Anzeige

Flow-Komposite: Nutzen für dichte Füllungsränder fraglich

Bulk-Fill-Komposite

Bulk-Fill-Komposite sind in Bezug auf erzielbare Randdichtigkeit – in vitro – ähnlich effektiv wie Schicht-Techniken mit fließfähigen Hybridkompositen.

Lange Zeit wurde angenommen, dass Flow-Komposite als Basisschicht zu dichteren Rändern führen. Dies soll auf der besseren Anfließfähigkeit und reduzierter Schichtdicke des höher viskosen Komposits beruhen. Eine in Quintessence International erschienene Literaturanalyse zeigt, dass diese Effekte möglicherweise keine Rolle spielen.

Bei approximal tiefen Klasse-II- und zervikalen (Klasse-V-)Kavitäten sollen klassische (Mikrohybrid-)Flow-Komposite die Zahnsubstanz bis zum Dentin- oder Schmelzrand besser benetzen. Andererseits wurde bisher angenommen, dass eine dicke Flow-Schicht den C-Faktor verbessert und damit zu dichteren Füllungsrändern des darüber geschichteten höher viskösen Komposits führt.

Keine Belege für bessere Randdichtigkeiten

Nach einer systematischen Literaturauswertung scheint dies zumindest für Klasse-II-Kavitäten nicht zuzutreffen. Forscher der Universitäten Mashhad und Teheran (Iran) fanden keine Belege für eine bessere Randdichtigkeit oder weniger marginale Verfärbung, Sekundärkaries und Überempfindlichkeit [1]. Summarisch konnte weder in vitro noch in den klinischen Studien ein günstiger Einfluss einer Flow-Komposit-Schicht auf die genannten Parameter gezeigt werden. Das galt sowohl für dentin- als auch für schmelzbegrenzte Ränder.

Vielfältige Faktoren

Die Randdichtigkeit von Kompositfüllungen hängt unter anderem vom Schrumpfungsstress – dem zeitlichen Verlauf, also Dynamik der Schrumpfung – und der Schichtdicke ab. Der hohe Schrumpfungsstress von Mikrohybrid-Flow-Kompositen könnte sich bei größeren Schichtdecken nachteilig auf die Randdichtigkeit auswirken [1].

Große werkstoffkundliche Variabilität

Die Autoren der Literaturanalyse schränken ein, dass in keiner der ausgewerteten Studien ein geeigneter Lichthärtungsmodus – Softstart oder Puls-Verfahren – verwendet wurde. Hinzu kommt die große werkstoffkundliche Variabilität der am Markt erhältlichen Materialien. Es ist also möglich, dass einzelne Produkte mit der richtigen Technik gut funktionieren, ihr Effekt aber in der Gesamtschau nicht mehr nachweisbar ist (Schlussfolgerung Jan H. Koch).

Schrumpfungsstress entscheidend?

Aufschlussreich sind im Zusammenhang aktuelle In-vitro-Studien zu höher viskösen Bulk-Kompositen, die nicht mit einem klassischen Komposit überschichtet werden müssen [2, 3]. Bei Einschicht-Applikation in mittelgroße Klasse-II-Kavitäten schnitten diese zum Beispiel besser ab als in Schichttechnik verwendete Produktkombinationen, darunter ein Mikrohybrid-Komposit mit einem Mikrohybrid-Flow oder einem niedrigviskösen Bulk-Fill-Material [2]. In einer anderen Studie spielte die Technik (Bulk oder Schicht) dagegen keine signifikante Rolle, jedoch ob der Rand in Dentin oder Schmelz lag [3].

Alle Befunde zusammen lassen sich so interpretieren, dass der Nutzen einer Flow-Komposit-Schicht – falls vorhanden – vom verwendeten Material abhängt. Hilfreich sind die Fließfähigen jedoch nach Ansicht der iranischen Forscher zum Beispiel in tiefen Anteilen postendodontischer Kavitäten [1]. Alternativ scheinen höher visköse Bulk-Fill-Materialien geeignet zu sein. Klinische Studien über relevante Zeiträume sollten folgen.