„Was für eine lange und schwierige Geburt! Nun endlich ist sie da, die neue Zahnärztliche Approbationsordnung. Durch sie wird das Studium der Zahnmedizin mit Beginn des Wintersemesters 2020/2021 komplett neu geregelt“, so hätte der Anfang des Begrüßungstextes für das Tagungsheft der diesjährigen Bodenseetagung gelautet, verfasst Anfang März von Prof. Dr. Bernd Haller, Ärztlicher Direktor der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie des Universitätsklinikums Ulm und Fortbildungsreferent der BZK Tübingen. Seitdem hat sich vieles verändert.
Corona hat unser aller Leben gründlich verändert. Die Umsetzung der neuen Zahnärztlichen Approbationsordnung (ZApprO) musste auf das Wintersemester 2021/2022 verschoben werden, und in den zahnmedizinischen Praxen waren die vergangenen Wochen und Monate zudem geprägt von Verunsicherung und vielen Fragen, die mittlerweile alle mit den hohen Hygienestandards deutscher Zahnarztpraxen beantwortet werden konnten. An den Universitäten herrschten während des Sommersemesters vor allem Online-Vorlesungen und nur eingeschränkt Patientenbehandlung vor. Verändert hat sich auch die Fortbildungslandschaft. Nahezu alle Tagungen und Kongresse wurden abgesagt oder ersatzweise online angeboten. Auch die traditionelle Bodenseetagung. „Natürlich ist das Flair der Stadt und des Bodensees nicht virtuell darzustellen. Wir wollten aber wenigstens das schon lange geplante wissenschaftliche Programm den Kolleginnen und Kollegen präsentieren“, so Dr. Wilfried Forschner, Vorsitzender der Bezirkszahnärztekammer Tübingen. Damit betritt die BZK Tübingen als erste Untergliederung der Landeszahnärztekammer in Baden-Württemberg digitales Neuland.
Schwerpunkt: Innovation, Digitalisierung und neue Technologien
Alles andere wäre auch ein Widerspruch zu den diesjährigen Tagungsthemen gewesen: Innovation, Digitalisierung, neue Technologien. Wo stehen wir damit heute in der Praxis? Welche neuen Techniken und Verfahren brauchen wir wirklich, was ist nur Schnickschnack? Wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um beispielsweise einen Intraoralscanner anzuschaffen oder vielleicht sogar in einen komplett digitalen Workflow einzusteigen? Brauchen wir noch die traditionellen Fertigungstechniken für indirekte Restaurationen und Zahnersatz oder gehört die Zukunft ganz der CAD/CAM-Technologie? Auch aus der bildgebenden Diagnostik sind digitale Technologien nicht mehr wegzudenken. Ein Beispiel, wie sich daraus neue, intelligente Therapieoptionen ergeben können, ist die Technik der „Guided Endodontics“. Im digitalen Zeitalter verändern sich aber nicht nur die Behandlungsmethoden. Durch den Siegeszug der Social Media vollzieht sich auch in der Kommunikation mit Patienten (Negativbeispiel Bewertungsportale) und anderen Personengruppen ein grundlegender Wandel. Wer hier die Regeln kennt, tut sich leichter.
Technischer Fortschritt und digitaler Wandel können aber auch unerwünschte Nebenwirkungen haben. Welche Auswirkungen auf die Patientenversorgung hat es zum Beispiel, wenn die Zahnheilkunde dadurch immer teurer wird, sodass neue Therapieformen nicht wirtschaftlich, ausreichend und zweckmäßig sind und damit nicht allen Patienten zur Verfügung stehen? Ethische Fragen wie diese und andere mehr brauchen Antworten. Antworten, die die 55. Bodenseetagung gibt, die in diesem Jahr online stattfinden wird. Komplett alle Fachvorträge stehen den Teilnehmern vier Wochen lang als Video-on-Demand zur Verfügung. Startschuss zur traditionellen Stunde: Freitag, 18. September 2020, 9 Uhr.
Die Tagung für zahnmedizinische Mitarbeiter wird am Samstag, den 19. September 2020, von 9 bis 12 Uhr live übertragen. Sie befasst sich mit der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ), wird von Dr. Herbert Martin gehalten und richtet sich an das komplette Praxisteam. Weitere Informationen finden Sie auf bodenseetagung.eu