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Gesundheitskompetenz: Ganz dicke Bretter

Der deutliche Rückgang der Karies bei Kindern und Jugendlichen, der inzwischen bis in das Erwachsenenalter weiterwirkt, ist dafür ein deutlicher Beleg. Und die Vermittlung von Wissen über Zahngesundheit und Mundhygiene ist auch bei vielen Eltern und Familien auf Dauer nicht ohne Wirkung geblieben. Damit sind die Zahnärzte und ihre Bemühungen um die Prävention immer wieder gern zitiertes Beispiel, wenn es um das Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung und den Erfolg der Prävention geht.

„Jeder Zahnarzt weiß, wie viel Engagement nötig ist, Patienten immer wieder zu motivieren, selbst für ihre Mundgesundheit aktiv zu werden.“

„Jeder Zahnarzt weiß, wie viel Engagement nötig ist, Patienten immer wieder zu motivieren, selbst für ihre Mundgesundheit aktiv zu werden.“

Ziel: Informierte, aufgeklärte Patienten

Der hohe Aufwand, der dahintersteht, wird gerne übersehen: Die vielen ehrenamtlichen Helfer über die Jahrzehnte, die unzähligen Studien, Projekte, Broschüren, Veranstaltungen, erarbeiteten und wieder verworfenen Ansätze, wie sich ein Bewusstsein für die Mundgesundheit und das nötige Wissen dazu vermitteln lässt etc.

Die Bundeszahnärztekammer hat anlässlich der Gründung der Allianz für Gesundheitskompetenz erklärt, „die Mundgesundheitskompetenz der Patienten zu stärken und sie individuell zu beraten, gehören zu den wichtigsten Aufgaben des Zahnarztes. Informierte, aufgeklärte Patienten können am meisten zu ihrer Mundgesundheit beitragen.“

Jeder Zahnarzt und jeder Praxismitarbeiter weiß, wie viel Engagement, Wissen, Geduld und Beharrlichkeit dazu nötig sind, Patienten in der Praxis immer wieder zu motivieren, selbst für ihre Mundgesundheit aktiv zu werden. Sie wissen aber auch, wie erfolgreich dieses Engagement sein kann – die steigende Inanspruchnahme der Professionellen Zahnreinigung in der Praxis als in der Regel selbst zu zahlende Leistung ist ja auch ein Erfolg dieser Motivationsarbeit.

Ohne Partner geht es nicht

Es ist daher selbstverständlich, dass die Zahnärzte bei einer neuen Initiative wie der „Allianz für Gesundheitskompetenz“ dabei sind – und sich mit ihren Konzepten gerade für die Menschen in einem solchen Verbund aufstellen, die sie nur in der Zusammenarbeit mit vielen Partnern wirklich wirksam erreichen können. Die Bundeszahnärztekammer will mit ihrem Beitrag besonders Menschen mit einer niedrigen Mundgesundheitskompetenz erreichen, die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung legt gleich eine umfassende Gesamtstrategie zur Mundgesundheitskompetenz vor.

Eigenes Schulfach Gesundheitsförderung

Der Deutsche Ärztetag hat sich für Gesundheitsförderung als Unterrichtsfach an allen Schulen stark gemacht, die Bundesärztekammer fokussiert daher in der Allianz vor allem auf gesundheitsbezogenen Unterricht in den Schulen – und auf die die Ausbildung der Ärzte in der Kommunikation mit dem Patienten.

Unzureichende Gesundheitskompetenz kostet zu viel Geld

Bundesgesundheitsminister Gröhe hat darauf hingewiesen, dass unzureichende Gesundheitskompetenz der Menschen auch das Gemeinwesen teuer zu stehen kommt – von neun bis 15 Milliarden Euro pro Jahr allein in Deutschland war die Rede. Natürlich ist auch das ein wichtiger Aspekt bei dem Ziel, diese Kompetenz in der Breite zu verbessern. Es wäre aber fatal, wenn es der wichtigste wäre.

Bleibt zu hoffen, dass diese Allianz der vielen kompetenten Partner nicht nur eine politische Aktion in einer gesundheitspolitischen Schönwetterlage ist, sondern auch stürmische Zeiten übersteht, und dass die Gemeinsamkeit nicht im Gerangel der Kompetenzen und im Streit darum, was „richtig“ ist, untergeht.

Es gibt keinen Königsweg

Gesundheitskompetenz bei den Menschen aufzubauen, braucht einen langen Atem beim Bohren ganz dicker Bretter. Verhaltensänderungen zu bewirken ist eine der komplexesten und schwierigsten Aufgaben in der Medizin. Dafür gibt es keinen (evidenz-basierten) Königsweg, auch wenn Institute mit wohlklingenden Namen gerne diesen Eindruck vermitteln.