Das Potenzial der Laserbehandlung ist in der Zahnheilkunde längst nicht ausgeschöpft. Aktuell zeigt ein bewährtes Er:YAG-System, wie sich schon mit einer einzigen Spitze ein enormes zusätzliches Indikationsspektrum im Bereich der Periimplantitis neu erschließen lässt.
Eine wesentliche Schwierigkeit bei der Behandlung von Periimplantitis besteht in Folgendem: Das „Scaling and Root Planing“ der Parodontaltherapie mit seiner hohen Erfolgswahrscheinlichkeit lässt sich nicht 1:1 auf die Periimplantitis-Therapie übertragen. Zum Beispiel sind verschiedene Implantatflächen schwer bis gar nicht erreichbar. Oder sie weisen eine gewisse Rauheit auf – das ist zwar gut für die Osseointegration, aber auch ein mögliches Rückzugsgebiet für potenziell pathogene Mikroorganismen und Abrieb aus der Instrumentierung. Bei solchen Mikroverschmutzungen stoßen selbst chemische Desinfektionsmaßnahmen schnell an ihre Grenzen.
Es liegt im Grunde nahe, an dieser Stelle einen Laser zu verwenden. Auch dies hat jedoch seine Tücken, denn klassische Geräte entwickeln zum Beispiel Temperaturspitzen, und diese können das Implantat schädigen und letztlich zu seiner Desintegration führen.Nicht so bei modernen Er:YAG-Lasersystemen wie dem AdvErL EVO (J. MORITA EUROPE GMBH): Der nur kurz andauernde Laserimpuls und die hohe Absorption der Laserstrahlung durch Wasser reduzieren die Wärmeentwicklung. Außerdem dringt die Energie nicht in tiefere Gewebeschichten ein. Eine solche Behandlung beugt Koagulationen vor und bewirkt eine heilungsfördernde Blutung. Zusätzlich profitieren Patienten von einer verschwindend geringen Schmerzbelastung – auch ohne Anästhesie.
Die Funktionsweise der Er:YAG-Laser basiert auf der Oberflächenreaktivierung durch die Energieabsorption von Wasser: Hierbei vergrößert sich das Volumen des Wassers explosionsartig um das 800- bis 1.000-Fache. Bakterien werden eliminiert, die erreichten Flächen sterilisiert und entzündetes Gewebe sowie kontaminierte Beläge entfernt.
Eine in die Applikationsspitzen des Lasers integrierte Wasser- und Luftzufuhr wie beim AdvErL EVO kann den Vorgang begünstigen. Zwar erfordert auch diese Form der Laserbehandlung einen chirurgischen Eingriff, jedoch ist das Risiko einer Schädigung gesunden Gewebes und intakter Implantatstrukturen minimiert. Außerdem stellt die Einsatzmöglichkeit bei der Periimplantitisbehandlung eine kleine Revolution dar: Denn anders als andere Therapieoptionen erlaubt die Effizienz eines solchen Er:YAG-Lasers die Behandlung von Fällen über die CIST-Klasse „C“ (CIST=Cumulative Interceptive Supportive Therapy) hinaus bis hin zur Klasse „D“.
Wie die Periimplantitis-Behandlung in der Praxis erfolgt, demonstriert ein klinischer Fall von PD Dr. Robert Nölken MSc., Fachzahnarzt für Oralchirurgie und Spezialist für Parodontologie der DGP.
Zunächst erfolgte die übliche Initialbehandlung inklusive einer Optimierung der Mundhygiene und der Einstellung des Nikotinabusus durch den Patienten und, aufgrund der starken Entzündungserscheinungen, einer Antibiose. Bei dem chirurgischen Eingriff wurde zunächst das Zahnfleisch aufgeklappt, dann unter Verwendung des Lasers das Granulationsgewebe entfernt und die freigelegten Implantatoberflächen gereinigt, desinfiziert und sterilisiert. Schließlich wurde der Knochendefekt mit doxycyclingetränktem autologem Knochenmaterial aufgefüllt. So konnte ein Fortschreiten der Entzündung aufgehalten und das Implantat erhalten werden.
Generell sind moderne Er:YAG-Laser eine minimal-invasive und dabei effektive Alternative zu gängigen Behandlungsmethoden von Periimplantitis. Im vorgestellten Fall schuf die schmale Applikationsspitze des AdvErL EVO ein freies Sichtfeld und das scaler-ähnliche Handstück, verbunden mit dem Hohlleiter (keine Spiegeltechnologie verbaut), erlaubte einen einfachen Zugang sowohl an der Seite der Knochenkavität als auch zu den Implantoberflächen.
Fortbildungen zu dieser und weiteren, vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten bietet unter anderem die Morita Laser Akademie. Die nächsten eintägigen Kurse finden hier zwischen Juni und November 2019 statt. Weitere Infos und Anmeldung bei Lukasz Hasske, E-Mail lhasske@morita.de.