Liebe Kolleginnen und Kollegen,
während meines Hilfseinsatzes in Namibia Anfang April 2019 hatte ich viel Zeit, über meinen Beruf nachzudenken. Was benötigt man, um diesen Beruf zu erlernen und auszuüben? An erster Stelle viel Geduld, aber auch das Bedürfnis, Menschen helfen zu wollen! Als ich mich vor 43 Jahren für diesen Beruf entschieden habe, wollte ich vor allem Menschen helfen! Und ich bin mir sicher, dass war auch eine Voraussetzung bei Euch!
In Afrika sind die Menschen besonders dankbar, dass wir zum Helfen hier sind – zwar nicht das ganze Jahr über, aber zumindest ist jedes halbe Jahr ein Team für zwei bis drei Wochen hier vor Ort. Das allerdings erst seit drei Jahren; vorher war kein Zahnarzt vor Ort. Wer Schmerzen hatte, musste in das 130 Kilometer entfernte Opuwo fahren oder laufen, um Hilfe zu erhalten. Das hat nicht jeder auf sich genommen, mancher litt „lieber“ unter höllischen Zahnschmerzen, die teilweise lange Zeit ertragen wurden.
Viele unserer Patienten hier haben große Angst vor der Behandlung, und so dauert es einige Tage, bis sie zu uns kommen. Aber ist die Angst einmal überwunden, sind sie besonders dankbar. Und dabei spielt unser Beruf der ZFA eine bedeutende Rolle, denn Betreuung der Patienten, Händchen halten, gut zureden – das gehört doch zu unserem Job!
Empathie und Sozialkompetenz sind unsere wichtigsten Voraussetzungen. Wir haben keine Angst, Menschen zu berühren und anzufassen. Ich denke, viele Berufsanfängern wollen helfen und unterstützen. So wird mit den Jahren der Beruf zur Berufung. Wer diesen Beruf nicht liebt und nur als Job ansieht, wird hier nicht weiterkommen.
Ich bin mir sicher, dass die meisten von Euch unseren Beruf lieben und gerne ihre Aufgabe ausüben. Dafür ein großes Danke! Lasst uns den Gedanken, Beruf ist Berufung, an unsere jüngeren Kolleginnen weitergeben. Es lohnt sich, diesen schönen Beruf zu erlernen.
Eure
Sylvia Gabel