weiteren Eindämmung des Infektionsgeschehens leisten.