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Fluorid kann von anderen Substanzen inaktiviert werden

Fluorid darf Zahnpasten nur bis zu einer maximalen Konzentration von 1.500 ppm zugesetzt werden. Wird diese Grenze überschritten, muss sie als Arzneimittel zugelassen werden.

Fluorid darf Zahnpasten nur bis zu einer maximalen Konzentration von 1.500 ppm zugesetzt werden. Wird diese Grenze überschritten, muss sie als Arzneimittel zugelassen werden.

Inhaltsstoffe, die sich nicht vertragen

Mit einer Ausnahme (Duraphat-Zahncreme) gehören alle Zahnpasten, die in Deutschland erhältlich sind, zur Produktgruppe der Kosmetika, also zur gleichen Gruppe wie Lippenstifte, Eyeliner, Parfüm, Sonnenschutzmittel, Haarshampoo, Haarspray etc. Anders als Arzneimittel, die einzeln zugelassen werden müssen, können Kosmetika relativ einfach in Verkehr gebracht werden. Sie müssen lediglich den Vorgaben der europäischen Kosmetikverordnung entsprechen. Diese regelt unter anderem, welche Stoffe in Kosmetika eingesetzt werden dürfen. Einige Stoffe sind in Kosmetika verboten, für andere gelten Beschränkungen für die Konzentration. Fluorid darf zum Beispiel nur bis zu einer maximalen Konzentration von 1.500 ppm (= 0,015 Prozent) zugesetzt werden. Wenn diese Grenze überschritten wird, muss die Zahnpasta als Arzneimittel zugelassen werden. Dies gilt für die erwähnte Duraphat-Zahnpasta, die 5.000 ppm Fluorid enthält und deshalb als Arzneimittel zugelassen sein muss.

Inhaltsstoffe und Deklaration

Eine Zahnpasta besteht aus vielen verschiedenen Inhaltsstoffen mit unterschiedlichen Funktionen. Diese müssen auf der Zahnpastatube oder der Umverpackung deklariert sein, und zwar gemäß einer internationalen Richtlinie, der INCI (International Nomenclature of Cosmetic Ingredients). Die Deklaration muss auf Englisch und in absteigender Reihenfolge der Konzentration der Inhaltsstoffe erfolgen. Inhaltsstoffe, die in einer Konzentration von weniger als 1 Prozent enthalten sind, können in beliebiger Reihenfolge aufgeführt werden. Ganz oben steht fast immer Wasser. Das bedeutet, dass Wasser anteilsmäßig der Hauptinhaltsstoff der meisten Zahnpasten ist.

Ein Großteil der in Zahnpasten enthaltenen Substanzen sind Hilfsstoffe; sie dienen dazu, der Zahnpasta ihren pastösen und geschmeidigen Charakter zu geben (Wasser und Verdickungsmittel, Feuchthaltemittel), ihnen einen guten und frischen Geschmack (zum Beispiel Menthol, Süßungsmittel wie Sorbit, Xylit oder Glycerin) zu verleihen, sie optisch ansprechend zu gestalten (Farbstoffe, zum Beispiel Titandioxid) und sie haltbar zu machen (Konservierungsstoffe). Darüber hinaus sollten Fluorid, Abrasivstoffe und Schaumbildner (Tenside) enthalten sein. Fluorid dient der Kariesprophylaxe und ist der mit Abstand wichtigste Inhaltsstoff einer Zahnpasta; Abrasivstoffe und Schaumbildner sind wichtig für eine gute Reinigung der Zähne. Weitere Substanzen, wie die antibakteriell wirkenden Zinksalze, können einer Zahnfleischentzündung und Mundgeruch vorbeugen sowie die Neubildung von Zahnstein reduzieren. Spezielle Inhaltsstoffe können empfindlichen Zahnhälsen (hypersensible Zähne) vorbeugen oder die Zähne weißer erscheinen lassen. Letzteres wird entweder durch die Entfernung von Verfärbungen erreicht oder durch spezielle Farbstoffe, die den Zahnschmelz weißer erscheinen lassen, zum Beispiel Blue Covarine.

Einige Inhaltsstoffe können mehrere Funktionen übernehmen, so sind zum Beispiel Süßungsmittel wie Sorbit und Glycerin gleichzeitig auch Feuchthaltemitte, Abrasivstoffe wie Silica können auch Verdickungsmittel sein und gegen empfindliche Zahnhälse wirken und antibakteriell wirkende Substanzen können gleichzeitig Konservierungsmittel sein.

Interaktionen zwischen Wirkstoffen

Wie bereits erwähnt, ist Fluorid der wichtigste Inhaltsstoff in Zahnpasten. Deshalb ist es auch wichtig, dass es nicht von anderen Substanzen inaktiviert wird. Das kann der Fall sein, wenn Kalziumkarbonat (CaCO3) als Putzkörper eingesetzt wird. Ionisch gebundene Fluoride wie Aminfluorid, Natriumfluorid und Zinnfluorid können mit Kalziumkarbonat in der Tube zu schwer löslichem Kalziumfluorid reagieren. Da früher fast ausschließlich Kalziumkarbonat als Abrasivstoff eingesetzt wurde, setzte man, um diesen Effekt zu verhindern, Natriummonofluorphosphat (NaMFP) ein. In NaMFP ist das Fluorid kovalent gebunden und kann deshalb nicht mit dem Kalziumkarbonat reagieren. Das schränkt allerdings auch die Wirksamkeit des Fluorids etwas ein. Aus diesem Grunde wird heute fast nur noch Hydrated Silica als Abrasivstoff eingesetzt, das auch mit den ionisch gebundenen Fluoridverbindungen nicht reagiert. Deshalb verschwindet das NaMFP zunehmend aus Zahnpasten. Heute wird überwiegend Natriumfluorid (NaF) eingesetzt. Wenn man Fluorid in der INCI-Deklaration auf der Zahnpastatube sucht, muss man berücksichtigen, dass Natrium auf Englisch Sodium heißt. Deshalb ist NaMFP als Sodium Monofluorophosphate und NaF als Sodium Fluoride deklariert.

Die Aminosäure Arginin wird in einigen Zahnpasten als unterstützender Wirkstoff eingesetzt. In Kombination mit Fluorid verbessert sie die kariespräventive Wirkung. Allerdings ist Arginin nicht mit ionisch gebundenen Fluoridverbindungen kompatibel, weshalb es nur in Kombination mit NaMFP eingesetzt werden kann. Außerdem haben klinische Studien gezeigt, dass Arginin in Kombination mit Kalziumkarbonat eine gute Wirkung bei hypersensiblen Zähnen hat und die Zahnsteinbildung hemmt. Die Arginin-Zahnpasta ist ein gutes Beispiel dafür, dass es immer wichtig ist, sich die Gesamtformulierung einer Zahnpasta anzusehen. Man könnte denken, eine Zahnpasta mit NaMFP und Kalziumkarbonat wäre eigentlich eine überholte Technologie. Durch die Einführung von Arginin kann eine solche Zahnpasta aber durchaus innovativ sein und eine besondere Wirksamkeit entfalten.

In Zahnpasten werden anionische, kationische und amphotere Tenside eingesetzt. Die häufigsten anionischen Tenside sind das Natriumlaurylsulphat (NaLS, nach INCI Sodiumlaurylsulphate-SLS) sowie Sulfonate. Diese anionischen (= negative geladenen) Tenside können mit positiv geladenen Substanzen, zum Beispiel Chlorhexidin, Bindungen eingehen und diese dadurch inaktivieren. Aus diesem Grunde ist der Einsatz von Chlorhexidin in Zahnpasten, die anionische Tenside enthalten, kritisch zu bewerten. Chlorhexidin findet in Zahnpasten aber auch kaum Verwendung. Wichtiger ist daher eine mögliche Interaktion zwischen chlorhexidinhaltigen Mundspüllösungen und Zahnpasten mit anionischen Tensiden. Auch wenn nicht klar ist, ob diese theoretisch naheliegende Interaktion tatsächlich eine klinische Relevanz hat, sollte man auf entsprechende Inhaltsstoffe in Zahnpasten achten, wenn eine chlorhexidinhaltige Spüllösung Anwendung findet.

Häufig wird empfohlen, zwischen der Anwendung beider Produkte eine halbe bis zwei Stunden zu warten. Das ist jedoch kaum praktikabel. Deshalb sollte darauf geachtet werden, eine Zahnpasta mit einem kationischen oder amphoteren Tensid zu verwenden. Ein kationisches (= positiv geladenes) Tensid ist das Aminfluorid, das ja gleichzeitig eine Fluoridquelle ist. Weil das Aminfluorid aufgrund seiner Konzentration als alleiniges Tensid nicht ausreicht, ist entsprechenden Zahnpasten üblicherweise noch weiteres Tensid zugefügt. Amphotere (= kationisch und anionisch geladene) Tenside können mit Chlorhexidin kombiniert werden. Der wichtigste Vertreter ist das Betain (zum Beispiel Cocamidopropylbetain). Dieses wegen seiner Milde ursprünglich nur in Kinderzahnpasten eingesetzte Produkt wird heute auch in vielen Zahnpasten für Erwachsene eingesetzt, sodass es nicht so schwerfällt, ein entsprechendes Produkt zu finden.

Prof. Dr. Stefan Zimmer
Prof. Dr. Mozhgan Bizhang
Lehrstuhl für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin Universität Witten/Herdecke