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DGAO: „Analoger geht digital nun wirklich nicht“

Screenshot DGAO virtueller Kongress

Aligner-Orthodontie zwischen Wissenschaft und Praxis

Nachdem sich die Deutsche Gesellschaft für Aligner-Orthodontie e.V. (DGAO) im November schweren Herzens gezwungen sah, ihren 6. wissenschaftlichen Kongress in Köln abzusagen, erfreuten sich jüngst mehr als 700 Teilnehmer über die Möglichkeit, die neusten Entwicklungen und Möglichkeiten der Behandlung mit Alignern auf dem weltweit 1. virtuellen Aligner-Kongress zu verfolgen. Die positive Resonanz auf dieses Konzept unterstreiche einmal mehr die Vorreiterrolle der DGAO, wenn es darum gehe neue Wege zu begehen, so der Veranstalter.

Wissenschaftliches Live-Programm, Messestände und Workshop-Lounges: Der virtuelle DGAO-Wissenschaftskongress für Aligner-Orthodontie habe seinen Teilnehmern faktisch alles geboten, was sie von einem real-analogen Kongress kennen – nur ohne physischen Kontakt. Dennoch sei persönliche Interaktion möglich gewesen: Avatare, Virtual-Reality-Anwendungen sowie zahlreiche Chat-Funktionen, Live-Streams oder Videokonferenzen sorgten für Dynamik und erlaubten unmittelbaren Kontakt mit Vortragenden und Ausstellern. „Analoger geht digital nun wirklich nicht!“, ist sich die DGAO sicher.

Wissenschaftliches Programm

In einem von Moderatorin Kerstin Sterz und den Vorständen der DGAO geführtem Live-Stream präsentierten insgesamt 16 international hochkarätige Referenten einen Tag lang ihre neuesten Erkenntnisse zum Thema: „Aligner-Orthodontie zwischen Wissenschaft und Praxis“.

Nach einer kurzen Einführung in den virtuellen 3D-Space von Tagungspräsidentin Dr. Julia Haubrich und Kerstin Sterz eröffnete der Präsident der DGAO Prof. em. Dr. Rainer-Reginald Miethke den Kongress. Mit einem umfassenden Überblick des aktuellen Scanner-Marktes eröffnete Dr. Ingo Baresel, Mitgründer der Deutschen Gesellschaft für orale digitale Abformung (DGDOA), als erster Referent das wissenschaftliche Programm. In einer multizentrischen, prospektiven Untersuchung stellte Prof. Dr. Karl-Friedrich Krey von der Universität Greifswald im Anschluss die biologische Realität computergeplanter Zahnbewegungen mit Alignern dar.

Dr. Dietmar Zuran aus Wien zeigte in seiner anschaulichen Übersicht die Vor- und Nachteile einzelner Aligner-Systeme auf. Aus Italien zugeschaltet stellte Achille Farina ein effizientes Aligner-Hybridverfahren bei erforderlichen Zahnwurzelbewegungen vor. Einen weiteren universitären Beitrag präsentierte die Doktorandin Sophia Weber von der Universität Ulm mit ihrer Arbeit zum biomechanischen Vergleich verschiedener Alignermodifikationen, um Schneidezähne körperlich zu bewegen.

Den Abschluss des Vormittages machte schließlich Dr. Tommaso Castroflorio ebenfalls aus Italien. In seinem Vortrag stellte er die Möglichkeiten vor, die Aligner bei Patienten mit offenem Biss bieten sowie und welche Rolle dabei verschiedene Attachment-Formen dabei spielen. Nach einem ausführlichem Messerundgang eröffnete ein weiterer Italiener den Nachmittag. Prof. Dr. Vincenzo D’Antò diskutierte die Aligner-Biomechanik in der Behandlung von Klasse-II-Patienten.

Gedruckte versus Folien-Aligner unter In-Vitro-Bedingungen waren anschließend das Thema von Prof. Dr. Margit Pichelmayer von der Universität Graz. Dr. Akim Benattia aus Frankreich stellte sich der Herausforderung der Behandlung von Patienten mit In-Office Alignern, und Dr. Julia Haubrich zeigte an zahlreichen Beispielen die Notwendigkeit der interdisziplinären Behandlung in der Aligner-Orthodontie in komplexen Behandlungssituationen.

Lückenlos oder Mut zur Lücke? Dieser Frage ging Dr. Thomas Drechsler bei dem klinischen Umgang mit Lücken bei der Aligner-Therapie nach, während sich Dr. Kamy Malekian aus Madrid mit der präventiven Behandlung impaktierter Eckzähne in der Vorpubertät beschäftigte.

Die Frage von Dr. Jörg Schwarze lautete „Interproximale Reduktion in der Aligner-Therapie. Notwendiges Übel oder der Schlüssel zu besseren Ergebnissen?“ Die Wachstumssteuerung mit Alignern behandelte Dr. Philip Scheurer aus der Schweiz in einer vergleichenden Studie, und Stephan Peylo erläuterte in seinem Vortrag, wie durch den Einsatz von Heilsmitteln oder Hybridtechniken Alignerbehandlungen vereinfacht werden können. Der Abschluss des wissenschaftlichen Programmes gehörte mit Dr. Ferruccio Torsello wieder einem Referenten aus Italien. Er bewertete in seiner Präsentation unterschiedliche Aligner für unterschiedliche Indikationen.

Zum Abschluss bedankte sich Tagungspräsidentin Dr. Julia Haubrich herzlich bei sämtlichen Referenten für ihre Einreichungen, welche leider auf Grund der hohen Anzahl und der begrenzten Zeit nicht alle berücksichtigt werden konnten, bei den zahlreichen Teilnehmern, die mit ihrer Anmeldung zum Gelingen eines einzigartigen Kongresses beigetragen haben sowie bei den Ausstellern, die das Wagnis auf sich genommen haben, Neuland zu betreten; ohne ihre finanzielle Unterstützung wäre der Kongress in dieser Form nicht möglich gewesen.

So erfolgreich dieser virtuelle Kongress auch war, freut sich der ganze Vorstand der DGAO auf das kommende Jahr, wenn der Gürzenich in Köln vom 18. bis 19. November 2022 seine Türen wieder öffnet, und der 7. wissenschaftliche Kongress für Aligner-Orthodontie dort stattfinden kann.

Wissenschaftspreis der DGAO

Zahlreiche Einzelpersonen und Forschergruppen bewarben sich um den mit 30.000 Euro dotierten DGAO-Förderpreis mit noch unveröffentlichten wissenschaftlichen Projekten auf dem Gebiet der Aligner-Orthodontie. Das Preiskomitee besteht aus drei externen, akademischen Fachzahnärzten für Kieferorthopädie, die unanfechtbar nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden. Das insgesamt hohe Niveau der Arbeiten bewog das Komitee, die Fördersumme auf drei Preise aufzuteilen.

Der erste Preis ging an die Projektgruppe um Prof. Dr. Anna Konermann vom Universitätsklinikum Bonn für ihre hervorragende Arbeit zum Thema „Effekte der beidseitigen Distalisation von Oberkiefermolaren mittels Alignern auf die Verankerungs- sowie die Bewegungseinheit bei unterschiedlichen Staging der Distalisierungsstrecke“. Neben Konermann freuten sich Prof. Dr. Christoph Bourauel, ZÄ Hannah Muders, Dr. Ludger Keilig und Dr. Jörg Schwarze über 15.000 Euro für ihre Studie, welche bedeutsame, klinische relevante Erkenntnisse verspricht.

Ebenfalls vom Universitätsklinikum Bonn konnte sich Prof. Dr. Christoph Bourauel und sein Team über 10.000 Euro für den zweiten Preis freuen. Das Thema ihrer Studie lautete „Influence of Attachment Abrasion on the Force Transfer of Different Composite Materials and Attachment Sizes - A μCT and Three-Dimensional Finite Element Analysis”. Zu den Mitstreitern von Bourauel gehören ZÄ Agnes Jedig, Dr. med. dent. Mareike Niederwahrenbrock und Dr. rer. nat. Dipl.-Math. Ludger Keilig.

Der dritte Platz mit 5.000 Euro ging an DDr. Michael Nemec, Dr. Christian Behm, Assoc. Prof. Dr. Oleh Andrukhov und Univ. Prof. DDr. Erwin Jonke von der Universität Wien für ihre Arbeit „Veränderungen des oralen Mikrobioms und der Immunogenität von Speichel während kieferorthopädischer Behandlung mit Alignern und Multibrackettherapie“.

Der nächste DGAO-Wissenschaftspreis wird auf dem DGAO-Kongress im November 2022 in Köln verliehen. Interessierte bewerben sich bis zum 30. März 2022 (Poststempel) bei der Geschäftsstelle der DGAO e.V., Lindenspürstraße 29c, 70176 Stuttgart. Weitere Informationen zu den Teilnahmebedingungen sind auch auf www.dgao.com zu finden.


Die Deutsche Gesellschaft für Aligner-Orthodontie e.V. (DGAO) wurde im November 2007 gegründet und hat ihren Sitz in Stuttgart. Ihr primäres Ziel ist es, unabhängig durch Wissenschaft, Lehre, Forschung und Öffentlichkeitsarbeit die Vorteile der immer interessanter werdenden metallfreien Kieferorthopädie aufzuzeigen und bekannter zu machen. Den Vorstand der DGAO bilden Prof. em. Dr. Rainer-Reginald Miethke (Präsident), Dr. Boris Sonnenberg (Vizepräsident), Dr. Jörg Schwarze (Generalsekretär), Univ.-Prof. Dr. Dr. Heinrich Wehrbein, Dr. Thomas Drechsler, Dr. Julia Haubrich und Dr. Werner Schupp. Weitere Informationen auf  www.dgao.com