Fallbeispiele: Empfehlungen zur adhäsiven Befestigung indirekter Restaurationen (2)
Mit einer einzigen Komponente – einem im selbstadhäsiven Modus applizierten universellen Befestigungskomposit – lassen sich zahlreiche indirekte Restaurationen sicher eingliedern. Dies ist speziell dann empfehlenswert, wenn Wurzelstifte im Wurzelkanal zu zementieren oder Restaurationen mit ausreichend mechanischen Retentionsflächen zu befestigen sind. Zudem spielt das Restaurationsmaterial bei der Entscheidung eine wichtige Rolle: Versorgungen aus Oxidkeramik (meist Zirkoniumoxid) und Metalllegierungen können bedenkenlos im selbstadhäsiven Modus definitiv eingegliedert werden. Bei Kunststoffen, Kompositen hingegen ist in der Regel zumindest ein Primer auf der Restaurationsseite empfehlenswert, bei Glaskeramiken ein Silan in jedem Fall notwendig (in 3M Scotchbond Universal Plus Adhäsiv enthalten).
Anhand der folgenden zwei Fallbeispiele wird demonstriert, wie einfach die klinische Vorgehensweise ist. Erfolgsentscheidende Schritte werden kurz beleuchtet und hilfreiche Tipps zusammengefasst.
Zementierung von Wurzelstiften
Um endodontisch behandelte Zähne im Seitenzahnbereich mit indirekten Restaurationen versorgen zu können, wird nicht selten eine Vergrößerung der Retentionsfläche mithilfe eines Wurzelstifts angestrebt. Dessen Befestigung mit einem mehrkomponentigen Befestigungssystem ist aufgrund der eingeschränkten Zugänglichkeit des aufbereiteten Kanals mit Herausforderungen verbunden. Wird hingegen ein selbstadhäsives Befestigungskomposit eingesetzt, ist die Vorgehensweise vergleichsweise einfach. Noch einfacher wird es bei der kombinierten Verwendung von 3M RelyX Universal Befestigungskomposit und 3M RelyX Fiber Post 3D glasfaserverstärkter Wurzelstift, da hier aufgrund der mikroporösen Oberfläche sogar auf eine Behandlung der Stiftoberfläche mit einem separaten Primer verzichtet werden kann.
Empfohlene Vorgehensweise mit 3M-Produkten
Wurzelstift
1. Einprobe 3M RelyX Fiber Post 3D und extraorales Kürzen mit einer Diamantscheibe
2. Reinigung mit Alkohol (und Trocknen mit Luft)
Wurzelkanal
1. Aufbereitung (apikal 4 mm der Füllung belassen)
2. Spülen mit NaOCl und Trocknen mit Papierspitzen
Befestigung
1. 3M RelyX Universal Befestigungskomposit
Diese Vorgehensweise wurde bei einer 45-jährigen Patientin gewählt, bei der ein endodontisch behandelter Molar mit einer Krone zu versorgen war (Abb. 1 bis 5). Zur Vergrößerung der Retentionsflächen wurde entschieden, einen RelyX Fiber Post 3D einzusetzen, bevor der Stumpfaufbau erfolgte. Der Wurzelkanal wurde aufbereitet und gereinigt, bevor die Applikation von 3M RelyX Universal Befestigungskomposit mit einem Elongation Tip direkt in den Kanal erfolgte. Der Kanal wurde von unten nach oben gefüllt, um der Bildung von Luftblasen vorzubeugen. Nachfolgend wurde der bereits zur Bestimmung der Länge einprobierte und extraoral gekürzte Wurzelstift ohne Vorbehandlung eingesetzt und im Anschluss an die Überschussentfernung lichtgehärtet. Es folgte der Stumpfaufbau.
Tipps für eine gelungene Anwendung
• Stift einprobieren und mit einer Diamantscheibe extraoral kürzen
• Elongation Tip ermöglicht blasenfreie Applikation im Wurzelkanal
Eingliederung retentiver Restaurationen aus Zirkoniumoxid
Für die definitive Eingliederung von Kronen und Brücken aus Zirkoniumoxid (sowie Metall) ist grundsätzlich auch ein konventioneller Zement geeignet. Ein universelles Befestigungskomposit, eingesetzt im selbstadhäsiven Modus, bietet jedoch zwei entscheidende Vorteile: Erstens ist es zahnfarben und wirkt sich damit positiv auf die Ästhetik aus. Zweitens bietet die chemische Haftung an der Zahnhartsubstanz sowie dem Restaurationsmaterial zusätzliche Sicherheit. Von Nutzen ist diese speziell in Situationen, in denen die geforderte Retentions- und Widerstandsform (Stumpfhöhe ≥ 4 mm, axialer Konvergenzwinkel 6 bis 12 Grad, [1, 2]) nicht geschaffen werden kann. Entscheidend für den Erfolg ist auch im selbstadhäsiven Modus eine auf das Restaurationsmaterial abgestimmte Vorbehandlung der Klebefläche [3–5].
Empfohlene Vorgehensweise mit 3M-Produkten
Restauration
1. Einprobe
2. Sandstrahlen (30 bis 50 μm, 1 bis 2 bar bei Zirkoniumoxid)
3. Reinigung im Ultraschallbad/mit Alkohol
Zahn
1. Mechanische Reinigung (zum Beispiel mit Bimssteinpaste)
Befestigung
1. 3M RelyX Universal Befestigungskomposit
Ein Beispiel ist die Versorgung eines 67-jährigen Patienten mit einer dreigliedrigen Brücke (Abb. 6 bis 10). Hergestellt wurde die Restauration aus monolithischem Zirkoniumoxid, definitiv eingegliedert mit 3M RelyX Universal Befestigungskomposit. Nach Präparation, Abformung, provisorischer Versorgung und laborseitiger Herstellung der Brücke sowie deren erfolgreicher Einprobe wurden die Klebeflächen der Restauration abgestrahlt. Die Versorgung wurde im Ultraschallbad gereinigt, während die Reinigung der präparierten Pfeilerzähne mit fluoridfreier Bimssteinpaste erfolgte. Danach wurde das Befestigungskomposit in die Brücke appliziert und diese eingesetzt. Die Überschüsse ließen sich nach dem Anhärten (Tack Cure) einfach entfernen.
Tipps für eine gelungene Anwendung
- Sandstrahlen der Restauration erst nach der Einprobe erspart einen Reinigungsschritt
- Reinigung mit fünfprozentiger Natriumhypochloritlösung im Fall des Sandstrahlens vor der Einprobe
- Tack Curing (zwei bis drei Sekunden) erleichtert die Überschussentfernung – Konsistenz wird gummibärchenartig
Einfache Anwendung, überzeugende Ergebnisse
Die selbstadhäsive Befestigung mit 3M RelyX Universal Befestigungskomposit erfordert nur wenige Schritte. Um das gesamte Potenzial des hochentwickelten Materials auszuschöpfen, ist es jedoch wichtig, die notwendigen Schritte korrekt auszuführen (Gebrauchsanweisung der Materialien beachten!). Dann bringt ein universelles Befestigungskomposit nicht nur Vereinfachungen und die Möglichkeit der Standardisierung in die Praxis, sondern es unterstützt auch die Erzielung hervorragender Ergebnisse. Entscheidungshilfen sowie konkrete Tipps zur klinischen Vorgehensweise bei der Anwendung von RelyX Universal Befestigungskomposit in Kombination mit Scotchbond Universal Plus Adhäsiv als adhäsives Befestigungssystem liefert der dritte Teil dieser Serie.
Sigrun Ratzer, Seefeld
In Teil 3 geht es um Fallbeispiele
Universal-Befestigungskomposite
Diese vierteilige Serie bietet einen verständlich aufbereiteten Exkurs in die Mechanismen der (selbst)adhäsiven Befestigung indirekter, vor allem keramischer Restaurationen mit universellen Befestigungskompositen. Anwender erhalten Unterstützung in der Auswahl der passenden Modi sowie praktische Tipps zur korrekten klinischen Vorgehensweise. Im Mittelpunkt des letzten Serienteils stehen die innovativen Applikationssysteme.
Literatur
[1] Edelhoff D, Özcan M. To what extent does the longevity of fixed dental prostheses depend on the
function of the cement? Working Group 4 materials: cementation. Clin Oral Implants Res. 2007;18 Suppl 3:193-204.
[2] Güth JF, Stawarczyk B, Edelhoff D, Liebermann A. Zirconia and its novel compositions: What do
clinicians need to know? Quintessence Int. 2019;50(7):512-20.
[3] Kern M, Beuer F, Frankenberger R, Kohal RJ, Kunzelmann KH, Mehl A, Pospiech P, Reis B. Vollkeramik auf einen Blick. Leitfaden zur Indikation, Werkstoffauswahl, Vorbereitung und Eingliederung von vollkeramischen Restaurationen. Arbeitsgemeinschaft für Keramik in der Zahnheilkunde. 6. Auflage, Mai 2015.
[4] Alammar A, Blatz MB. The resin bond to high-translucent zirconia - A systematic review. J Esthet Restor Dent. 2022 Jan;34(1):117-135.
[5] Matinlinna JP, Lung CYK, Tsoi JKH. Silane adhesion mechanism in dental applications and surface treatments: A review. Dent Mater