Der Kommentar von Chefredakteur Marc Oliver Pick
Die Wetterkarte der vergangenen Woche für Deutschland war rot, tiefrot, und die Farbe Rot steht als Warnfarbe für Gefahr. Auf Wetterkarten zeigt Rot hohe und höchste Temperaturen an. So in der ersten Hälfte der vergangenen Woche, als Deutschland fast flächendeckend unter einer extremen Hitzewelle, Folge des ungewöhnlichen „Hitzedoms“, ächzte. Kalendarisch befinden wir uns zwar bereits seitdem 21. Juni im Sommer, aber noch an seinem Anfang – der Hochsommer umfasst die Monate Juli und August, da können also noch mehr Hitzetage auf uns zukommen.
Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke keine Seltenheit mehr
Temperaturhöchstwerte jenseits der 30-Grad-Marke sind mittlerweile keine Seltenheit mehr und bereiten vielen Menschen trotz insgesamt nachlassender Furcht vor den Folgen des Klimawandels Unbehagen. Zwar hat es immer schon Ausnahme- oder „Jahrhundertsommer“ mit hohen Temperaturen gegeben, aber die Häufigkeit und Intensität solcher Hitzeereignisse steigt: Wir werden uns künftig darauf einstellen müssen, dass die Ausnahme von einst in der Gegenwart zur Regel wird.
Die Summe vieler „Wetter“ macht – über einen Zeitraum von mindestens 30 Jahren gemessen – das Klima aus. Entscheidend ist also die Langzeitbetrachtung, und die gibt Anlass zur Sorge. „In den vergangenen zwölf Monaten gab es 50 extreme Hitzetage in Deutschland. Knapp die Hälfte davon geht auf das Konto des menschengemachten Klimawandels. Diese Entwicklung zeigt, wie dringlich es ist, hitzebedingten Gesundheitsrisiken zu begegnen.
Hitze trifft vor allem die Schwächsten
Denn Hitze trifft vor allem die Schwächsten: ältere Menschen, chronisch Kranke und Pflegebedürftige, aber auch schwangere Frauen. Die gesundheitlichen Folgen reichen von Dehydrierung bis hin zu Herz-Kreislauf-Versagen“, erklärte Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, anlässlich des bundesweiten Hitzeaktionstags am 4. Juni. Es war erst der dritte Hitzeaktionstag in Deutschland, viele weitere werden vermutlich folgen. Mit dem Hitzeaktionstag soll für die gesundheitlichen Risiken durch Hitze sensibilisiert und der Hitzeschutz in der Bevölkerung gefördert werden. Das BMG hatte am 3. Juni zuvor neue Hitzeschutzpläne vorgelegt, „um besser auf die gesundheitlichen Auswirkungen von Hitzewellen reagieren zu können“.
Auch Zahnarztpraxen sollten auf Hitzewellen wie die aktuelle gut vorbereitet sein. Und das betrifft nicht nur temperatursensible Materialien wie Komposite, Adhäsive oder Anästhetika, die adäquat gelagert werden sollten, sondern auch die verstärkte Sorge um das Wohlbefinden ihrer Patienten.
Irgendwie muss der Patient in die Praxis gelangen
Selbst wenn die Praxisräume klimatisiert sind: Irgendwie muss der Patient in die Praxis gelangen, zu Fuß, mit dem Auto oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Vor allem (aber nicht nur) bei älteren Patienten, Menschen mit Behinderungen sowie kleinen Kindern und Schwangeren ist es daher nicht unwahrscheinlich, dass sie bereits hitzegestresst in der Praxis ankommen. Sie brauchen eventuell mehr Zeit, bis sie sich fit für die Behandlung fühlen oder tatsächlich fit für die Behandlung sind.
Hohe Temperaturen machen vor allem den Älteren zu schaffen. Medikamente entfalten zum Beispiel wegen Dehydration ihre Wirkung nicht oder nicht in gewohnter Weise. Experten der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) weisen darauf hin, dass während Hitzeperioden bei älteren und hochaltrigen Personen eine Reihe physiologischer Risikofaktoren zu beachten sind, darunter eine reduzierte Fähigkeit zur Temperaturregulation, ein reduziertes Durstempfinden und veränderte Medikamenteninteraktionen bei Hitze. Hinzu kämen häufig Vorerkrankungen (Herz-Kreislauf, Niere) sowie eine eingeschränkte Mobilität und kognitive Beeinträchtigungen.
„Extra-Service“ für vulnerable Gruppen
Neben der bereits gelebten besonderen Fürsorge gegenüber besonders vulnerablen Patientengruppen können Praxen bei ihren Patienten zusätzlich punkten, wenn sie auch auf extreme (Wetter-)Umstände gut vorbereitet sind und einen gewissen „Extra-Service“ anbieten. Die Patienten − und sicher nicht nur die älteren − werden es zu schätzen wissen, dass man sich in „ihrer Praxis“ um sie kümmert.