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Prävention für Menschen mit Handicap

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Prävention für Menschen mit Handicap

Rund acht Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer Schwerbehinderung. Das entspricht etwa neun Prozent der Gesamtbevölkerung. Ein Drittel der schwerbehinderten Menschen ist 75 Jahre alt und älter.

In neun von zehn Fällen löst eine Krankheit die Behinderung aus. Somit kann es jeden treffen. Mit körperlicher oder geistiger Behinderung fällt die tägliche Mundhygiene nicht immer leicht. Der Besuch in der Zahnarztpraxis (Abb. 1) erfolgt manchmal erst, wenn Beschwerden auftreten. Damit es gar nicht erst so weit kommt, hat die Prävention gerade für Menschen mit Behinderung einen hohen Stellenwert.

Krankheitsrisiken sind höher

„Das Risiko für Karies, Parodontitis und Erkrankungen der Mundschleimhaut ist für Menschen mit Pflegebedarf oder einer Behinderung höher im Vergleich zum Durchschnitt der Bevölkerung“, erläuterte dazu Prof. Dr. Christoph Benz, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Alterszahnmedizin und Präsident der Bundeszahnärztekammer. „Das birgt auch Risiken für die Gesundheit des ganzen Körpers, denn die Mundgesundheit hängt eng mit der Gesamtgesundheit zusammen.“

Geeignete Zahnbürste hilft beim Putzen

Motivation und Geduld, feste Rituale und die richtige Ausstattung können die Zahnpflege fördern. Unter Anleitung kann sorgfältige Mundhygiene trainiert werden. Zahnärzt:innen helfen auch, eine geeignete Zahnbürste für die Patient:innen auszuwählen. Je nach Art der Behinderung kann so die Zahnpflege erleichtert werden.

Um die Bürste besser halten zu können, sind spezielle Aufsteckgriffe oder ein aufgesteckter Gummifahrradgriff durchaus sinnvoll. Eine sogenannte Dreikopfzahnbürste entfernt Zahnbelag sehr effektiv und reinigt Zähne gründlich. Elektrische Zahnbürsten vereinfachen die Bewegungsabläufe und es fällt leichter, die Zähne gut zu säubern.

Erklärvideos für Pflegende mit vielen Tipps

Wenn die eigenständige Mundhygiene nicht oder nur eingeschränkt möglich ist, sollten auch die Angehörigen oder die Betreuer:innen eine Schulung erhalten. Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) haben gemeinsam die wichtigsten Hinweise zur Mund- und Zahnpflege von Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderung in Erklärvideos zusammengefasst.

Familienangehörige und Pflegepersonal finden diese auf YouTube. Auch wenn die zu betreuende Person nicht immer kooperiert, ist es besser, zumindest einen Teil der Zähne zu putzen als gar nicht. Manchmal ist gerade abends nicht viel Zeit. Dann kann es empfehlenswert sein, die Zähne bereits am Nachmittag in ruhiger Atmosphäre zu säubern.

Foto einer zahnmedizinischen Behandlung bei Patient mit Behinderung

Abb. 2: Für die Behandlung von Menschen mit Behinderung sollte mehr Zeit eingeplant werden.

Krankheiten im Mund haben Einfluss auf ganzen Körper

Insbesondere Menschen mit geistiger Behinderung können oft die tägliche Mundhygiene und den Besuch in der Zahnarztpraxis nicht eigenverantwortlich übernehmen und haben daher ein besonders hohes Risiko für Karies und andere Erkrankungen. Sie sind häufig auf fremde Hilfe angewiesen. Einige können Beschwerden wie Schmerzen nicht gut äußern.

Ändert sich das Essverhalten – verweigert die oder der zu Betreuende plötzlich Lieblingsspeisen oder harte Nahrung wie z. B. Brotrinde –, kann dies jedoch auf Zahnschmerzen hindeuten. Starker Mundgeruch kann auf eine Entzündung schließen lassen. Karies, Parodontitis oder Erkrankungen der Mundschleimhaut können die Gesundheit und die Lebensqualität jedoch stark einschränken.

Denn nur mit gesunden Zähnen und gesundem Mund sowie gut sitzendem Zahnersatz ist es möglich, schmerzfrei zu essen, zu trinken und zu sprechen. Auch wirken sich Erkrankungen im Mund ungünstig auf die Gesundheit des ganzen Körpers aus. So können Entzündungen in der Mundhöhle Allgemeinerkrankungen wie z. B. Diabetes oder Herz-Kreislauf-Krankheiten fördern.

Besondere Bedürfnisse beim Zahnarzt ansprechen

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen – am besten zweimal im Jahr – tragen ebenso dazu bei, dass Zähne und Mund gesund bleiben. „Die Art und Ausprägung der Behinderung ist bei den einzelnen Menschen sehr individuell. Abhängig davon lassen sich viele Menschen gut untersuchen und behandeln.

Bei anderen erschwert die Behinderung den Besuch in der Zahnarztpraxis, beispielsweise wenn spastische Anfälle auftreten“, so Benz. Je nachdem wie es für die Patient:innen möglich ist zu kooperieren, ist für den Besuch mehr Zeit einzuplanen (Abb. 2). Bereits bei der Vereinbarung des Termins sollte die betreuende Person auf besondere Bedürfnisse hinweisen. So kann sich das Praxisteam schon im Vorfeld gut auf die Patient:innen einstellen.

Kurze Wartezeiten, dafür ausreichend Zeit für Untersuchung und Behandlung beugen möglichem Stress vor. Die Behandlung auf mehrere Termine mit kleineren Behandlungseinheiten aufzuteilen, kann sinnvoll sein.

Wenn Patient:innen mit Behinderung große Angst vor der Behandlung haben oder eine notwendige Kooperation nicht möglich ist, kann die Behandlung unter einer Vollnarkose erfolgen.

Spezialisierte Zahnarztpraxen finden

Spezielle Sprechzeiten für Menschen mit Behinderung können den Besuch in der Zahnarztpraxis vereinfachen. Gerade Betreuer:innen von Wohngruppen können so mit mehreren Patientinnen und Patienten gleichzeitig einen Termin wahrnehmen. Die Zahnärztekammern der einzelnen Bundesländer informieren Patient:innen über Zahnarztpraxen, die sich auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung spezialisiert haben.

Die Adressen sind hier zu finden. Ist es gesetzlich Versicherten nicht möglich, in eine Zahnarztpraxis zu kommen, gibt es die Möglichkeit einer „aufsuchenden Betreuung“. Das bedeutet, dass die Zahnärzt:innen nach Hause oder in eine betreute Wohneinrichtung kommen. Im Jahr 2021 waren dies rund 900.000 Besuche. Privat Versicherte können bei ihrer Krankenkasse nachfragen, ob sie diese Leistung anbietet.

Infos in Leichter Sprache rund um gesunde Zähne

Special Olympics Deutschland bietet mit der Webseite einen niedrigschwelligen, barrierefreien Zugang zu Gesundheitsinformationen in Leichter Sprache an. Und hier finden Menschen mit Behinderung leicht zugängliche Informationen über gesunde Zähne.

Quelle: proDente e. V.

Titelbild: © proDente e. V

prophylaxe impuls

prophylaxe impuls ist eine zahnärztliche Fachzeitschrift. Sie erscheint vierteljährlich und wird vom zfv Zahnärztlicher Fach-Verlag, Herne, herausgegeben. Das redaktionelle Konzept zeigt auch das Alleinstellungsmerkmal des Fachmagazins: prophylaxe impuls vereint in jeder Ausgabe Wissenschaft und Praxis.

Verantwortlicher Redakteur ist Prof. Dr. S. Zimmer, Universität Witten/Herdecke, Leiter des Departments für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Witten.

Zielgruppe des Fachmagazins ist die Prophylaxe-orientierte Zahnarztpraxis. Die zwei redaktionellen Schwerpunkte Wissenschaft und Praxis binden einerseits Zahnärztinnen und Zahnärzte ein und bieten anderseits für die Prophylaxe-Mitarbeiter/innen praxis- und patientenbezogene Informationen.

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