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KZV BW befürchtet Ausdünnung der zahnärztlichen Versorgung im ländlichen Raum

Eine Bürgerversicherung wird gravierende Folgen für die Bürgerinnen und Bürger sowie die Zahnärztinnen und Zahnärzte in Baden-Württemberg haben: Im ländlichen Raum würden 534 Zahnärzte und 2.350 Arbeitsplätze für Zahnarzthelferinnen und -helfer und Praxispersonal in den nächsten zehn Jahren wegfallen.

Zu diesem Ergebnis kommt der Sachverständige Prof. Dr. Wolfgang Merk im Gutachten zu den Auswirkungen der Einführung einer Bürgerversicherung für die zahnmedizinische Versorgung. Das Gutachten wurde vergangene Woche in der Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KZV BW) in Stuttgart vorgestellt.

„Über die Ergebnisse des aktuell vorgelegten Gutachtens des Sachverständigeninstituts Prof. Dr. Wolfgang Merk sind wir zutiefst alarmiert. Eine Bürgerversicherung wird danach gerade in Baden-Württemberg gravierende Folgen für die Bürgerinnen und Bürger sowie die Zahnärztinnen und Zahnärzte haben“, betonte Dr. Ute Maier, Vorstandsvorsitzende der KZV BW.

Das Experiment eines Systemumstiegs könnte gerade Baden-Württemberg als großes Flächenland mit einer Vielzahl von ländlichen geprägten Strukturen ins Mark treffen, so die Befürchtung der KZV BW.

Das Experiment eines Systemumstiegs könnte gerade Baden-Württemberg als großes Flächenland mit einer Vielzahl von ländlichen geprägten Strukturen ins Mark treffen, so die Befürchtung der KZV BW.

Nachfolger für 649 Zahnärzte in den kommenden zehn Jahren

In Gemeinden bis zu 10.000 Einwohner müssen altersbedingt für 649 Zahnärzte in den nächsten zehn Jahren Nachfolger gefunden werden. Kommt die Bürgerversicherung mit einer einheitlichen Gebührenordnung und fällt die private Krankenvollversicherung weg, sind drastische finanzielle Auswirkungen zu befürchten. Das bedeutet: Es können nur noch Praxen nachbesetzt werden, die auch nach Einführung einer Bürgerversicherung wirtschaftlich sind. Dies wird insbesondere für den ländlichen Raum Folgen haben.


Was ist die Bürgerversicherung?
Unter diesem Begriff verstehen SPD, B90/Die Grünen und Die Linke ein Versicherungssystem bei dem (mittelfristig) alle Bürgerinnen und Bürger gesetzlich versichert sind. Es beinhaltet eine einheitliche Gebührenordnung für gesetzlich und privat Versicherte. Anreize für eine private Krankenversicherung sollen wegfallen. Zusatzbeiträge bei den gesetzlichen Versicherung sollen wegfallen und somit ein gleicher Anteil zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer an der Finanzierung gewährleistet werden. Beamte sollen ebenfalls gesetzlich versichert werden.


Merk prognostiziert, dass bis zu 534 Zahnärzte und zusätzlich bis zu 2.350 Arbeitsplätze für Zahnarzthelferinnen und -helfer und Praxispersonal in Kommunen bis zu 10.000 Einwohner wegfallen werden. Dies würde ein Ausbluten der örtlichen Strukturen in den Gemeinden mit gravierenden Folgen nicht nur für die gesundheitliche Versorgung der Menschen, sondern auch für die gesamte Infrastruktur bedeuten.

Ländlich geprägte Strukturen

„Das Experiment eines Systemumstiegs wird gerade Baden-Württemberg als großes Flächenland mit einer Vielzahl von ländlichen geprägten Strukturen ins Mark treffen“, so Maier. Bedrohte Arbeitsplätze in den Zahnarztpraxen (Arztpraxen) sind in überwiegender Mehrheit von Frauen besetzt, in einem großen Maße sind es Teilzeitbeschäftigte. Vor allem in den ländlich geprägten Gemeinden ist es zudem deutlich beschwerlicher gleichwertige Arbeitsplätze zu finden.

„Die Bürgerversicherung kann für die Bürgerinnen und Bürger bedeuten: kein Zahnarzt vor Ort, längere Wege zur nächsten Praxis, eine schlechtere Versorgung und eine massive Schwächung des ländlichen Raums“, resümiert die Vorstandsvorsitzende.

In einem Schreiben an Ministerpräsident Winfried Kretschmann betont Dr. Ute Maier, dass die Einführung der Bürgerversicherung unter Berücksichtigung der dargestellten Gesichtspunkte dem Landeswohl widerspricht. Maier: „Im Namen der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg bitte ich Sie deshalb, dass sich die Landesregierung Baden-Württembergs entschieden gegen die Einführung einer Bürgerversicherung stellt. Des Weiteren bitten wir Sie, sich innerhalb Ihrer Partei dafür einzusetzen, dass im Falle einer Regierungsbeteiligung auf Bundesebene von diesen Plänen Abstand genommen wird.“