Es hört sich nach einer verrückten Geschäftsidee an: ein komplettes Kit für zu Hause, um sich seine eigene Schiene anzufertigen. Und wo kommt es her? Amerika natürlich!
Das Unternehmen mit dem Namen „SmileDirectClub“ hört sich an wie ein Szeneclub. Seine Geschäftsidee besteht darin, sich Patientenabdrücke zuschicken zu lassen und diese dann nur noch zu drucken. Das 2014 gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Nashville, Tennessee setzt auf den 3D-Drucker von HP und produziert auf 49 HP Jet Fusion 4210 Druckern mittlerweile 50.000 Aligners täglich. Mittlerweile gibt es 366 SmileShop-Standorte und 5.400 Mitarbeiter. Weitere Standorte sind in Planung, auch in Deutschland.
Negative Bewertungen? Nicht hier!
Wer im Internet auf der Suche nach negativen oder unzufriedenen Erfahrungen und Meinungen von Kunden von „SmileDirectClub“ ist, sucht hier vergeblich. Das Unternehmen lässt sich bei jeder Erstattung eine Verschwiegenheitsklausel unterzeichnen. Wenig überraschend, dass es im Internet nur „strahlende“ Bewertungen gibt. Auch wundert es nicht, dass SmileDriectClub mit dieser positiven Bilanz auf der eigenen Webseite prahlt: „More than 750.000 satisfied grinners and counting.“
Brauchen wir keinen Zahnarzt mehr?
SmileDirectClub verzichtet nicht komplett auf den Zahnarzt. Das Unternehmen pflegt ein Netzwerk von 250 zugelassenen Zahnärzten und Kieferorthopäden, was die Sicherheit einer professionellen Behandlung gewährleisten soll. Kunden erhalten die Option, zuvor zu einem der lizensierten Zahnärzte oder Kieferorthopäden zu gehen. Wer darauf verzichtet, muss alles allein mit Hilfe der Gebrauchsanweisung erledigen.
Wenn man sich für den Zahnarzt entscheidet, kann man sich gegen Aufpreis von diesem einen sogenannten „Smile-Plan“ erstellen lassen. Dieser wird dann bei der Anfertigung zur Hilfe genommen, nachdem man seinen Abdruck zu Hause selbst genommen hat.
Was Zahnärzte können, können nur Zahnärzte
SmileDirectClub ist sicherlich attraktiv für Menschen mit Zahnarztangst und Patienten, die noch keine Schmerzen verspüren und sich den Gang zum Zahnarzt ersparen wollen. Dennoch bleibt zu hoffen, dass sich dieses Geschäftsmodell in Deutschland nicht durchsetzt. Nicht nur, weil es inzwischen gute Behandlungsformen auch im Umgang mit Angstpatienten gibt, sondern vor allem, weil sich das Risiko des unangenehmen Zahnarztbesuchs lediglich verschiebt. Nämlich auf den Zeitpunkt, wenn die Schiene nicht gut sitzt, drückt und Schmerzen verursacht.
Denn was eine ZFA, Zahnarzt und Zahntechniker gelernt haben, kann ja nicht so schwer sein. So wie es auch nicht schwer ist ein Flugzeug zu fliegen: reinsetzen, Hebel und Schalter betätigen, losfliegen…was soll da schon schief gehen?!
„Im Gang 11 neben den Konserven“?
So oder so ähnlich könnte es bald klingen, denn SmileDirectClub hat sich inzwischen eine Partnerschaft mit dem Retail-Giganten WalMart gesichert. Der Deal wurde am 6. Januar 2020 bekanntgegeben und sorgte dafür, dass sich der Aktienkurs von SmileDirectClub (NASDAQ: SDC) um 21 Prozent erhöhte.
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