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Die Perspektive ist eher düster

Der Kommentar von Chefredakteur Marc Oliver Pick

Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist auf kaum noch etwas Verlass – außer auf die zunehmend immer deutlicher werdende Erkenntnis, dass uns die Folgen dieser Aggression noch teuer zu stehen kommen wird. Verglichen mit dem Leid und den Zukunftssorgen, die die Ukrainer seit Ausbruch des Krieges tagtäglich spüren, ist das Leben in Deutschland noch gold. Sicher gibt es diffuse Ängste, wohin sich der Krieg im Osten noch entwickeln wird, aber Angst um das eigene Leben bestimmt hierzulande noch nicht den Alltag.

Medizinklimaindex spiegelt Sorgen wieder

Existenzängste nehmen aber zu, auch und gerade unter Ärzten, Zahnärzten und Apothekern. Wie deren Perspektive für das nächste Halbjahr aussieht, belegt der gerade vorgestellte Medizinklimaindex der Stiftung Gesundheit, der regelmäßig die Einschätzung der Ist-Situation und die Erwartungen an die nähere Zukunft abfragt. Das dritte Quartal des laufenden Jahres wird noch nicht gänzlich schwarz gesehen, aber für die Zukunft wird eher mit einer weiteren Verschlechterung gerechnet.

Die Inflationsrate, die das Statistische Bundesamt für den Monat September bei 10 Prozent mit möglicherweise weiter steigender Tendenz verortet, trifft alle – Arbeitgeber wie Arbeitnehmer – gleichermaßen. Über fast alle Branchen hinweg haben Unternehmen mit steigenden Beschaffungs- und Energiekosten zu kämpfen, die zum Teil über Preiserhöhungen an die Verbraucher weitergegeben werden.

Preiserhöhungen können nur eingeschränkt weitergegeben werden

Das Werkzeug Preiserhöhung, das für „fast alle Branchen“ gilt, kann im Medizinbereich jedoch nicht oder nur sehr eingeschränkt eingesetzt werden. Anders als in anderen Branchen gibt es hier weniger Stellschrauben, mit denen die Auswirkungen unbeeinflussbarer Größen kompensiert werden könnten.

Der ambulante medizinische Sektor ist sehr stark reguliert, sodass es kaum bis gar nicht möglich ist, den Preis für bestimmte Leistungen zeitnah und realistisch so anzupassen, dass steigende Materialkosten und sonstige Aufwände adäquat ausgeglichen werden können.

Gerne wird dazu als Gegenargument angeführt, dass es auch in der Zahnmedizin durchaus Leistungen gibt, die (in gewissen Grenzen) preislich angepasst werden können, Beispiel Professionelle Zahnreinigung: Bei Prophylaxe-Leistungen wie etwa der PZR als Selbstzahlerleistung ist es sicher möglich, den Preis kurzfristig anzuheben. Aber wie viel mehr darf beziehungsweise muss es denn sein? Wie viel mehr ist der Patient bereit zu zahlen? Wie viel mehr ist nötig, um die steigenden Gehälter der Fachangestellten zu kompensieren, die Energiemehrkosten auszugleichen, die steigenden Preise für Verbrauchsmaterialien zu kompensieren und und und? Am Ende wird die Entwicklung der Nachfrage zeigen, ob die Grenze des Erträglichen überschritten worden ist.

Einzig sparen kann nicht die Lösung sein

Wenn die Kosten steigen, muss man eben an anderer Stelle sparen … Gute Idee, aber wo bitte genau? Die Beschaffungskosten von Verbrauchsmaterialien sind ein potenzieller Bereich, wo durch geschicktes Beschaffungsmanagement Einsparungen realisiert werden können. Aber selbstverständlich gibt es auch da Grenzen. Schließlich der Klassiker: Abrechnungsdefizite beseitigen und Honorarpotenziale heben. Ja, verschenkte Honorare können auf die Zeit gerechnet eine beeindruckende Menge Geld ausmachen – aber eben auf die Zeit gerechnet und kaum kurzfristig.

Potenziale sind zwar vorhanden, können aber nur dann wirklich helfen, wenn nicht gleichzeitig die Einnahmeseite politisch verordnet verkleinert wird und sich die Kassen weiterhin hartnäckig einem Inflationsausgleich verschließen.

Bei so viel Unwägbarkeiten externer Faktoren verwundert es am Ende nicht wirklich, dass die Aussichten auf die kommenden Monate eher düster ausfallen. Zu unkalkulierbar sind die politischen Weichenstellungen.

„Bei so viel Unwägbarkeiten externer Faktoren verwundert es am Ende nicht wirklich, dass die Aussichten auf die kommenden Monate eher düster ausfallen.“