Das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) hat es sich zur Aufgabe gemacht, zu komplexen (und interaktionsreichen) Pflegehandlungen sogenannte Expertenstandards zu entwickeln, welche als evidenzbasierte Instrumente wesentlich zur Qualitätssicherung und -entwicklung in der Pflege beitragen. Nun wird mit einem weiteren Expertenstandard die Bedeutung der Mundgesundheit in den Fokus pflegerischen Handelns gerückt.
„Das Ziel: Die Förderung der Mundgesundheit in der Pflege – auch bei vielen eigenen Zähnen, bei Implantaten oder technisch aufwändigem Zahnersatz. Da hat sich in den letzten 30 Jahren viel getan“, erklärt Dr. med. dent. Elmar Ludwig. Er ist als Zahnarzt Mitglied der DNQP-Expertenarbeitsgruppe, die den Expertenstandard zur Förderung der Mundgesundheit erarbeitet hat. Ludwig verfügt über langjährige Erfahrung und Konzepte zur zahnärztlichen Betreuung von Menschen mit pflegerischem Unterstützungsbedarf.
Austausch zwischen den Professionen
Der „Expertenstandard zur Förderung der Mundgesundheit in der Pflege“ wurde im Herbst 2022 finalisiert. Die Besonderheit dieses Standards war der Austausch zwischen den Professionen der Pflege und der Zahnmedizin, um gemeinsam Strategien für die Umsetzung guter Mundpflege zu entwickeln.
„Um die spezifischen Herausforderungen dieses Expertenstandards wie zum Beispiel die Vielzahl verschiedener Zahnersatzformen oder spezielle Pflegetechniken für Zähne und Prothesen zu vermitteln, ist die DGDH ein wichtiger Partner im Hinblick auf die Schulung der Pflegekräfte“, erläutert Ludwig.
Dialog mit den Pflegekräften auf Augenhöhe
Die Deutsche Gesellschaft für DentalhygienikerInnen e. V. (DGDH) sieht sich auf der Seite der Zahnmedizin besonders in der Verantwortung. „Wir als Dentalhygieniker:innen können den Dialog mit den Pflegekräften auf Augenhöhe führen“, sagt die DGDH-Vorsitzende Sylvia Fresmann. Neben den Pflegekräften gelte es übrigens auch, die zahnärztlichen Teams zu schulen. Andererseits würden die DentalhygienikerInnen den Pflegeprozess auch kennenlernen und erfahren, worauf es in der Pflege ankommt. Das helfe auch für die Arbeit in der zahnärztlichen Praxis, denn es kämen immer mehr ältere und gebrechliche Menschen zur Behandlung. „Wir bekommen wertvolle Tipps, zum Beispiel zur Beziehungsgestaltung von Menschen mit Demenz an die Hand“, meint Fresmann.
Pflegeexpertin Prof. Dr. Annett Horn – ebenfalls Mitglied der Expertenarbeitsgruppe – und Ludwig haben dazu ein interprofessionelles Workshop-Programm „Pflege und Zahnmedizin im Dialog“ entwickelt. „Es geht uns darum, ein gegenseitiges Verständnis für die professionsspezifischen Herausforderungen zu schaffen.“
Unterstützung von ZÄK WL und Appollonia Stiftung
Der Pilot-Workshop wurde unterstützt durch die Zahnärztekammer Westfalen-Lippe sowie der Apollonia-Stiftung zu Münster. „Für die Mundgesundheit pflegebedürftiger Menschen ist dieser Dialog der Professionen essentiell. Diesen Dialog wollen wir fördern“, sagen Dr. Wilfried Beckmann und Dr. Sinje Trippe-Frey vom Vorstand der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe.
Für die Etablierung und Weiterverbreitung der Idee des interprofessionellen Dialogs stellt die DGDH auf ihrer Homepage unter anderem die Kontaktdaten aller Workshop-TeilnehmerInnen zur Verfügung.
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