Anzeige

„Unsere Mitarbeiter sind unser wichtigstes Kapital“

Dr. Daniel Wichels ist Vorsitzender des BNZK und Geschäftsführer von Zahneins.

Dr. Daniel Wichels, Gründer und Geschäftsführer von Zahneins, im dzw-Interview zum neuen Investor und zu den Auswirkungen des TSVG auf Investoren-ZMVZ

Dr. Daniel Wichels ist der Gründer und Geschäftsführer der Zahneins Gruppe, die den Aufbau eines bundesweiten Verbunds von Zahnarztpraxen verfolgt. Seit Ende 2019 ist ein neuer Investor an Bord von Zahneins. Zu diesem Thema, der Auswirkung des TSVG auf Investoren-ZMVZ und die Zukunft der Zahnmedizin sprach dzw mit Dr. Daniel Wichels. Die Fragen stellte Dr. Helge David.

Zahneins hat einen neuen Investor. Wie hat sich das entwickelt? Wer ist noch an Zahneins beteiligt?

Dr. Daniel Wichels: Zahneins ist in den vergangenen fast vier Jahren seit der Gründung sehr erfolgreich gewachsen. Als Gruppe sind wir heute Marktführer mit über 1.000 Mitarbeitern an 35 Standorten. Gemeinsam mit PAI Partners können wir dieses Wachstum fortsetzen und mit Blick auf Digitalisierung, Modernisierung und Personalmanagement verstärkt in die Weiterentwicklung unserer Praxen investieren und somit nachhaltig einen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten. Für diese nächste Phase haben wir mit PAI und deren Erfahrung in der Organisationsentwicklung genau den richtigen Partner gefunden. Es ist uns sehr wichtig, dass die Zahneins-Gründer und die beteiligten Zahnärzte weiterhin aktive Gesellschafter der Gruppe bleiben und so Einfluss auf unsere strategische Weiterentwicklung nehmen.

Wird sich die Strategie von Zahneins nun verändern?

Wichels: Die Strategie und das Vorgehen von Zahneins werden sich durch die Zusammenarbeit mit PAI Partners nicht verändern. Gemeinsam mit den Partner-Zahnärzten ist es weiterhin unser Ziel, Zahnmedizin für alle Patientinnen und Patienten anzubieten, qualitativ hochwertige Versorgungen nach modernsten medizinischen Standards. Unsere Mitarbeiter sind dabei unser wichtigstes Kapital. Deshalb steht für uns nach wie vor an erster Stelle, in unseren Praxen attraktive, zukunftsträchtige Arbeitsplätze mit vielen Karrieremöglichkeiten zu schaffen. So setzen wir uns zum Beispiel für flexible Arbeitszeitmodelle ein, ermutigen die praxisübergreifende Zusammenarbeit und machen uns für die individuelle, nachhaltige Förderung von unseren Kolleginnen und Kollegen stark. In diesem Sinne haben wir auch ein Zahneins-eigenes Fortbildungsprogramm entwickelt: Zur Aus- und Weiterbildung unseres Nachwuchses gibt es bei uns die „akademie eins“, bei der wir für alle Dentalberufe im Verbund sorgfältig ausgewählte Seminare und Lehrgänge anbieten.

PAI ist ein französischer Investor. Gibt es Pläne, in andere Länder zu expandieren?

Wichels: Unser Fokus liegt nach wie vor darauf, in Deutschland einen Praxisverbund aufzubauen, und hier mit professionellen Praxislösungen qualitätsorientierte und moderne Zahnmedizin anzubieten. Eine europäische Expansion schließen wir nicht aus, aktuell gibt es allerdings keine konkreten Pläne hierfür.

PAI hat nach eigenen Angaben eine durchschnittliche Investitionszeit von fünf Jahren. Wie wird es perspektivisch mit Zahneins weitergehen?

Wichels: PAI Partners bietet uns die Planungssicherheit, in den nächsten Jahren konsequent unsere Strategie zu verfolgen. Gemeinsam sind wir an einem nachhaltigen Wachstum der Gruppe interessiert. Gleichzeitig haben wir in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass unsere heutige Struktur, mitsamt Strategie, Leitung und operativen Prozessen auch unabhängig von unserem Investor in Zukunft weiter bestehen wird. Wir sind überzeugt, unsere Praxen und unser Konzept langfristig erfolgreich weiterzuentwickeln und als Verbund und attraktiver Arbeitgeber zu wachsen.

Mit dem TSVG gibt es nun ein Steuerungsinstrument für Investoren-ZMVZ. Beeinflusst das Ihre Wachstumsstrategie?

Wichels: Das TSVG hat Rahmenbedingungen für uns festgelegt, aber per se keinen Einfluss auf unsere Strategie. Die strukturellen und demographischen Herausforderungen, wie die Nachfolgeproblematik und der Wunsch der jungen Zahnärztinnen und Zahnärzte nach neuen Arbeitsmodellen, bleiben bestehen und legitimieren uns weiterhin als ganz normaler Bestandteil des Marktes in der Zahnmedizin. Wir können jedoch bereits sehen, dass die Marktanteilsbegrenzungen nach Planungsbereichen nicht zu einer Stärkung der Versorgung auf dem Land beitragen. Im Gegenteil: Sie werden die Versorgung eher schwächen. Dort, wo die Zahnarztdichte ohnehin gering ist, lässt sich eine Marktanteilsbegrenzung von 5, 10  oder 20 Prozent häufig in nur zwei oder drei Zahnärzte übersetzen. In den großen Städten gibt es dagegen weniger Einschränkungen. Damit werden Investoren von der Regelung de facto in die Städte gedrängt – eine Entwicklung, die man in der Vergangenheit den Investoren gerade vorgeworfen hat.

Von der Standespolitik heißt es, Investoren würden vor allem in Ballungsräumen ZMVZ gründen. Wie sieht das bei Zahneins aus?

Wichels: Zahneins hat bislang noch kein neues ZMVZ in Ballungsräumen gegründet, wir haben lediglich bereits lange bestehende, erfolgreiche Zahnarztpraxen in MVZ umgewandelt. Insofern ist die vorhandene Praxisstruktur für uns bedeutsam, nicht aber die geografische Lage. Außerdem hat die Bundesregierung in der Vergangenheit bestätigt, dass die Stadt-Land-Verteilung von Einzel- sowie Gemeinschaftspraxen und (Z)MVZ sehr ähnlich sind. Zahneins hat in im Übrigen mehrfach im ländlichen Raum investiert. So haben wir zum Beispiel in Ostfriesland bereits geschlossene Praxen wiedereröffnet und konnten damit die Versorgung dort nachhaltig stärken. Vor dem Hintergrund des TSVG sind unsere Handlungsmöglichkeiten auf dem Land inzwischen aber stark eingeschränkt worden.

Wie wird sich die Praxislandschaft verändern, wenn in den kommenden Jahren rund die Hälfte der niedergelassenen Zahnärzte in den Ruhestand gehen? Welche Rolle werden Investoren-ZMVZ dann spielen?

Wichels: Die aufkommende Ruhestandswelle wird dazu führen, dass viele Praxen keine Nachfolger finden und schließen müssen. Neben dem demographischen Wandel tragen hierzu auch die modernen Bedürfnisse der jungen Zahnärztinnen und Zahnärzte und der immer größer werdende Wunsch dieser, angestellt zu arbeiten, bei. ZMVZ werden neben allen anderen Praxisformen ein wichtiger Mosaikstein in der Sicherstellung der zahnärztlichen Versorgung in der Zukunft sein.