Bundesgesundheitsminister Jens Spahn kündigte am Wochenende in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ an: „Niedergelassene Ärzte bekommen ein halbes Jahr mehr Zeit, ihre Praxen an die Telematikinfrastruktur anzuschließen.“ Damit gibt Spahn dem Drängen der Ärzteschaft nach. Die Frist für den verpflichtenden Anschluss aller Praxen an die Telematikinfrastruktur wird zum wiederholten Male verschoben. Doch eine Frist bleibt bestehen: Die Praxisinhaber müssen bis zum 31. Dezember 2018 einen Anschluss bestellen und auch einen Vertrag unterzeichnet haben.
Als Grund für die Fristverlängerung wird die geringe Anzahl an Konnektoren genannt, die bereits über eine Zulassung der Gematik verfügen. Derzeit sind nur die Konnektoren der T-Systems und die von der CompuGroup Medical genutzten am Markt erhältlich. Zwei weitere Konnektoren warten noch immer auf ihre Zulassung: Rise und Secunet geben zwar an, ab Oktober mit einer Zulassung zu rechnen, allerdings hat hier die Gematik das letzte Wort. Kämen beide Unternehmen in diesem Jahr nicht mehr auf den Markt, wären bei Fristende 2018 ihre Investitionen in die Technologieentwicklung in Gefahr.
Spahn wendet mit seiner TI-Fristverlängerung zwar den drohenden Honorarentzug von der Ärzteschaft ab, verschärft aber mit dem bleibenden Bestelldatum den Druck auf die beiden Unternehmen und die Gematik. CGM hat bislang etwa 30.000 Praxen angeschlossen, die Telekom hat nach eigenen Angaben bereits 20.000 Interessenten. Die Gematik schätzt, dass bis Ende des Jahres rund 50.000 Praxen an die TI angeschlossen sein werden. Die Telematikinfrastruktur wird das Gesundheitswesen vernetzen – Zahnärzte, Ärzte, Krankenhäuser, Apotheken und Krankenkassen.
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