„Liefern und nicht lamentieren“, mit diesem Aufruf an die KZVen endete der Bericht des Vorstandsvorsitzenden der KZBV, Dr. Wolfgang Eßer. Ganz ohne Lamento kam Eßer in seiner rhetorisch engagierten Rede zwar auch nicht aus, befeuerte aber mit dem seit Beginn der laufenden Amtszeit 2017 „Gelieferten“ den Saal des Kölner Gürzenich, der es ihm dankte.
Bericht des Vorstandsvorsitzenden Dr. Wolfgang Eßer
Aber beginnen wir von vorne. Es fing schon gut an. Nochbundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte seinen Grußtag und dankte sich selbst als Maskenkönig, der Zahnärzteschaft für die Aufrechterhaltung der Versorgung in pandemischen Zeiten und der KZBV für die gute Zusammenarbeit. Er meinte es ernst. Alles. Wie ernst er es nahm, zeigte sich darin, dass er sich noch Zeit nahm für eine Frage-Gesprächsrunde mit Eßer. Sichtlich entspannt ließ sich Spahn zwei Zusagen entlocken: 1. Keine Sanktionen, für die, die trotz nachweislicher Bestellungen zum 1. Juli 2021 nicht ePA-fähig sind. 2. Wenn Spahn nach der Bundestagswahl nicht mehr Bundesgesundheitsminister sei, werde er für Kontinuität sorgen, dass den Investoren bei den IZMVZ weiter auf die Finger geschaut werde. 1. Ein klare Ansage. 2. Ein Versprechen – so voll wie leer.
Dann war die Bühne frei für Eßer himself. Und er nutzte sie 94 Minuten – für ein wahres Feuerwerk an „Geliefertem“: die Pandemiebewältigung beeindruckend gelungen, die Versorgung augrecht erhalten, Impfprio 1 für die Teams in den Corona-Schwerpunktpraxen und die mobilen Teams in der Pflege.
Kurze Pause im Höhenflug: der Frust über den verweigerten Schutzschirm. Ganz unten. Doch Licht am Horizont. Der Vorstand der KZBV zieht sich nicht schmollend zurück, sondern redet, bemüht sich und ringt weiter mit der Politik. Und wird gehört. In kleinen Schritten zu einem sich summierenden Erfolg: verlängerte Rückzahlungsfristen für die Liquiditätshilfe, der Strukturfonds zur finanziellen Unterstützung junger Praxen, die verzerrungsfreie Fortschreibung der Gesamtvergütungen in Pandemiezeiten, die Aufhebung der Vergütungsobergrenzen bis 2022, die Berücksichtigung der veränderten Morbidität für die Vergütungsverhandlungen für 2023.
Dann schnell der ermahnende Zeigefinger an die „Rabulisten“, die ihm einen Schmusekurs mit der Politik vorgeworfen hatten nach dem Schutzschirmdesaster – kleines Zwischenlamento in Richtung FVDZ- Bundesvorsitzender Harald Schrader. Verhandlungsgeschick mit Erfolgen, statt großer Gesten und leerer Händen.
Auf den ersten Streich folgt der nächste: Der GKV-SV hatte sich als Bundesmantelvertragspartener lange geweigert, sich an der Sicherstellung finanziell zu beteiligen. Auch dieser Gegner wurde niederverhandelt. Der Pandemiezuschlag an die Zahnärzteschaft beträgt bis 275 Millionen Euro. Für die Einzelpraxis bedeutet das vermutlich 5.000 Euro extra für den erhöhten Mehraufwand.
Und weiter: Trotz der Flut an Spahnschen Gesetzen und Verordnung wurde die neue PAR-Richtlinie durch den G-BA gebracht und den Bewertungsausschuss. Zahnmedizin auf dem Stand der Wissenschaft, betriebswirtschaftlich interessante Honorare und erstmals die Honorierung der „sprechenden Zahnmedizin“ – das sei ein Meilenstein, so Eßer und nicht nur er. Zur PAR-Richtlinie folgte das zweite steinige Zwischlamento. Der Gemeinte wird sich angesprochen gefühlt haben.
Zum Schluss: Frauen. Das Thema ist bei Eßer angekommen. Er weiß, dass den politisch adressierten Ankündigungen nun Tatsachen folgen müssen, bevor die politisch Verantwortlichen die Ein-Frau-Politik für Vorstände gesetzlich verordnen. Eßer mahnte die KZVen.
Der KZBV-Vorstand hat geliefert, es klang wie eine Bewerbungsrede für Eßer und Kollegen. Ein kleines Klagelied auf den steten Mann im Kreise des KZBV-Vorstands hat Eßer allerdings nicht geliefert.