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„Oft gibt es einen Aha-Moment“

Der Zahnärztliche Kinderpass ist vielen Eltern unbekannt – und wie eine Umfrage unserer Zahnfee-Community gezeigt hat, ist er auch noch nicht in allen Zahnarztpraxen angekommen. Anlass für fan-Redakteurin Birgit Strunk, bei der Dentalhygienikerin Babett Wett aus Stralsund einmal nachzufragen, welche Erfahrungen sie mit dem Pass gemacht hat.


Wann und wie haben Sie von dem Kinderpass erfahren?
Babett Wett: Erste Erfahrung habe ich bereits in der Ausbildung zur Zahnarzthelferin (2000 bis 2003) in der Berufsschule gemacht. Dort wurde er vorgestellt mit dem Hinweis, dass es sinnvoll sei, Schwangeren den Pass an die Hand zu geben. Da allerdings in meiner Lehrpraxis keine Prophylaxe gemacht wurde und man damals für so etwas noch „keine Zeit“ hatte, ging das Thema unter.

Als der Kinderpass während meiner ZMP-Fortbildung 2012/2013 erneut vorgestellt wurde, hat unsere Praxis den Kinderpass dann auch bestellt und wir haben ihn unseren schwangeren Patientinnen mitgegeben. Ich selbst fand es ziemlich wichtig, da ich zu diesem Zeitpunkt schon selbst Mama war und fand, dass viel zu wenig darüber aufgeklärt wurde. Das U-Heft nehmen die Mamas ja auch immer zum Kinderarzt mit – warum nicht auch den Zahnärztlichen Kinderpass zum Zahnarzt?

Wie ist denn die Reaktion Ihrer Patienten? Besteht direkt Interesse oder müssen Sie Überzeugungsarbeit leisten?
Wett: Viele wissen nicht, dass es einen Zahnärztlichen Kinderpass gibt. Oft gibt es einen Aha-Moment, wenn wir ihn anbieten – kombiniert mit der Frage: Wann muss ich denn eigentlich mit meinem Kind das erste Mal zum Zahnarzt? Unsere Eltern sind dankbar, dass wir sie darüber informiert haben.

Wie hoch ist der Anteil der Eltern in Ihrer Praxis, die den Kinderpass nutzen?
Wett: Die Kinder werden zu 90 Prozent vom ersten Zahn an mitgebracht. Das, denke ich, hängt aber mit dem Informationsfluss in unserer Praxis zusammen – Kommunikation zwischen Patient und Team. Ich habe das Gefühl, dass der Kinderpass eher als Leitlinie genutzt wird. Es gibt ja keinen Bonus als Anreiz für die Eltern, ihn mitzubringen. Unsere Kinder sind nach der Erstaufnahme eh im Recall, darauf verlassen sich die Eltern dann.

Die Behandlung von Kindern erfordert mehr Zeit und Geduld. Wie hoch ist denn der Mehraufwand?
Wett: Sind die Eltern gut informiert und wissen, worauf zu achten ist, dann gibt es ja theoretisch kaum was zu tun. Natürlich hängt es auch vom Naturell des Kindes ab und von der grundsätzlichen Erziehung, ob man lange diskutieren muss oder nicht. Kinder sind oft kooperativer, wenn die Eltern nicht mit im Behandlungszimmer sind. Und der Zahnarzt/die Zahnärztin muss „ein Händchen“ für Kinder haben, damit sie ihm/ihr auch Vertrauen schenken. Mein Chef ist so einer. Die Kinder kommen gerne zu ihm, auch wenn wir keine Kinderzahnarztpraxis sind.

Welche Vorteile sehen Sie bei der Nutzung des Kinderpasses? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Wett: Der Vorteil eines Kinderpasses besteht darin, dass Eltern erfahren, dass wir auch – ähnlich wie der Kinderarzt – wichtig für die Gesundheit ihrer Kinder sind, denn die zahnärztliche Behandlung wird ja leider oft unterschätzt. Mein Leitspruch ist: An jedem Zahn hängt auch ein Patient

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Patienten gar nichts von dem Pass wissen. Ich finde, dass der Zahnärztliche Kinderpass immer mit im Mutterpass liegen sollte oder spätestens im U-Heft. Pflegebewusstsein, Kariesprophylaxe und Co. beginnen nämlich schon im Mutterleib.

 

Die 37-jährige Babett Wett ist seit dem Jahr 2017 Dentalhygienikerin; ihre Prüfung zur ZMP legte sie bereits 2013 ab. Sie ist zweifache Mutters, wohnt in Stralsund arbeitet beim mundWerk32 HST. Babett Wett nutzt den Zahnärztlichen Kinderpass seit vielen Jahren und ist von seinen Vorteilen überzeugt.