Warte, warte noch ein Weilchen, dann kommt der Jens Spahn mit dem Ausbau der Terminservicestellen. „Privat und gesetzlich Versicherte müssen in Zukunft gleich schnell einen Arzttermin bekommen können“, verkündete der designierte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Schließlich hätten die Menschen beim Arzt das Gefühl, es gäbe zwei Klassen bei der Terminvergabe. Aber stimmt das so pauschal überhaupt?
Bei der Suche nach einer Antwort finden wir im jüngsten „Jameda Patientenbarometer 2018“ erste Anhaltspunkte. Die Umfrage kommt zu dem Ergebnis: Die „Patienten sind mit der Wartezeit auf Arzttermine nach wie vor zufrieden“. Die Befragten konnten hier ihre Zufriedenheit mit der Wartezeit auf einen Arzttermin auf einer Skala von den Schulnoten eins bis sechs bewerten. Dabei lag die Gesamtnote bei 1,82. Das wäre auch für einen Abi-Schnitt noch sehr beachtlich.
Spitzennoten für Zahnärzte
Schaut man sich die Beurteilung getrennt nach Facharztgruppen an, liegen die Zahnärzte in der Bewertung mit 1,46 ganz vorne, und die Dermatologen bilden das Schlusslicht mit der Gesamtnote 2,36. Nach Notstand klingt das nicht.
Schaut man auf die Unterschiede zwischen Privatversicherten und Kassenpatienten, werden schon Unterschiede sichtbar, aber sie fallen eher gering aus. GKV-Patienten vergeben für die Wartezeit insgesamt eine 1,87 und PKV-Patienten eine 1,52. Nach Fachrichtungen unterschieden liegen die Noten bei Zahnärzten beinahe identisch bei 1,47 zu 1,45. Die größte Differenz gibt es auch hier bei den Hautärzten mit einer GKV-Patienten Note von 2,55 – dagegen wird die Wartezeit von Privatversicherten hier mit 1,82 bewertet.
Aber sind diese Kennzahlen der Jameda-Befragung überhaupt aussagekräftig? Die Kassenärztliche Vereinigung (KBV) führt jährlich eine statistisch valide Versichertenbefragung durch. Auch hier liegen Zahlen für 2017 vor. 42 Prozent aller Patienten hatten bei ihrem letzten Praxisbesuch keine Wartezeit – außer vermutlich im Wartezimmer. 16 Prozent erhielten innerhalb von drei Tagen einen Termin. 40 Prozent mussten mehr als drei Tage warten.
Wartezeit-Debatte lenkt ab
Und wie sieht es bei der Wartezeit von GKV- und PKV-Patienten aus? Es gibt sie. Aber die Unterschiede zwischen gesetzlich und privat Versicherten sind nach diesen Zahlen nicht so groß, wie es derzeit in der gesundheitspolitischen Debatte erscheint. Auch das subjektive Empfinden der Patienten, ob es ihnen zu lange dauere, bis sie einen Arzttermin bekämen, beantworteten 80 Prozent der Befragten mit „nein“. Dagegen hat die Hälfte der Patienten Schwierigkeiten, überhaupt einen Facharzt zu finden. Vielleicht ist der Faktor „Wartezeit“ in der allgegenwärtig beschworenen „Zwei-Klassen-Medizin“ also gar nicht so ausschlaggebend, sondern eher populistisch wohlfeil? Lenkt die Wartezeit-Debatte doch hervorragend ab von Themen, die wirklich den Unterschied im Gesundheitssystem ausmachen.