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Ergonomie: Korrekte vs. verbesserungspflichtige Körperhaltung
Rückenbeschwerden: Oft beginnt es mit gelegentlichen Beschwerden im Muskelbereich des Nackens – dann folgen Druckschmerzen im linken Oberarm und Kribbeln und Taubheit in den Fingerkuppen der linken Hand.

Rückenbeschwerden: Oft beginnt es mit gelegentlichen Beschwerden im Muskelbereich des Nackens – dann folgen Druckschmerzen im linken Oberarm und Kribbeln und Taubheit in den Fingerkuppen der linken Hand.

Beschrieben wird am lebenden Beispiel und in Fortsetzung des Beitrags „Handicap Rückenschmerzen“ die Möglichkeit, durch begünstigende Einrichtung signifikante (Rücken-)Entlastung zu erreichen.

Betrachten Sie bitte zunächst die linke und rechte Abbildung 1 und vergleichen Sie diese mit der linken und rechten Abbildung 2. Alle vier Abbildungen zeigen jeweils dasselbe Team. Die Arbeitspositionen zeigen die Körperhaltungen in der Behandlung der distalen Stufe am Zahn 26; einem der „Reiz“-Zähne, was die Beschwerdebildung von Behandlern, beispielsweise in der Kronenpräparation, angeht.


Arbeitskursus

Für Interessenten besteht die Möglichkeit der Teilnahme an einem 1,5-tägigen Arbeitskursus in der Praxis Dr. Lohmann in Bremen. Limitiert auf vier Teilnehmer/innen, jeweils von Freitag, 14:00 Uhr, bis Samstag, 16:00 Uhr, finden die nächsten Termine, honoriert mit 14 Fortbildungspunkten, am 25./26. Mai 2018, 17./18. August 2018 sowie am 26./27. Oktober 2018 statt.

Die Anmeldung ist möglich bei der Praxis Dr. Lohmann, Telefon (0421) 44 38 68, oder per E-Mail an mail@zahnarztpraxis-dr-lohmann.de. Eine 4-stündige Schnupperalternative kann beim Autor dieses Beitrags vor Ort in Ihrer Praxis gebucht werden. Anfragen per E-Mail an info@willeweit.de.


 

Abb. 1 und 2: So am besten nicht: Diese beiden Abbildungen zeigen verbesserungspflichtige Arbeitshaltungen bei Zahnarzt und Assistenz.

Abb. 1 und 2: So am besten nicht: Diese beiden Abbildungen zeigen verbesserungspflichtige Arbeitshaltungen bei Zahnarzt und Assistenz.

Abbildung 1, links – Verbesserungspflichtig: Arbeiten am Zahn 26, aufgenommen am Behandlungsplatz nach dem Basiskonzept 1 (Arztgerät rechts). Im Detail ungünstig: der linke, nicht abgestützte Arm/der übergroße Beinöffnungswinkel/der schwer zu tarierende Fußanlasser/die Assistenz sitzt zu tief, kollidiert mit dem Bein des Behandlers, hat sowohl die Spritzen- als auch die Saugschlauchablage ungünstig im Rücken. Behandler wie Assistenz versuchen die zu bearbeitende Zahnfläche direkt zu sehen. Der Mundspiegel ist zum Wangenhalter degradiert.

Abbildung 1, rechts – Verbesserungspflichtig: Der Behandler sitzt auf der vorderen Hälfte des Arbeitssessels und ist ohne Abstützung im Lendenbereich, somit wird ein durchgesackter Rundrücken provoziert, und die Rollbarkeit des Arbeitssessels ist durch den Belastungshebel nicht mehr gegeben/die schräge Kopfhaltung belastet den Zwischenwirbel, beispielsweise im Halswirbelsäulenbereich um das rund 3,5-fache des Schädelgewichts (ca. 5,5 kg versus rund 19 kg). In Verbindung mit der Torsionsbewegung beim Greifen und beim Ablegen der schlauchgebundenen Instrumente wirkt diese Fehlkraft zusätzlich degenerierend auf die Zwischenwirbel. Nachteilig ist auch, dass die Behandlerschulter bei Griffen auf das über dem Patienten positionierte Tray angehoben, die Augen aus dem Arbeitsfeld genommen werden müssen.

 

Abb. 3 und 4: Die beiden Abbildungen zeigen eine günstige und damit erstrebenswerte Arbeitshaltung.

Abb. 3 und 4: Die beiden Abbildungen zeigen eine günstige und damit erstrebenswerte Arbeitshaltung.

Abbildung 2, links – Günstig, erstrebenswert: Nutzt das Team die Arbeitsposition 12 Uhr (Basiskonzept 4, die schlauchgebundenen Instrumente sind in der Rückenlehne der Behandlungsliege positioniert), ergeben sich folgende Vorteile: Der Behandler sitzt in der zentralen Mitte des Arbeitssessels, das Sternum ist nun an allen drei Punkten abgestützt, und die leichte Rollbarkeit bleibt erhalten. So wird eine lotrechte, gespannte Wirbelsäule erreicht, was entlastend wirkt. Der Kopf neigt sich zum Rumpf um ca. 30 Grad, die Augen um ca. 80 Grad, und die Oberarme sind am Rumpf abgestützt. Die Hände/Unterarme sind auf dem Jochbein des Patienten abgestützt (leichte Führbarkeit des Patientenkopfs). Die Sicht erfolgt über eine dezidierte Spiegeltechnik indirekt. Die Assistenz stützt die weiche Saugkanüle auf dem Periost, nahe an der Schleifstelle, dabei die Wange mit der Kanüle abhaltend, ab. Lediglich wenn der Behandler das Signal gibt, pustet sie mit der bereitgehaltenen Spritze am Spiegelschaft hinunter die Sicht in den Spiegel wieder frei. Auf das Arbeitsfeld sehen muss sie dabei nicht.

Abbildung 2, rechts – Günstig, erstrebenswert: Erkennbar kann der Behandler auf diesem Arbeitssessel seinen individuellen Beinöffnungswinkel „leben“, ohne Gefäßeinengung in den Oberschenkeln, der Anlasserfuß ruht auf dem Mittelsteg – die Funktionen werden durch leichte, mit wenig Muskelanspannung erreichbare Kippbewegungen nach innen oder außen ausgelöst. Erkennbar ist die lotrechte, gespannte Wirbelsäule. Die schlauchgebundenen Instrumente sind sowohl für Behandler wie Assistenz im kleinen Greifraum der Unterarme, nach unten greifend aus der Arbeitsposition, greifbar, die Augen bleiben dabei am Zahn; die Instrumente können im Schattensehen erkannt werden. Das spart Greifwege und Zeit. Außerdem beugt dies der Ermüdung am Tag und sich aufsummierenden Schäden vor. Die Assistenz sitzt höher als der Behandler, stützt die Füße auf dem Sesselpodest ab. Sie sitzt dem Behandler etwa 180 Grad gegenüber. Das Tray ist deckenmontiert und ermöglicht jede Position rund um den Patientenkopf um 360 Grad. Zudem kann es in der Höhe von ca. 65 cm bis in 130 cm Höhe in Stufen positioniert werden. Zu erwähnen ist noch die optimierte, deckenmontierte OP-Leuchte mit ihren 28 Reflektoren (je 5 LEDs) und integrierter Kamera.

Horst Willeweit, Bielefeld

Für die Bereitschaft zur Fotodemonstration dankt der Autor Dr. Arnd Lohmann (Bremen) und seiner Assistenz, Alicia Knuhr. Als „Patient“ stellte sich Holger Eilers (Morita) zur Verfügung.