Vom 19. bis 21. September 2019 fand in Darmstadt die diesjährige Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie e. V. (DG PARO) statt. Dabei lud der Tagungspräsident Prof. Dr. Kebschull zum Kongress unter dem Motto „Ästhetik in der Parodontologie“ ein. Dieser Anlass lockte auch viele international renommierte Referenten in den Süden Hessens. Themen waren innovative Behandlungskonzepte, evidenzbasierte Therapieverfahren und wissenschaftliche Updates. Es verbrachten insgesamt knapp 900 Besucher zwei Tage im Darmstadtium.
Im Vorfeld der Jahrestagung haben die Mitglieder der DG PARO ihren Vorstand neu gewählt. Prof. Dr. Bettina Dannewitz übernahm das Amt der Präsidentin turnusgemäß für die kommenden drei Jahre. Prof. Dr. Henrik Dommisch wurde als Präsident elect gewählt. Der Generalsekretär Prof. Dr. Dr. h. c. Holger Jentsch sowie die Beisitzerin Dr. Lisa Hezel wurden in ihren Ämtern bestätigt. Als neues Mitglied wurde Prof. Dr. Dr. Thomas Beikler in den Vorstand gewählt.
Das Hauptprogramm der Jahrestagung begann am Freitag mit dem Themenkomplex „Der Frontzahn mit tiefer Tasche“. Prof. Dr. Teughels brach eine Lanze für die Vermeidung chirurgischer Eingriffe und verwies auf das unglaubliche Potenzial der körpereigenen Heilung und Regeneration. Prof. Dr. Wachtel und Prof. Dr. Stefanini standen gemeinsam auf der Bühne, um Einblicke in ihre minimal-invasiven Therapiekonzepte zu geben.
„Rezessionen und schwarze Dreiecke in der Front – restaurativ“ war die darauffolgende Vortragsreihe überschrieben, welche keramische und kunststofftechnische Optionen zur Verbesserung der Ästhetik vorstellte. Prof. Dr. Krastl aus Würzburg präsentierte Kompositlösungen, die langzeitstabil seien und auch den ästhetischen Ansprüchen der Behandler und Patienten standhalten könnten. Dr. Boldt führte durch das Düsseldorfer prothetische Behandlungskonzept bei parodontal kompromittierten Frontzähnen. Die folgende Session: „Rezessionen und schwarze Dreiecke in der Front – chirurgisch“ griff operative Lösungsvorschläge für dieses parodontale Problem auf. Unterminierende Operationstechniken waren das Themengebiet von Prof. Dr. mult. Sculean, und Dr. Cairo ergänzte diese Ausführungen durch die Vorstellung verschiedener Lappentechniken.
Der Freitag fand den Abschluss in der Präsentation scheinbar untherapierbarer Fälle in der Front unter der Überschrift: „Der stark parodontal geschädigte Zahn“. Hier beeindruckte bereits der erste Redner dieses Themenkomplexes – Prof. Dr. Cortellini – durch den Erhalt von Zähnen, die nahezu 100-prozentigen Knochenverlust vorwiesen. Auch Prof. Dr. Fickl stellte Fälle aus seiner Hand vor, war jedoch etwas zurückhaltender, was das Ausmaß der Destruktionen betraf, die noch kontrolliert und therapiert werden können. Für den Fall des Zahnverlusts schilderte Prof. Dr. Dr. Schliephake Möglichkeiten, Knochen und Weichgewebe zu managen um erfolgreich implantieren zu können.
Am Samstagmorgen kümmerte man sich um die Frage, was zu tun sei bei ästhetischen Problemen um Implantate. Dabei besprach PD Dr. Happe die Problematik von fehlpositionierten Implantaten. Dr. Burkhardt konzentrierte sich auf Rezessionen bei dentalen Implantaten und verwies auf die unausweichliche Notwendigkeit der genauen und detaillierten Aufklärung des Patienten, um deren Erwartung zu steuern. Prof. Dr. Schwarz erläuterte das Frankfurter Therapiekonzept bei peri-implantären Infektionen.
Der Schwierigkeitsgrad wurde in der zweiten Samstagssession hoch angesiedelt. Hier stand die Versorgung von Patienten mit mehreren fehlenden Frontzähnen im Mittelpunkt. PD Dr. Dr. Schlee beschäftigte sich mit dem umfassenden Aufbau von Gewebe anhand von Ersatzmaterialien. Ergänzend dazu stellte Dr. Tunkel Konzepte zum Gewebsaufbau mit Eigenknochen vor. Einen genaueren Einblick mit wichtigen Hinweisen zur prothetischen Implantatversorgung in diesen Situationen gab Prof. Dr. Wolfart.
Den Abschluss machte das neue Format „DG PARO/EAO – Battle of Concepts“. Prof. Dr. Fickl leitete gekonnt den fachlichen Schlagabtausch zwischen Dr. Adriaens, Dr. Mühlemann und Dr. Navarro, die ihre Konzepte bei schweren parodontalen Erkrankungen in der Front vorstellten – von Zahnerhalt, über klassische prothetische Versorgung bis hin zu Implantatrestaurationen. Im Mittelpunkt stand zum Ende der Vorträge immer wieder ein zu diskutierender und hoffnungslos erscheinender Patientenfall von Prof. Dr. Fickl.
Die jährliche Vergabe der wissenschaftlichen Preise war ebenfalls Bestandteil dieses Kongresses, dazu gehörten: der DG-PARO-Dissertationspreis, die DG-PARO-/Meridol-Forschungsförderung, der Eugen-Fröhlich-Preis der DG PARO und der Implantatforschungspreis. Die preisgekrönten Wissenschaftler wurden unter Applaus auf der Bühne geehrt.
Diese Jahrestagung richtete sich aber nicht nur an Zahnärzte, sondern bot Unterhaltung und Weiterbildung für das ganze Team. Der DG-PARO-Teamtag zum Beispiel konzentrierte sich auf zahnmedizinische Fachangestellte, Dentalhygienikerinnen und Zahnmedizinische Fachassistenten. Es wurden aktuelle Neuerungen praxisorientiert dargestellt und relevante Therapieverfahren präsentiert. Auch wurde der Forschung eine Bühne geboten. Zahlreiche Poster wurden gezeigt. Am Freitag wurden ganztägig Kurzvorträge gehalten. Die DG PARO hat auch dieses Jahr wieder die besten Poster und Kurzvorträge prämiert.
Dieser Kongress bot zahlreiche Hands-on-Kurse. Neben dem praktischen Handaufschärfkurs für das ganze Praxisteam wurden folgende Kurse angeboten: „Weichgewebeersatz zur Verbesserung der Ästhetik und der Gesundheit um Zähne und Implantate“ mit Prof. Dr. Dr. Jepsen und PD Dr. Jepsen; „Ästhetik frontal – vorhersehbare Wege für optimale Restaurationsergebnisse mit Komposit“ mit Prof. Dr. Krastl; „Behandlung von Weichgewebsdefekten am Zahn und am Implantat – das Berner Konzept“ mit Prof. Dr. mult. Sculean; „Kombinierte Therapiekonzepte zur Optimierung der parodontalen und periimplantären Wundheilung“ mit Prof. Dr. Schmidlin und „Der parodontal kompromittierte Zahn: Parodontale Regeneration oder augmentativ-implantologischer Ersatz? Möglichkeiten, Grenzen und neue Wege“ mit Dr. Tunkel.
Die nächste DG-PARO-Jahrestagung findet vom 17. bis 19. September 2020 in Stuttgart unter dem Motto „Parodontale Therapie im Wandel“ statt.