Die Gründer des Start-ups happybrush haben noch viel vor: Nach ihrem Auftritt in der TV-Show „Höhle der Löwen“ schnellte die Nachfrage nach ihren elektrischen Zahnbürsten und veganen Zahnpasten in die Höhe. Aktuell entwickeln Florian Kiener und Stefan Walter mit einem Team aus Zahnärzten, Ingenieuren, Pädagogen und Familien eine elektrische Kinderzahnbürste. Die soll per App spielerisch zum Zähneputzen animieren. Was die happybrush Kids alles kann, erzählte Stefan Walter DZW-Redakteurin Evelyn Stolberg im Interview.
Warum entwickeln Sie eine Kinderzahnbürste?
Stefan Walter: Wir haben von vielen Eltern das Feedback erhalten, dass sie sich eine zeitgemäße elektrische Kinderzahnbürste von uns wünschen. Und wir finden, eine Zahnbürste für Kinder ist eine tolle Ergänzung zu unserem jetzigen Angebot, das aus elektrischen Zahnbürsten und Zahnpasten für Erwachsene besteht – unser Portfolio soll ohnehin noch größer werden.
Wird es auch eine passende Kinderzahnpasta geben?
Walter: Ja, die entwickeln wir auch gerade. Eine wird mit angepasstem Natriumfluoridgehalt und noch geheimem Zusatzwirkstoff für Kinder im Alter von eins bis sechs Jahren sein, die andere für Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren. Wir arbeiten daran, dass die Zahnpasta pünktlich zur Einführung der happybrush Kids in wenigen Monaten auf den Markt kommt. Wie die Zahnpasten für Erwachsene wird sie ohne bedenkliche Inhaltsstoffe hergestellt und in einer recycelbaren Tube ohne Aluminiumsiegel verpackt.
Die happybrush Kids soll den Nachwuchs zum gründlichen Zähneputzen motivieren. Was haben Sie sich dafür überlegt?
Walter: Wenn sich die happybrush Kids mit unserer passenden App verbindet, eröffnet sich auf dem Smartphone oder Tablet ein tierischer Kosmos. Dort leben die Avatare Koko (Koala) und Leo (Löwe). Die animierten, tierischen Freunde begleiten die Kinder beim Zähneputzen. Sie weisen sie etwa darauf hin, wenn die Fläche eines Zahns noch nicht gründlich geputzt wurde. Gutes Putzverhalten wird mit Sternen belohnt, die man gegen Accessoires für sein Tier eintauschen oder für die Freischaltung neuer Welten wie Dschungel, Mond- oder Burgenlandschaft verwenden kann.
Was werden Zahnbürste plus App kosten?
Walter: Das Starterkit, das aus Zahnbürste und Ladestation besteht, wird rund 50 Euro analog zur Zahnbürste für Erwachsene kosten. In der happybrush Kids steckt jede Menge zeitgemäße Technologie: Bluetooth Light zur Verbindung mit der App, ein Bewegungssensor und noch vieles mehr. Die App selbst wird kostenlos sein, und die Zahnbürste können die Kinder auch ohne App nutzen. Die Daten zum Putzverhalten gehen dann trotzdem nicht verloren, denn im Griff befindet sich ein Speicher, über den man die Putzhistorie auch zu einem späteren Zeitpunkt auslesen kann.
Was genau bringt es, dass die Zahnbürste via Bluetooth die Putzbewegungen in Echtzeit an die App überträgt?
Walter: Zum einen ist das Kind hoffentlich mit Freude dabei, sich zwei Minuten die Zähne gründlich zu putzen. Zum anderen erhoffen wir uns auch einen nachhaltig pädagogischen Effekt, weil das Kind visuell sehr genau dargestellt bekommt, wo es noch nicht genug geputzt hat. Falls das so ist, hat das Kind auch nach dem zweiminütigen Putzspiel noch die Möglichkeit, die kritische Stelle erneut zu putzen, um doch noch einen Belohnungsstern zu erhalten.
Wie haben die Testfamilien auf die App und die Spielwelten reagiert?
Walter: Unglaublich positiv. Anfangs waren wir uns nicht sicher, ob die Avatare und das Belohnungssystem bei allen Altersgruppen gut ankommen. Doch nicht nur die ganz Kleinen, auch die Neun- bis Zehnjährigen haben motiviert ihre Zähne geputzt. Das war unser Ziel.
Gibt es einen Elternbereich in der App?
Walter: Wir haben eine Putzstatistik in die App integriert. Dadurch können die Eltern oder der Zahnarzt auf einen Blick sehen, ob Bereiche vernachlässigt wurden und so Rückschlüsse auf die Mundgesundheit ziehen. Die Eltern können so viel besser erkennen, ob ihre Kinder Schwierigkeiten haben und dadurch viel gezielter ihre Kinder beim Zähneputzen anleiten und unterstützen.
Welche Funktionen hat die elektrische Zahnbürste?
Walter: Sie ist auf die Bedürfnisse von Kindern angepasst, hat also beispielsweise besondere Borsten und einen Sensitiv-Modus für die Zeit des Zahnwechsels oder wenn das Zahnfleisch empfindlich ist. Dieser Modus eignet sich auch für den Umstieg von einer Handzahnbürste auf eine elektrische. Genau wie unsere Zahnbürsten für Erwachsene hat sie außerdem einen starken Akku mit einer Laufzeit von bis zu drei Wochen und einen Travellock, damit die Zahnbürste im Koffer nicht versehentlich eingeschaltet wird.
Sie haben die happybrush Kids auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter vorgestellt. Dabei kamen 25.000 Euro zusammen. Wofür setzen Sie das Geld ein?
Walter: Die Kickstarter-Kampagne haben wir insbesondere als Feedback-Kanal gesehen, um das Produkt bekannt zu machen und die Meinung von Kunden einzuholen. Das war sehr hilfreich für uns, denn tatsächlich sind wir nach kritischen Rückmeldungen von den ursprünglich geplanten Farben rosa und blau abgerückt und werden mit einer geschlechterneutralen Farbe starten, um keine Klischees zu bedienen.
Auch den Namen haben wir nachträglich noch einmal geändert. Ursprünglich sollte die Zahnbürste happybrush „Zoo“ heißen wegen der tierischen Avatare und der leichten Verständlichkeit des Begriffs – dafür gab es jedoch deutliche Kritik. Viele unserer Kunden haben damit gleichgesetzt, dass wir die Haltung von Tieren in Zoos unterstützen, auch wenn dem nicht so ist. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, mit dem Namen happybrush Kids an den Start zu gehen. Wir sind froh und dankbar, dass wir so ehrliche Rückmeldungen bekommen haben, denn letztlich wollen wir ja, dass unsere Kunden mit unseren Produkten zufrieden sind und keine Missverständnisse entstehen. Was die Summe betrifft: Bis die Kinderzahnbürste auf dem Markt ist, müssen wir etwa das Zehnfache des Crowdfunding-Betrags investieren. Die 25.000 Euro können wir natürlich trotzdem gut einsetzen. Sie fließen in die Finalisierung unserer App.