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Interdisziplinäres Management von Parodontitis und Diabetes

Diabetes und Parodontitis sind chronische nicht-übertragbare Erkrankungen mit hoher Prävalenz. Beide beeinflussen sich in Entstehung und Verlauf gegenseitig in negativer Weise [1]. Betroffene Patienten oder solche mit erhöhtem Risiko sollten daher über Zusammenhänge informiert und indikationsgerecht betreut werden. Die Leitlinie richtet sich entsprechend an alle Heilberufler, die im Rahmen der Prävention, Früherkennung, Diagnostik und Therapie von Patienten mit Diabetes oder Parodontitis arbeiten. 

Detaillierte Informationen enthalten der Leitlinientext und eine gemeinsame Medienmitteilung der beteiligten Fachgesellschaften [2, 3].

Konzept und Methodik

Die für diese Kurzübersicht verwendete Leitlinie gibt den Stand des Wissens von Juni 2024 wieder und gilt bis Juni 2029. Aufgrund der begrenzten Datenlage ist sie konsensbasiert (S2k). Eine Weiterentwicklung auf das höchste Evidenzniveau (S3) mit entsprechenden formalen Ansprüchen ist geplant. In der aktuellen Version sind keine Empfehlungen zum Thema Implantate bei Diabetespatienten oder zur Therapie von Diabetes enthalten. 

1A. Empfehlungen für oralmedizinisch tätige Heilberufe [4–8]

  • Patienten mit Diabetes bei jedem Termin nach ihrer Blutzuckereinstellung befragen und um Vorlage ihres Gesundheitspasses Diabetes bitten 
  • Patienten mit Diabetes mindestens einmal jährlich parodontal untersuchen (zum Beispiel PSI)
  • Patienten mit Diabetes informieren, dass eine Parodontitis ihre glykämische Einstellung erschweren kann und das Risiko für Diabetes-Komplikationen erhöht ist
  • Parodontal gesunde Patienten mit Diabetes auf ein erhöhtes Parodontitis-Risiko hinweisen und ihnen eine regelmäßige professionelle Prophylaxe anbieten
  • Parodontal erkrankte Patienten mit erhöhtem Diabetes-Risiko laut Anamnese und Risiko-Score auf notwendige internistische Abklärung hinweisen
  • Parodontal erkrankte Patienten mit Diabetes auf die Möglichkeit einer nicht-chirurgischen Parodontitis-Therapie hinweisen, auch bei nicht optimaler Blutzucker-Einstellung

Patienten mit Diabetes und parodontal bedingtem Zahnverlust sollten zu restaurativer Versorgung ermutigt werden. Ziel ist eine gute Kaufunktion, die eine gesunde Ernährung ermöglicht. Diese hilft, systemische Erkrankungen einschließlich Parodontitis zu vermeiden [9].

1B. Empfehlungen für diabetologisch tätige Heilberufe [4, 5, 7]

  • Patienten mit Diabetes auf Nutzen einer oralen Untersuchung mit parodontaler Befunderhebung als Teil ihres Diabetesmanagements hinweisen (mindestens einmal jährlich)
  • Patienten mit Diabetes und erhöhtem Parodontitis-Risiko laut Anamnese und Parodontitis-Risiko-Score auf notwendige oralmedizinische Abklärung hinweisen
  • Patienten mit Diabetes informieren, dass erfolgreiche Parodontitis-Therapie ihre Blutzuckereinstellung positiv beeinflussen kann
  • Patienten mit Diabetes informieren, dass sich ihr Parodontitis-Risiko durch schlechte Einstellung des Blutzuckers erhöht
  • Patienten mit Diabetes informieren, dass eine unbehandelte Parodontitis die glykämische (Blutzucker-)Einstellung erschwert und das Risiko für Diabetes-Komplikationen erhöht

2A. Hinweise für Patienten in internistischer Betreuung [4, 5, 8]

  • Diabetes erhöht das Risiko für entzündliche Erkrankungen des Zahnhalte-Apparats (Parodontitis) und Zahnverluste; Parodontitis erschwert umgekehrt die Blutzucker-Kontrolle.
  • Mindestens einmal jährliche zahnärztliche Untersuchungen sind deshalb Teil einer guten Gesundheitsvorsorge und des Diabetes-Managements.
  • Präventiv wirken eine sorgfältige Mundhygiene einschließlich der Interdentalräume und regelmäßige professionelle Prophylaxesitzungen.
  • Ein Selbst-Check zur parodontalen Gesundheit ist unter folgender Netz-Adresse verfügbar: www.dgparo.de/gesund-im-mund/parodontitis/ 

2B. Hinweise für Patienten in oralmedizinischer Betreuung [4, 5, 8]

  • Diabetes erhöht das Risiko für entzündliche Erkrankungen des Zahnhalte-Apparats (Parodontitis); unbehandelte Parodontitis erschwert umgekehrt die Blutzucker-Einstellung.
  • Mindestens einmal jährliche Vorsorge-Untersuchungen einschließlich parodontaler Screenings (PSI) sind deshalb Teil des Diabetes-Managements; präventiv wirksame Empfehlungen für eine optimale Mundhygiene und die professionelle Prophylaxe („PZR“) gibt das zahnärztliche Team.
  • Stellt das zahnärztliche Team Risikofaktoren fest (einschließlich Parodontitis), lässt sich ein nicht bekannter Diabetes durch eine Blutuntersuchung abklären.
  • Diabetes-Symptome im Mund können Mundtrockenheit, Mundbrennen, Pilzinfektionen und schlechte Wundheilung sein.
  • Ein Selbst-Check zur parodontalen Gesundheit ist unter folgender Netz-Adresse verfügbar: www.dgparo.de/gesund-im-mund/parodontitis/ 
  • Wurde eine Parodontitis festgestellt, ist deren Behandlung ratsam; diese erfordert wie Diabetes eine lebenslange Betreuung.

Dr. Jan H. Koch

Hinweis: Kurz-Empfehlungen in der Rubrik Oralmedizin kompakt sind keine offiziellen Publikationen von Fachgesellschaften. Es handelt sich um Beiträge mit fachjournalistischer Auswahl von Inhalten und ohne die in Leitlinien vorgegebene methodische und terminologische Stringenz. 

Literatur

[1] Loe H. Periodontal disease. The sixth complication of diabetes mellitus. Diabetes Care. 1993;16(1):329-34. Epub 1993/01/01. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8422804  
[2] Deutsche Diabetes Gesellschaft DDG, Deutsche Gesellschaft für Parodontologie DG Paro, Deutsche Gesellschaft für Zahn- Mund- und Kieferheilkunde DGZMK. Diabetes und Parodontitis: Neue S2k-Leitlinie stärkt interdisziplinäre Zusammenarbeit. Pressemitteilung. 2024.
[3] Deutsche Gesellschaft für Parodontologie DG Paro, Deutsche Diabetes Gesellschaft DDG, Deutsche Gesellschaft für Zahn- Mund- und Kieferheilkunde DGZMK. Diabetes und Parodontitis. S2k-Leitlinie (Langversion). AWMF-Registernummer: 083-015. Stand: Juni 2024. Gültig bis: Juni 2029 2024. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/083-015 
[4] Chapple IL, Genco R, Working group 2 of joint EFPAAPw. Diabetes and periodontal diseases: consensus report of the Joint EFP/AAP Workshop on Periodontitis and Systemic Diseases. J Clin Periodontol. 2013;40 Suppl 14:S106-12. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23627322  
[5] Deschner J, Haak T, Jepsen S, et al. [Diabetes mellitus and periodontitis. Bidirectional relationship and clinical implications. A consensus document]. Internist (Berl). 2011;52(4):466-77. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21437707  
[6] Herrera D, Sanz M, Shapira L, et al. Association between periodontal diseases and cardiovascular diseases, diabetes and respiratory diseases: Consensus report of the Joint Workshop by the European Federation of Periodontology (EFP) and the European arm of the World Organization of Family Doctors (WONCA Europe). J Clin Periodontol. 2023;50(6):819-41. Epub 20230322. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/36935200  
[7] Herrera D, Sanz M, Shapira L, et al. Periodontal diseases and cardiovascular diseases, diabetes, and respiratory diseases: Summary of the consensus report by the European Federation of Periodontology and WONCA Europe. Eur J Gen Pract. 2024;30(1):2320120. Epub 20240321. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/38511739  
[8] Simpson TC, Clarkson JE, Worthington HV, et al. Treatment of periodontitis for glycaemic control in people with diabetes mellitus. Cochrane Database Syst Rev. 2022;4(4):CD004714. Epub 20220414. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/35420698  
[9] World Health Organization. Bangkok Declaration. No Health Without Oral Health. https://www.who.int/publications/m/item/bangkok-declaration---no-health-without-oral-health Zugriff 20250526. 2024.

Dr. Jan H. Koch

Dr. med. dent. Jan H. Koch ist approbierter Zahnarzt mit mehreren Jahren Berufserfahrung in Praxis und Hochschule. Seit dem Jahr 2000 ist er als freier Fachjournalist und Berater tätig. Arbeitsschwerpunkte sind Falldarstellungen, Veranstaltungsberichte und Pressetexte, für Dentalindustrie, Medien und Verbände. Seit 2013 schreibt Dr. Koch als fester freier Mitarbeiter für die dzw und ihre Fachmagazine, unter anderem die Kolumne Oralmedizin kompakt.

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Titelbild: Foto: GamePixel — stock.adobe.com