Außerdem sollte das erhöhte Risiko bei Behandlung und Nachsorge berücksichtigt werden, zum Beispiel durch besonders sorgfältiges Wundmanagement und engeres Recall. Auch scheint es empfehlenswert, Patientinnen auf das erhöhte Risiko für Wundheilungsstörungen hinzuweisen.
Unklarer Einfluss der Menstruation
In einer klinischen Studie mit 145 Frauen wurde zudem festgestellt, dass nach chirurgischer Entfernung dritter Molaren trockene Alveolen am häufigsten auftraten, wenn die Zähne in der Mitte des Menstruationszyklus extrahiert wurden [2]. Am seltensten traten Wundheilungsstörungen während der Monatsblutung auf, jeweils unabhängig von der Einnahme oraler Antikonzeptiva. Die Autoren empfehlen daher, chirurgische Zahnentfernungen nach Möglichkeit während der Blutungsphase des Zyklus durchzuführen.
Die eingangs genannte Meta-Analyse konnte diese Empfehlung bei statistischem Vergleich mehrerer Studien nicht bestätigen [1]. Östradiol-(Östrogen-)Grenzwerte, die ein erhöhtes Risiko für das Entstehen trockener Alveolen vorhersagen, seien zudem nicht bekannt. Der Anteil von Östradiol in oralen Kontrazeptiva ist mit den Jahren von 150 μg auf 15 μg gesunken, so dass gegebenenfalls auch das Risiko der Bildung einer trockenen Alveole nach Extraktion abgenommen hat [3].
Rauchen zusätzlicher Risikofaktor
Ein weiterer, geschlechts-unabhängiger Risikofaktor ist Tabakkonsum [1]. Ob die Kombination aus Rauchen und "Pille" die Schwere der Wundheilungsstörung beeinflusst, ist ebenfalls unklar. Lediglich eine Studie zeigte, dass sich die Komplikationsrate bei Anwesenheit beider Faktoren um etwa ein Viertel erhöht [4].
Aktuell keine Leitlinien
Aktuell gibt es keine Leitlinien oder Stellungnahmen, nach denen die Extraktion bei Einnahme von oralen Kontrazeptiva kontraindiziert ist. Auch lässt sich der optimale Zeitpunkt einer Extraktion bei empfänglichen Frauen aufgrund vorliegender Daten nicht exakt planen. Dennoch gibt es Hinweise, dass die Menstruationsphase berücksichtigt werden sollte. Zudem sollten Zahnärzte und Zahnärztinnen nicht müde werden, vom Tabakkonsum abzuraten – dies empfiehlt auch die Bundeszahnärztekammer mit ihrem Policy-Statement [5].
Literatur
[1] Bienek DR, Filliben JJ. Risk assessment and sensitivity meta-analysis of alveolar osteitis occurrence in oral contraceptive users. Journal of the American Dental Association 2016;147:394-404.
[2] Eshghpour M, Rezaei NM, Nejat A. Effect of menstrual cycle on frequency of alveolar osteitis in women undergoing surgical removal of mandibular third molar: a single-blind randomized clinical trial. Journal of oral and maxillofacial surgery : official journal of the American Association of Oral and Maxillofacial Surgeons 2013;71:1484-1489.
[3] Jaithitivit L, Jaisamrarn U, Taneepanichskul S. Cycle control, safety and acceptability of a new oral contraceptive containing ethinylestradiol 15 micrograms and gestodene 60 micrograms. Journal of the Medical Association of Thailand = Chotmaihet thangphaet 2012;95:630-635.
[4] Bascones-Martinez A, Reche I, Manso F, Gonzalez-Moles MA, Bravo M. Prevention of alveolar osteitis with azithromycin in women according to use of tobacco and oral contraceptives. Quintessence international 2007;38:295-300.
[5] Bundeszahnärztekammer. Policy Statement der Bundeszahnärztekammer zum Thema "Tabak" (Rauchen). 2002.