Karies frühzeitig erkennen und die natürliche Zahnsubstanz weitestgehend erhalten, das sollen sensitive Diagnose- und Behandlungsmethoden leisten. Doch wie hoch ist das Risiko, dass gesunde Zähne fälschlicherweise als kariös diagnostiziert werden? Wissenschaftler der Charité Universitätsmedizin Berlin haben Methoden zur Kariesdetektion mit einer anschließenden Therapieform kombiniert und deren langfristigen Nutzen analysiert. Die Ergebnisse der Studie sind im Journal Dental Research veröffentlicht.
Fakten: Verfahren zur Kariesdiagnostik
• Visuell/taktile Inspektion (Spiegel, Sonde)
• Sensibilitätstest
• Röntgen (Bissflügelaufnahme)
• Faseroptische Transillumination
• Laserfluoreszenz
• Elektrische Widerstandsmessung
• Kariesdetektoren
Zur routinemäßigen Karieskontrolle und zur Verlaufskontrolle gehört stets die visuelle/taktile Inspektion des Mundraums, kombiniert mit weiteren Verfahren wie Röntgen, Transillumination, Laser oder Kariesdetektor.
Karies in den Fissuren oder im Approximalraum ist oft versteckt und schwer zu diagnostizieren. Visuell-taktile Inspektionen mit Spiegel und Sonde reichen oftmals nicht aus. Präzisere Befunde sollen Röntgen-Untersuchungen und moderne Verfahren mittels Laserfluoreszenz liefern. Die Fluoreszenz ist ein lichtoptisches Phänomen, bei dem die Zahnsubstanz nach der Bestrahlung mit Licht einer bestimmten Wellenlänge selbst aufleuchtet.
„Der Nutzen der gewählten Diagnosemethode für die Gesundheit ist nicht allein abhängig von der Genauigkeit, sondern auch von der anschließend gewählten Behandlungsform und der Kariesanfälligkeit eines Menschen“, sagt PD Dr. Falk Schwendicke von der Abteilung für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin der Charité. Gemeinsam mit seinem Forschungsteam hat er anhand eines Computermodells bei Personen mit geringem und hohem Kariesvorkommen drei verschiedene Detektions- und Therapieverfahren miteinander kombiniert und die Langzeitfolgen analysiert. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass beim Einsatz von Röntgenuntersuchungen oder lichtoptischen Verfahren mit Laserfluoreszenz das Risiko einer Fehldiagnose hoch ist, insbesondere bei Menschen mit geringem Kariesvorkommen.
Unabhängig von der Detektionsmethode hat die anschließend gewählte Therapie den größeren Einfluss auf den Gesundheitsnutzen: Stets invasiv vorzugehen, kann weniger Zähne erhalten und ist zudem kostenintensiver als eine Behandlung der betroffenen Stellen mit Fluoridlack oder einer Kariesversiegelung. „Die Kombination von visuell-taktiler Inspektion oder Röntgen-Untersuchung mit einer Kariesversiegelung hat die höchste Wahrscheinlichkeit, effektiv zu sein“, resümiert Schwendicke.
Die Studienergebnisse legen nahe, Methoden zur Kariesdiagnose nicht nur hinsichtlich ihrer Genauigkeit zu bewerten, sondern auch den Langzeitnutzen zu berücksichtigen [Falk Schwendicke, Michael Stolpe, Hendrik Meyer-Lueckel, Sebastian Paris. Detecting and Treating Occlusal Caries Lesions: A Cost-Effectiveness Analysis.
Journal Dental Research, Feb. 2015, Vol. 94(2) 272-80. doi: 10.1177/0022034514561260].