Im Fokus des 3. CAD/CAM-Events von Mani Schütz im Campus Kronberg/Taunus standen praktisch umgesetzte Konzepte, Lösungen und Produkte aus dem Praxis- und Laboralltag. 13 Referenten stellten erfolgreiche Konzepte im digitalen dentalen Workflow vor und setzten sich mit dem aktuellen Stand der Digitalisierung kritisch auseinander. Rund 150 Interessierte nahmen an der zweitägigen Veranstaltung teil.
No Limits – Wie erreiche ich mein Ziel?
Alles begann bei Joey Kelly mit einer Wette. Schafft er mit Ausdauersport einen Ausgleich zu seiner Arbeit mit der Kelly Family? Eindrucksvoll schilderte der 44-Jährige seinen Lebensweg als Unternehmer und Ausdauersportler. Ein Ziel – ein Traum – ein Team: Nach diesem Lebensmotto lehrte die Großfamilie, Ziele zu erreichen. Kelly absolvierte mehr als 40 Marathons, mehr als 30 Ultramarathons, neun Wüstenläufe und drei Radrennen „Race Across America“. Bis heute hält er mit acht Ironman-Triathlons innerhalb eines Jahres den Rekord. „Wenn du dein Ziel vor Augen hast, verfolge es konsequent“, inspirierte Kelly das dentale Publikum.
Was der Kunde noch nicht weiß, macht ihn heiß
„Begeisterung ist die Grundvoraussetzung für jede Art von Erfolg“, so Olaf van Iperen aus Wachtberg. Der Zahntechnikermeister sprach von dem „dentalen Begeisterungsfaktor“ und meinte damit, Kunden zu überraschen. „Implantologie und instrumentelle Funktionsanalyse sind der Markt, der pro Jahr wächst und in dem sich viel Neues ergibt.“ Van Iperen brachte es auf den Punkt: „Für uns Techniker bedeutet das, wir müssen uns sehr intensiv mit der Implantologie und Instrumentellen Funktionsanalyse auseinandersetzen, Röntgenbilder verstehen, CT/DVT-Daten lesen können, wir müssen wissen, wie CMD-Vermessung funktioniert und welche Systeme in welcher Situation eingesetzt werden können. Eignen Sie sich Wissen an, von dem Ihre Kunden profitieren. So funktioniert Kundenbindung heute und morgen.“
Wo ist die Mitte des Patienten?
Über CMD, instrumentelle Funktionsanalyse und funktionelle Sachverhalte Bescheid wissen, da setzte Zahntechnikermeister Jan-Holger Bellmann (Rastede) an. Entscheidend sei dabei, sich intensiv mit dem Patienten zu beschäftigen. Dazu gehören die habituelle Bisslage, die Körperhaltung und die Bestimmung von „Angle-Klassen“, in denen er die wesentliche Grundlage für die Planung sieht. „Schließlich sind Patienten mit CMD das Resultat entwicklungsbedingter Fehlfunktionen, die von frühkindlicher Mundatmung herrühren, chronischen Allergien und abnormer Zungenlage.“ Spezialisiert hat sich Bellmann mit seinem Labor auf die Patientenkommunikation. Zum Einsatz kommt bei ihm das zebris-Kiefergelenksvermessungssystem in Verbindung mit dem PlaneFinder-System, für ihn ein Erfolgskonzept. Die ermittelten Daten über natürliche Kopfhaltung, die intensive Wahrnehmung und die detaillierte Analyse der fazialen Situation sind entscheidend für die Herstellung von störungsfreiem Zahnersatz.
Vom Neander-Tal ins Digi-Tal
Auch für Zahnarzt Siegfried Leder (Nürnberg) gehört die klinische Funktionsanalyse zu den Erfolgskonzepten in Praxis und Labor. Eine störungsfreie Funktion und Kaufläche erzielt Leder gemeinsam mit seinem Zahntechniker mithilfe der modifizierten FGP-Technik (Functionally Generated Path). Dafür wird am Patienten in wenigen Minuten unter Kaulast ein funktionelles und statisch-anatomisches Registrat angefertigt, welches nach Reponierung und Überkonterung im Präzisionsartikulator montiert wird. Diese präzise Art der Montage ermöglicht die Herstellung perfekter patientenspezifischer Okklusalstrukturen. Nachträgliche intraorale Einschleifmaßnamen in der Zahnarztpraxis entfallen. Die Digitalisierung bietet dabei einen Zusatznutzen. Die Daten der zebris-Vermessung liegen in digitaler Form vor und können hervorragend verarbeitet werden.
Analoge Präparation nicht vergessen!
Perfekte Präparationen, perfekte Abformungen, perfekte Registrate: Die heutigen Versorgungen bieten neue Möglichkeiten für Zahnärzte und Zahntechniker. Dabei unterstützt der digitale Workflow den Arbeitsablauf zwischen Zahnarztpraxis und Dentallabor. Zahnarzt Piet Troost zeigte sein effizientes Präparations-Konzept von keramikgerechten Präparationen über hochpräzise Abformungen bis hin zu den aktuellen analogen/digitalen Registriertechniken. „Innerhalb von drei Minuten setzen Sie die keramikgerechte Präparation mit maximalen Ergebnissen um.“ Ob analog oder digital, der Zahnarzt entscheidet, bei welcher klinischen Situation welches Verfahren im Vorteil ist. Wichtig ist vor allem, wie der Zahnarzt systematisch den „richtigen Biss“ mitgibt.
Kombiarbeit 4.0
Als begeisterte Zahntechnikermeister traten Jan Berger und Daniel Seebald auf die Bühne. Beide gehören zur Generation Y, die sich intensiv mit der Umsetzung digitaler Abläufe in der Zahntechnik beschäftigt. Umgesetzt haben sie bei Berger Zahntechnik (Hanau) die sogenannte Kombiarbeit 4.0 – eine digitale Prozesskette zur Herstellung einer teleskopbasierten Versorgung. Um die geforderte Präzision zu erhalten, werden die Primärteile mit dem taktilen Renishaw-Scanner gefertigt. Kombiarbeit 4.0 stellt einen Workflow mit vorhersehbaren sowie reproduzierbaren ästhetischen Ergebnissen sicher. Automatisierte Fertigungsprozesse sehen die Beiden ganz klar als Qualitäts- und Effektivitätssteigerung für das Labor. Darüber hinaus garantiere die digitale Datenübertragung eine schnellere und direktere Kommunikation mit den Zahnärzten.
5.000 gefräste Schienen
Mit dem digitalen Schienen-Workflow 2.0 stellte Zahntechnikermeister Daniel Kirndörfer (Nürnberg) ein weiteres praxisorientiertes, gut umsetzbares CAD/CAM-basiertes Konzept vor. Er betitelte seinen Vortrag mit „CAD/CAM and function under your control“ und demonstrierte das Erfolgskonzept anhand eines Videos. „Zuerst wird jeder Patient bei uns vermessen“, erläuterte Kirndörfer. „Dann beginnt der digitale Workflow mit dem Einstellen des volljustierbaren Artikulators und dem Designen der Schiene in der Tizian-Creativ-RT-CAD-Software.“ Nach dem Einstellen der okklusalen Kontaktpunkte baut der Zahntechniker die Front-Eckzahnführung auf. Die Konstruktion wird in der Software geglättet, die Front-Eckzahnführung eingeschliffen und der STL-Datensatz berechnet. Umgesetzt wird die Fräsung des offenen STL-Datensatzes in der Tizian Cut 5 smart. Nach dem Fräsen erfolgen das analoge Finish, die Okklusionskontrolle und nach perfekter Passung der Poliervorgang. Die moderne Schienentechnik gestalte sich einfach und effizient umsetzbar in der Praxis und im Labor.
Dschungel Zirkon – wer blickt noch durch?
Sabrina, Franz und Karl sind Patienten von Zahntechnikermeister Philipp Krywun (Straubing), die von ihm zahntechnische Versorgungen mit Zirkonoxid bekommen haben – oder besser Zirkoniumdioxid, Zirkon oder ZrO2? Die drei Patienten zeigten sich begeistert von ihren vollkeramischen Versorgungen. Denn der Zahntechnikermeister hat einen hohen Anspruch an das Material Zirkonoxid. In seiner Präsentation ging Krywun auf die grundsätzliche Klassifizierung des Werkstoffes und seine Anforderungen ein. Er gab Tipps zur besseren Verarbeitbarkeit von Zirkon: „Zirkonoxid bedarf einer besonderen Bearbeitung. Denn am Ende sind es Patienten wie Sabrina, Franz und Karl, die wir begeistern möchten.“
Praxis-Marketing 4.0
„Die Herzkammer der Digitalisierung ist der Patient.“ Mit diesen Worten startete Prof. Dr. Gerhard Riegl (Augsburg) seinen Vortrag und motivierte die Teilnehmer, sich zum besten persönlichen Versteher ihrer Patienten zu entwickeln. In der Zahnmedizin und Zahntechnik 4.0 reicht das Angebot von Imaging-Systemen und Single-Visit-Dentistry bis hin zur digitalen personalisierten Vernetzung von Praxis und Labor. Die Patientenbetreuung 4.0 ist noch umfassender. Sie fordert mehr personalisierte Patientenkommunikation, Wohlfühlen in der Praxis bei jeder Begegnung, Empathie mit werthaltigen Daten und mehr Patientenzeit. Um nur einen von vielen angesprochenen Aspekten des Wissenschaftlers zu zitieren: „Entwickle alle Mitarbeiter zu Markenbotschaftern, bei jedem Patientenkontakt.“
„Nach dem Event ist vor dem Event.“ Mit diesem Schlusswort beendete Michael Stock (Vertriebsleitung) die Veranstaltung, bei der der Nutzen der CAD/CAM-Technologie für die Praxis- und Laborwelt, intensives Netzwerken unter Kollegen und gelebte Erfolgskonzepte im Vordergrund standen.
Claudia Gabbert, Hamburg