Die Corona-Pandemie bringt alle Gesundheitseinrichtungen an ihre Grenzen. Was tun? Darüber hat sich auch ein junger Mann in Freiberg am Neckar Gedanken gemacht. Seine Lösung: Nachdem er sein Tattoo-Studio schließen musste und plötzlich zeitliche und kreative Ressourcen zur Verfügung standen, hat sich Christian Richter kurzerhand daran gemacht, ehrenamtlich Plastik-Masken zu produzieren. Nun laufen seine 3D-Drucker im Keller ununterbrochen Tag und Nacht – und das Telefon steht nicht mehr still, denn der Bedarf ist gigantisch.
Es ist ein Surren, Saugen und Wummern zu hören. Die Geräusche erinnert ein wenig an eine Zahnarztpraxis. Hinter der Kellertüre sind die geschäftigen 3D-Drucker zu Gange: In sanften Bewegungen zieht der verkabelte Maschinenkopf seine Runden über das Druckbett, nach und nach entstehen so halbrunde Gebilde aus PETG. Der thermoplastische Kunststoff ist den meisten Menschen in Form der PET-Flaschen bekannt. Doch gerade in 3D-Druckverfahren wird Polyethylenterephthalat gerne und oft als Material eingesetzt.
"Ich wollte einfach helfen – in so hilflosen Zeiten"
Eigentlich druckt Christian Richter in seiner Hobby-Werkstatt auf seinen beiden 3D-Druckern Ersatzteile für das Motorrad, Comicfiguren wie Iron Man oder Kostüme aus Star Wars. „Da kam mir die Idee, mit dem Equipment in dieser aktuellen Situation etwas Nützliches herzustellen“, sagt der 40-Jährige. Im Alltag sind eher Zeichenblock, Tinte und Nadel sein Werkzeug: Richter betreibt seit 13 Jahren ein Tattoo-Studio in Heilbronn, das er gleich zu Beginn der Viruskrise auf Anordnung der Gesundheitsbehörden schließen musste. „Ich wollte einfach helfen – in so hilflosen Zeiten.“
Die Hilferufe von Freunden, die im Gesundheitswesen arbeiten, wurden immer lauter und dringlicher. Also besorgte sich der kreative Kopf eine Datei, die ein Gerätehersteller gerade kostenlos zur Verfügung stellt – damit Menschen mit entsprechender Ausstattung auf unkomplizierte Weise anderen Menschen helfen können. Egal ob in schwarz oder grau, gold oder blau: Gedruckt wird im so genannten Filament-Verfahren von Spulen. Grundvoraussetzung ist ein druckfähiges, digitales 3D-Modell. Dieses wird von einem Computerprogramm in eine Vielzahl von Schichten zerlegt. Genau diese werden nach und nach mit geschmolzenem Kunststoff von einem Extruder auf eine Werkplattform aufgetragen. Sobald das Material abkühlt, härtet es schnell aus.
16 Masken in 24 Stunden mit einem Kilo PETG
Momentan spuckt der 3D-Drucker in 24 Stunden 16 Masken aus, verbraucht wird dabei ein Kilogramm PETG. Aus dem Drucker kommen die Kopfringe, diese erhalten anschließend ein Gummiband. Parallel dazu schneidet Christian Richter mit einem Cutter von Hand aus VIVAK-PETG-Glas die passenden Schilder – die übrigens eine Größe von 24 auf 24 Zentimeter haben und somit das gesamte Gesicht und den Hals bedecken können. „Da ist viel Handarbeit dabei, es braucht eine ganze Reihe an manuellen Fertigungsschritten. Die Maske wird dann noch im Desinfektionsbad gereinigt und in Einweg-Zip-Beuteln verpackt.“
Uneigennützig und schnell helfen – das treibt den Freiberger an. Seine Arbeitszeit sieht er als ehrenamtliches Engagement in der Krise. „Schnell wurde klar, dass das Material doch etwas mehr kostet als gedacht. Also konnte ich Freunde und Bekannte dafür gewinnen, mit einer Spende mitzumachen.“ Viele haben schon geholfen, was ihn dankbar stimmt.
Jede kleine Spende hilft, noch mehr Gesichtsschilder herzustellen
Rasend schnell hat sich in der Region herumgesprochen, dass da eine tatkräftige Privatperson mit anpackt in der Krise und genau das herstellt, was in den hiesigen Krankenhäusern, Notaufnahmen, offiziellen Abstrichstellen und in den ärztlichen sowie zahnärztlichen Notdiensten so dringend gebraucht wird. Nach einem Spendenaufruf in den sozialen Medien gingen die Anfragen durch die Decke, das Telefon steht nun nicht mehr still. Richter: „So viele Einrichtungen wollen und brauchen diese Masken. Nun laufen die Drucker non-stop. Ich habe einen weiteren Drucker ausgeliehen und könnte noch weitere Geräte anschaffen.“ Doch das ist für den Privatmann jetzt nur noch mit größerer Unterstützung möglich. „Jede kleine Spende hilft dabei, noch schneller und noch mehr Gesichtsschilder zu produzieren.“
Wer helfen möchte, kann sich per E-Mail an Christian Richter wenden an info@liquidink-tattoo.com