Eine reduzierte Mundöffnung kann individuell oder als Folge eines Traumas auftreten, andere pathologische Ursachen müssen ausgeschlossen werden. Eine Abformung mit Löffel und plastischen Materialien ist schwierig und kann zu qualitativ eingeschränkten Ergebnissen führen. Ein im „Journal of the American Dental Association“ (JADA) publizierter Fallbericht zeigt, wie das Problem mit digitaler Abformung und anschließender CAD/CAM-Prothesenfertigung gelöst werden konnte.
Für schnelle Leser
- Ein intraoraler Scan war bei extrem reduzierter Mundöffnung erfolgreich.
- Mehrere Scanvorgänge wurden in der Software zusammengeführt.
- Die Klammer-Teilprothese wurde mit gedrucktem Modell und Lasersinter-Verfahren aus Titan hergestellt.
- Passung und Oberflächenqualität der Prothese wurden methodenbedingt als sehr gut bewertet.
- Als Vorteil wird auch eine Standardisierung der Ergebnisqualität gesehen.
Scans mit einer Videokamera
Der intraorale Scan erfolgte bei einer Patientin mit unfallbedingt geringer Mundöffnung und durch Parodontitis stark reduzierter Bezahnung im Oberkiefer (Kennedy-Klasse III, mit Mittellinienverschiebung und fehlenden Zähnen 16 bis 21). „Abgeformt“ wurde in mehreren überlappenden Scans mit einer Videokamera (Omnicam, Dentsply Sirona). Die Datensätze wurden mit einer speziellen Software (Mimics 17.0, Materialise) zusammengeführt.
Lasersinterprothese aus Titan
Das Gerüst für die Klammerprothese entwarf der Techniker mit einer CAD-Software (3Shape Dental System, 3Shape). Diese erlaubt, wie auch vergleichbare Produkte, Unterschnitte auszublocken und eine Einschubrichtung zu wählen [3]. Für die Herstellung der Prothese im Lasersinter-Verfahren wurde ein stereolithografisches Modell gedruckt. Das Gerüst wurde vor Fertigstellung der Teilprothese im Mund einprobiert, die Fertigstellung mit Kunststoff und Prothesenzähnen erfolgte mit einem Injektionsverfahren.
Neue Technik für abnehmbare Prothetik ausreichend
Diskussion: Die Autoren der Fallstudie bewerten das Ergebnis aus klinischer Sicht als erfolgreich. Die Literatur konstatiert jedoch für Ganzkiefer- und insbesondere für die Abformung zahnloser Abschnitte nur eine unzureichende Genauigkeit [4]. Darin sind neue, softwaregestützte Matching-Methoden noch nicht bewertet. Während die Präzision bei Implantatversorgungen noch unzureichend sein dürfte, scheint sie für zahngetragene, abnehmbare Prothetik bei Verwendung neuer Technik bereits auszureichen. Im Fallbeispiel kam eine erhöhte Zahnbeweglichkeit hinzu.
Ausblick
Die Prothese hätte nach dem intraoralen Scan auch konventionell hergestellt werden können. Die Nutzung aktueller CAD/CAM-Methoden hat aber nach Auffassung der Autoren des Fallberichts Vorteile. Neben der komfortablen CAD-Gestaltung von Basis und Klammern zählt dazu auch die material- und oberflächenbezogene Qualität der Prothese. Details werden in einem Übersichtsartikel in der Quintessenz Zahntechnik beschrieben [3]. Als Ausblick attestieren die Autoren des Fallberichts digitalen Methoden das Potenzial, auch in schwierigen Situationen – im Sinne einer Standardisierung – klinisch besser voraussagbare Ergebnisse zu erlauben als bisherige analoge.
Hinweis
Beiträge in der Rubrik ZahnMedizin kompakt können in keinem Fall die klinische Einschätzung des Lesers ersetzen. Sie sind keine Behandlungsempfehlung, sondern sollen – auf Basis aktueller Literatur – die eigenverantwortliche Entscheidungsfindung unterstützen.