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Implantate langfristig gesund erhalten – alles neu bei der Periimplantitis-Prävention?!

Die EFP (European Federation of Periodontology) hat unlängst im Journal of Clinical Periodontology ausführlich über die neue S3 Leitlinie „Prevention and treatment of peri-implant diseases“ berichtet, die sich mit unterschiedlichen systematischen Übersichtsarbeiten zu den Themen Prävention und Therapie von periimplantärer Mukositis und Periimplantitis auseinandersetzt. Hierbei werden zeitgemäße, notwendige Maßnahmen vor, während und nach der Implantationsphase einzeln beleuchtet – in der Gesamtbetrachtung kann man von einem gewissen „Paradigmenwechsel“ sprechen.
Wo vor zehn Jahren noch vornehmlich Zeit und Mühe für die Defektklassifikationen und chirurgischen Möglichkeiten der Intervention der Periimplantitis investiert wurde, rücken nun deutlich mehr präventive Ansätze in den Fokus einer gesamtheitlichen, zahnmedizinischen Implantat-Betreuung.

Online-Anmeldungen für die ersten Qualifikations-Kurse des Aktionsbündnis gesundes Implantat finden Sie auf der Website der HARANNI ACADEMIE.

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In diesem Kontext sollte bereits bei der Entscheidung für ein enossales Dentalimplantat im Hinblick auf die individuelle Situation des Patienten und seiner spezifischen Risikofaktoren gut abgewogen werden: Unter anderem bei Rauchern oder älteren bzw. multimorbiden Patienten muss sehr sorgfältig und in enger Abstimmung mit den Patienten besprochen werden, welche Chancen aber auch welche Risiken komplexe Implantatversorgungen haben (Nutzen-Risiko-Abwägung). Hierbei geht es jedoch nicht mehr nur um eine prothetische Planung und/oder eine Besprechung der mit der Implantat-Therapie verbundenen, initialen Kosten: Insbesondere die Schaffung und der Erhalt der Mund- und Implantatgesundheit durch notwendige häusliche, aber auch professionelle Pflegemaßnahmen (und deren Aufwand/Kosten) müssen bereits vor der Implantation ausführlich erläutert und für den Patienten strukturiert werden.

Auf Grund der weiterhin hohen Prävalenz-Zahlen von ca. 47% für die Mukositis und ca. 20% für die Periimplantitis (vgl. Lee et al., 2017) erscheint eine präventions- und patientenorientierte Betreuung sowohl vor, während und nach der Implantation absolut notwendig und zeitgemäß. Idealerweise sollten bereits bei der Implantatplanung ausgebildete Prophylaxe-Fachkräfte (z.B. ZMPs und/oder DHs) eingebunden werden, um stabile mundgesunde Verhältnisse durch häusliche und professionelle Pflegemaßnahmen zu schaffen und die langfristige Implantatgesundheit sicherzustellen.

Professionalisierung der Periimplantitis-Prävention

Die aktuellen EFP-Leitlinien fordert hier nun unmissverständlich ein strukturiertes, präventionsorientiertes Vorgehen / Handeln in der Planungsphase, im Rahmen der chirurgischen Behandlung und nach der implantatprothetischen Versorgung. Für die Sicherstellung der Strukturqualität sind der implantologisch tätige Zahnarzt bzw. der Chirurg,  sowie der Hauszahnarzt des Patienten gemeinsam verantwortlich. Außerdem sollte das gesamte Praxisteam in diesen Prozess der Professionalisierung der Periimplantitis-Prävention eingebunden werden.

Vier Portraitfotos von Männern

(v.l.n.r.) Dr. Björn Eggert (Zahnarzt, Gesundheitsökonom, Geschäftsführer des goDentis); PD Dr. Gerhard Schmalz (Oberarzt für Oral Health Medicine, Universitätszahnklinik Leipzig); ZA Jan-Philipp Schmidt (Master of Oral Medicine in Implantology, Gründer des Aktionsbündnis gesundes Implantat); Professor Dr. Dirk Ziebolz (Oberarzt für interdisziplinäre Zahnerhaltung und Versorgungsforschung, Universitätszahnklinik Leipzig)

Die Lehrinhalte der meisten Curricula von ZMP- und DH-Weiterbildungen sind inzwischen an die präventiven Ansätze zur Vermeidung von periimplantärer Mukositits und Periimplantitis angepasst, so dass präventionsorientierte Praxen mit den komplexen Herausforderungen einer Risiko- und Bedarfsbeurteilung auf der Basis geplanter oder bereits vorhandener Implantatversorgungen gut umgehen können und entsprechende Konzepte bereits in den Praxisablauf integriert haben. In der Breite der hauszahnärztlichen Versorgung und leider auch bei vielen spezialisierten Praxen sorgt der chronische Mangel an Fachpersonal jedoch für Engpässe und Probleme bei der Qualitätssicherung in der Versorgung bzw. Betreuung der Patienten.

Hier setzt das Aktionsbündnis gesundes Implantat nun gemeinsam mit der HARANNI ACADEMIE und der University for Digital Technologies in Medicine and Dentistry Luxembourg (DTMD) Luxemburg an und hat die Qualifikationen „ImplantatPflegeAssistent:in“ und „ImplantatPflegeSpezialist:in“ entwickelt. Die Qualifikations-Kurse richten sich an die gesamte zahnmedizinische Fachgruppe von der ZFA über die ZMPs und DHs, bis hin zur Praxisinhaberin oder dem Praxisinhaber.

Implantatpflege im Fokus

Schon seit 2017 zeichnet das Aktionsbündnis gesundes Implantat besonders engagierte und auf Qualität in der Implantatpflege bedachte Praxen mit dem Siegel „ImplantatPflegeCenter“ aus. Insbesondere im Hinblick auf die Erkenntnisse und Forderungen der neuen EFP S3 Leitliniem bietet das Aktionsbündnis nun gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern und erfahrenen Referenten konkrete Kurse mit Workshop-Anteil zur Wissensvermittlung im Bereich der professionellen Implantatpflege und -betreuung an. Die Inhalte der Qualifikationen „ImplantatPflegeAssistent:in“ und „ImplantatPflegeSpezialist:in“ bauen hierbei sinnvoll aufeinander auf und können auch in einem mehrstufigen Verfahren erlernt werden. Über Online-Schulungen und Hands-On-Kurse werden hierbei für Prophylaxe-Einsteiger, sowie für erfahrenes Prophylaxe-Personal die passenden didaktischen Ansätze gewählt.

Qulifikation ImplantatPflegeSpezialist:in (IPS)

PD Dr. Gerhard Schmalz, Oberarzt für Oral Health Medicine, und Professor Dr. Dirk Ziebolz, Oberarzt für interdisziplinäre Zahnerhaltung und Versorgungsforschung, beide an der Universitätszahnklinik Leipzig, entwickeln die Qualifikations-Kurse inhaltlich mit und führen hierzu aus: „Die European Federation of Periodontology fordert ganz klar einen strukturieren und präventiven Ansatz in der Betreuung von Implantatpatienten bereits vor der geplanten Implantation und lebenslang nach implantatprothetischer Versorgung. Entsprechend sollten Abläufe der zahnmedizinischen Behandlung von Diagnostik periimplanärer Erkrankungen und Zustände sowie Interventionen inkl. Präventionsmaßnahmen frühzeitig aufgenommen und langfristig konsequent umgesetzt werden. Hierbei kann ein Großteil einer risiko- und bedarfsgerechten Prävention an entsprechendes Fachpersonal delegiert werden – Voraussetzung hierfür sollte sein, dass eine adäquate Ausbildung in diesem Bereich vorliegt.“

Grand View Research bewertete den weltweiten Markt der Dentalimplantate mit 4,6 Milliarden US-Dollar für das Jahr 2022 mit prognostizierten, jährlichen Wachstumsraten von 10% bis zum Jahr 2030 – hierbei bekommen die langfristigen Erhaltungs- bzw. Pflegemaßnahmen auch monetär eine immer höhere Bedeutung: Eine aktuelle schwedische Studie mit 514 Patienten zeigt, dass die notwendigen Kosten der Implantatpflege bereits in einem Zeitraum von etwas über 8 Jahren die Kosten der initialen Implantatversorgung übersteigen (vgl. Karlsson et al., 2022) und besonders die Periimplantitis-Therapie und der Verlust von Zahnimplantaten auch auf Grund der noch höheren finanziellen Belastungen für die Patienten unbedingt vermieden werden muss.
Die Kosten des Implantat-Erhalts können im Vergleich zum natürlichen Zahn zwar um das 5-fache höher sein (vgl. Fardal & Grytten, 2013), nach Schwendicke et al. (2015) lohnt sich jedoch die regelmäßige und konsequente Implantatpflege im Sinne einer Kosten-Nutzen-Betrachtung gegenüber den Kosten für aufwendige Periimplantitis-Therapien.

Dr. Björn Eggert, Zahnarzt und Gesundheitsökonom, sowie Geschäftsführer des goDentis Qualitätsnetzwerkes bei der DKV/ERGO Versicherung hierzu: „Die professionelle, strukturierte und nachhaltige Pflege der inserierten Implantate ist nicht nur medizinische Verpflichtung, sie ist auch Teil der Positionierung gegenüber Mitbewerbern. Notwendige, regelmäßig wiederkehrende Leistungen, die zudem delegierbar sind, können ein wichtiger Baustein für den wirtschaftlichen Erfolg der Praxis sein. Da es sich hierbei um Leistungen handelt, die nicht im Katalog der gesetzlichen Krankenkassen abgebildet sind, greift hier auch nicht die aus dem GKV-FinStG resultierende Budgetierung.“

Qualifikations-Kurse für ein gesundes Implantat

Das Aktionsbündnis gesundes Implantat ist ein einzigartiger Zusammenschluss von Industrieunternehmen, Fachverbänden, Fachverlagen sowie von namhaften Wissenschaftlern und Experten der Implantologie, Parodontologie und zahnmedizinischen Prävention. Die Initiative gründete sich im November 2011 unter dem Namen „Aktionsbündnis gegen Periimplantitis“, um ein Problembewusstsein zu schaffen und die Prophylaxe bei Implantatpatienten zu fördern. Bereits 2013 hat sich die Gemeinschaft in „Aktionsbündnis gesundes Implantat“ umbenannt und signalisiert damit noch stärker die Fokussierung auf Prävention und Gesunderhaltung von dentalen Implantaten.

„Eine hochwertige implantologische Versorgung muss engmaschig mit Diagnostik und Prophylaxe verknüpft werden. Patienten mit parodontalen Problemen müssen bereits vor konkreten Implantatplanungen umfassend therapiert werden und jeder Implantatpatient hat das Recht auf eine ausführliche Aufklärung zur Notwendigkeit der häuslichen und professionellen Pflegemaßnahmen. Alle Praxen benötigen hierbei strukturierte und evidenzbasierte Prozesse und das entsprechend geschulte Fachpersonal: Hier sehen wir die größten Herausforderungen, da der Fachkräftemangel in Deutschland und Europa leider noch weiter zunehmen wird und wir dringend an breiter Front ergänzende Qualifizierungsmaßnahmen für die Praxen und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anbieten müssen. Wir werden hierbei zukünftig nicht nur auf Präsenzkurse setzen können, sondern müssen zunehmend der Forderung nach Online-Angeboten „on demand“ nachkommen.“, so ZA Jan-Philipp Schmidt, Master of Oral Medicine in Implantology und Gründer des Aktionsbündnis gesundes Implantat.

Online-Anmeldungen für die ersten Qualifikations-Kurse des Aktionsbündnis gesundes Implantat finden Sie auf der Website der HARANNI ACADEMIE.