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Praxisabgabe (2): Planung von Abgabe und Übernahme gleich beidseitiger Erfolg

Vorbereitung ist alles: Horst Willeweit über die Existenzgründung in Form der Praxisübernahme (Teil 2)

Grundsätzlich hat der approbierte, junge und zulassungsfähige Zahnarzt die Möglichkeit, sich frei an jedem Punkt in Deutschland niederzulassen. Zudem noch in Form einer Vielzahl von Konstellationen – von der klassischen Neugründung über die Sozietät bis hin zu einer Anstellung in Investoren-MVZs. Zu beobachten ist gleichwohl eine gewisse Zurückhaltung, was das Interesse an der Existenzgründung angeht. Dieser Zusammenhang erklärt sich, zumeist unausgesprochen, aus dem Umstand, dass wir es gar nicht so selten mit einer Erbengeneration in spe zu tun haben, die sich, 30-jährig, bereits wirtschaftlich wohlhabend für das Gesamtleben gerüstet sieht. Zumeist ein Trugschluss.

Weiter ist spätestens durch Erfahrungen während der Vorbereitungszeit die Erkenntnis eingetreten, dass das eigene Können für eine umfassende zahnärztliche Tätigkeit (noch) nicht ausreicht. Es mangelt an Selbstvertrauen. In der Folge wählt man ein Curriculum hier, noch einem Curriculum dort, und erfährt, dass es auch noch die Angestelltentätigkeit gibt, in denen man, verglichen mit der Selbstständigkeit, in vergleichsweise bequemer Weise etwa zwei Drittel des Einkommens aus selbstständiger Tätigkeit erlangen kann. Wozu also die Schuhe anziehen?

Vor dem Hintergrund, dass um die 80 Prozent der in der Zahnmedizin Examinierten Frauen sind, gewinnt diese Betrachtung zusätzlich an Gewicht. Es kommen Umstände der Familienplanung und die Erfahrung, dass der Ehepartner in einem anderen Beruf ja auch Geld in die Familie einbringt, hinzu. Da wird die berufliche Arbeitszeit der jungen Mutter völlig nachvollziehbar klein. Die Berufsausübung reduziert sich dann oft auf Kons, Endo und Kinderzahnheilkunde. Im Ergebnis werden mittel- und langfristig die zahnärztlichen Leistungsstunden für die Patienten in Deutschland verknappt. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass die Vollzeit engagierte Zahnärzteschaft in eigener Praxis viele Chancen hat, wirtschaftlich besonders erfolgreich sein zu können. Erfolgreich mit gleich mehreren Zweigpraxen, einer Vielzahl angestellter Zahnärzte und eigenem Praxislabor.

Dabei ist klar zu sehen, dass kaum ein anderer Berufsstand einfachere und gesichertere Chancen hat als der des Zahnarztes. Die Bedarfslage zur Zahnbehandlung in der Bevölkerung wächst von selbst nach. Der Bema kann auskömmlich genutzt werden. Dazu gibt es die breite Zugriffsmöglichkeit auf Abdingungen hin zur GOZ, beispielsweise als Ausweg aus Budgetdeckelungen. Ein Umstand, um den Humanmediziner die Zahnärzte beneiden.

Zurück zur Planung einer Praxisübernahme. Was bezogen auf die Lebensleistungsfähigkeit regelmäßig kaum Beachtung findet: Wenn ein 30-Jähriger ein Jahr älter wird, wird er proportional doppelt so schnell alt wie sein 60-jähriger Kollege im Gedanken an seinen Ruhestand; will sagen: in der Jugend liegt die Kraft – carpe diem! Nun ist es sicherlich zu kurz gesprungen, grundsätzlich zu sagen „Für mich kommt ausschließlich eine Übernahme in Frage“. Wie viel vorteilhafter ist es doch, sich schriftlich selbst zu beantworten: „Wohin will ich?“. In der Aufzählung können Überschriften mit Inhalten gefüllt werden:

  • Wie viele Wochenarbeitsstunden setze ich ein?
  • Welche Behandlungsschwerpunkte möchte ich haben?
  • Wie hoch werden meine Lebenshaltungskosten sein?
  • Wie viel Gewinn/Einkommen will ich erzielen?
  • Welcher Teil der Berufsausübung liegt mir nicht?
  • Wie viel Assistenzpersonal werde ich zum Erreichen meiner Ziele benötigen?
  • Bin ich Einzelkämpfer oder bin ich dauerhaft kompromissfähig und nutze die Mehrbehandlermöglichkeit unter einem Dach? Merke: Die Freiheit ist zuerst immer die Freiheit des anderen!
  • Welcher Standort ist geografisch, landschaftlich, freizeitmäßig für mich und meine Familie der richtige?
  • Wie will ich mich an meinem Wohnort gesellschaftlich einbringen?

Füllen Sie diese Überschriften gemeinsam mit Ihrem privaten Partner mit Details.

Das größere Risiko eröffnet größere Chancen für den wirtschaftlichen Erfolg. Aber stets mit mehr Einsatz für die Momente des Unternehmertums. Zuvorderst mehr Zeiteinsatz, gepaart mit dem Aufwand, neue Wege zu gehen. Was die Wege angeht, so wird eine Übernahme auch immer Kraft kosten, um nicht in den bisherigen Spuren des Vorgängers eingegleist zu bleiben. Da sind die, hoffentlich wiederkehrenden, Patienten mit den Gedanken, ob der/die Neue denn auch gut ist? Assistenzpersonal verabredet untereinander: „… das lassen wir dem Neuen aber von vornherein nicht durchgehen …“, oder die übernommene, so wichtige Verwaltungsassistenz beschließt: „Ist mir doch egal, wer unter mir Chef ist …“

Erschwerend schallt es der jungen Zahnärzteschaft aus den Mündern der (arbeitgebenden) etablierten und gestandenen Kollegenschaft entgegen: „Ihr NC war doch gut, mussten Sie denn Zahnmedizin studieren? Früher war es erträglich heute ist alles soooo kompliziert, kein Personal ist zu bekommen, die Verwaltungsarbeit frisst uns auf. Die Politik ist gegen uns. Und es wird schlimmer werden!“ Vergangenheit schönt halt zumeist. Wer als Junior nun keinen Einblick in die Zahlen selbstständiger zahnärztlicher Berufsausübung hat, könnte schnell geneigt sein, diesen Warnungen zu glauben.

Empfohlen ist es dem zahnärztlichen Nachwuchs, sich Gewissheit über die eigene Leistungsfähigkeit zu verschaffen. Tägliche Leistungsausdrucke liefert die Verwaltungs-EDV des Chefs. Gegen Blumen oder Pralinen bekommen sie diese per Ausdruck von der ZFV.

Vergleichen Sie die Zahlen

Vergleichen Sie Ihre Zahlen mit denen Ihres Chefs und gewichten Sie, welche „fetten“ Behandlungsfälle in selbstständiger Tätigkeit Ihnen zugefallen wären, dann bekommen Sie zum Beispiel über die ersten vier Quartale Ihrer Vorbereitungszeit hinweg eine Einschätzung Ihrer eigenen Leistungsfähigkeit und eine Unterlage, die Sie zur Prüfung von Niederlassungsmöglichkeiten im Zeitraum von Q5 bis Q8, dem Datum Ihrer Zulassungsfähigkeit, für Vergleiche nutzen können.

Es geht darum, dass sich junge Zahnmediziner eine persönliche Wissensbasis in Sachen Wirtschaftlichkeit aufbauen, um damit aus den unterschiedlichen Empfehlungen des Angebotsmarkts zur Existenzgründung selbst verifizieren zu können. Wie vorteilhaft ist es doch, mit starkem Rücken entscheiden zu können, und nicht lediglich glauben zu müssen.
So gerüstet, kann die Suche nach Existenzgründungsangeboten beginnen. Erscheint eine Offerte von Interesse, hilft das eigene, schriftliche Vorhabensgerüst, deren Inhalt abzugleichen. Die Vorhabensliste des Abgebers dagegenhaltend wird schnell deutlich, ob die Adresse geeignet ist. 

Testen Sie mehrere Angebote in dichter Folge, gewinnen Sie zusätzliche Sicherheit und optimieren so Ihr Vorhabensgerüst. Bald werden Sie bemerken, dass es nicht etwa gegenüber der Praxisneugründung billiger ist, eine Praxis zu übernehmen, in der alles schon gut organisiert läuft. Im Fünfjahresvergleich sind die Kosten für beide Wege gleich. Jedenfalls dann, wenn die übernommene Praxis auf die Höhe der Zeit gebracht wird, was angesichts des Wettbewerbs und der Ansprüche der Patienten notwendig ist. 

Angesichts der Existenzgründungskredite kann unbedingt empfohlen werden, alles, was mittelfristig investiert werden soll, gleich bei der Übernahme zusätzlich zum Kaufpreis der Praxis sofort anzuschaffen. Neue Geräte machen mehr Freude. Zumal, wenn damit ein zusätzliches Profitcenter eröffnet wird, es hält länger und bedeutet weniger Reparaturaufwand. Nachinvestitionen, die üblicherweise auf dem Nachrüstungszettel zu übernehmender Praxen stehen: CAD/CAM im Chairside-Verfahren, 3-D-OPG, Update der EDV-Anlage, ein Raum für die dezidierte Patientenberatung. Raumluftkühlanlagen sind manchmal bereists vorhanden (wie vorgeschrieben mit HP14-Filterung?). Auch und gerade in den Wiederaufbereitungsräumen ist oft manches zu optimieren. Wappnen sich Übernahmeinteressenten mit den Kosten dieser Modernisierungsinvestitionen und addieren sie diese zum Übernahmepreis, kann rasch die perspektivische Ertragslage als Grundlage für oder gegen den Kaufentscheid erkannt werden. Eine gelegentlich anzutreffende Strategie war, eine relativ abgewirtschaftete niedrigpreisige Altpraxis zu erwerben, um das Personal zu bekommen, und danach eine Neugründung mit eingespieltem Personal am selben Ort zu realisieren.

Resümierend kann gesagt werden, dass eine gute, allgemeine Vorbereitung auf Übernahmekontakte Entscheidungen beschleunigt, Abgeber beeindruckt und Existenzgründungssuchende in ihrer Einschätzung zum Ja oder Nein stärkt. 

Horst Willeweit, Bielefeld

(wird fortgesetzt)

Titelbild: Ratirath − stock.adobe.com

Horst Willeweit

Nach 45 Jahren als Praxiseinrichter ist Horst Willeweit im Feld der Dienstleistungen für Dentalhandel, Herstellung sowie der Wertermittlung zahnärztlicher Praxen und zahntechnischer Labore bundesweit tätig (Abgaben/Übernahmen, materiell wie ideell/Goodwill).
Kontakt auf www.willeweit.de

Mitglied seit

7 Jahre 2 Monate