In Deutschland lehnt nach einer repräsentativen Umfrage der DAK-Gesundheit eine große Mehrheit von 73 Prozent der Bevölkerung die Zeitumstellung ab.
Der Widerstand gegen den regelmäßigen Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit bleibt konstant hoch. Die wenigsten Probleme mit dem Dreh an der Uhr haben jüngere Menschen unter 30 Jahren.
In der Nacht von Samstag auf Sonntag, den 28. Oktober 2018, werden früh morgens die Uhren von drei Uhr auf zwei Uhr zurückgestellt. Dann gilt in allen Ländern Europas wieder die Winterzeit. Durch die Zeitumstellung leiden nach der Umfrage die meisten Menschen an Einschlafproblemen und Schlafstörungen – 63 Prozent der Frauen und 53 Prozent der Männer. Knapp ein Drittel konnte sich nach eigenen Angaben schlechter konzentrieren, 26 Prozent fühlten sich gereizt. Am häufigsten gaben die Befragten an, sich müde oder schlapp gefühlt zu haben. Depressive Verstimmungen kamen bei 10 Prozent der Befragten vor.
Innere Uhr lässt sich nicht einfach umstellen
Menschen mittleren Alters gaben dabei weit häufiger an, infolge der Zeitumstellung Probleme gehabt zu haben. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung bleibt die Häufigkeit der Beschwerden im Vergleich zu den Vorjahren ähnlich.
Jeder fünfte Berufstätige ist nach der Zeitumstellung schon einmal zu spät zur Arbeit gekommen. DAK-Ärztin Dr. Susanne Bleich erklärt: „Der Körper lebt nach seiner eigenen Uhr – und die stellt sich eben nicht von einem Tag auf den anderen um. Wer Beschwerden hat, der darf also nicht gleich verzweifeln, sondern braucht einfach ein wenig Geduld. Entspannung und frische Luft können darüber hinaus auch helfen, mit der Umstellung besser klarzukommen.“ Mit 73 Prozent gab die große Mehrheit der Befragten an, keinerlei gesundheitliche Probleme mit der Zeitumstellung zu haben. Diese Zahl ist im Vergleich zu den Vorjahren ebenso nahezu konstant geblieben.
In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Sommerzeit im Jahr 1980 als Reaktion auf die Ölkrise zwei Jahre zuvor eingeführt. Ziel dieser Maßnahme war es, Energie zu sparen. Da auch die DDR zur damaligen Zeit plante, die Uhren vorzustellen, musste Bonn nachziehen, um das Land und Berlin nicht auch noch zeitlich zu teilen. Seit 1996 gilt die Sommerzeit EU-weit und beginnt jeweils am letzten Sonntag im März. Am letzten Sonntag im Oktober werden die Uhren dann in allen Staaten der EU wieder auf die Winterzeit – also die Normalzeit – zurückgedreht. Der gewünschte Energieeinspareffekt der Sommerzeit blieb übrigens aus. Letztlich hielten sich die Einsparungen bei der Beleuchtung und der Anstieg der Heizkosten etwa die Waage.
Mehrheit der EU-Umfrage befürwortet Abschaffung
Auch das Europäische Parlament diskutiert die Abschaffung der Zeitumstellung und untersucht mögliche Gesundheitsprobleme. Vom 5. Juli bis zum 15. August 2018 konnten 500 Millionen EU-Bürger online abstimmen, ob sie die Zeitumstellung beibehalten oder abschaffen wollen. Die Befragung war kein Referendum, damit war das Ergebnis politisch nicht bindend. Teilgenommen haben 4,6 Millionen EU-Bürger – davon mehr als drei Millionen aus Deutschland. 84 Prozent der Teilnehmer sprachen sich für die Abschaffung der Sommerzeit aus. Daraufhin kündigte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker an, dass die EU-Kommission die Abschaffung der Zeitumstellung anstrebe. Entscheiden werden dies das EU-Parlament und die EU-Mitgliedsstaaten.
In Deutschland wurde die Sommerzeit erstmals 1916 eingeführt, um Energie für den Kriegseinsatz einzusparen. Die Sommerzeit galt jeweils nur während der beiden Weltkriege und war auch damals unbeliebt.
Zeitumstellung in der EU wird wohl 2019 abgeschafft
Nach einem Vorschlag für eine EU-Richtlinie zur Abschaffung der Zeitumstellung in der EU, den die EU-Kommission im September 2018 vorlegte, werden die Uhren wohl zum letzten Mal am 31. März 2019 europaweit auf Sommerzeit vorgedreht. Danach können die EU-Mitgliedsstatten selbst entscheiden, ob bei ihnen künftig die Winterzeit oder die Sommerzeit permanent gelten soll. In Ländern, in denen dann die Normalzeit gilt, werden die Uhren nochmals am 27. Oktober 2019 um eine Stunde zurückgestellt. Ein europaweiter Zeit-Flickenteppich soll möglichst vermieden werden. Die Nachbarstaaten sollen sich dahingehend verständigen. In Deutschland ist noch keine Entscheidung getroffen worden, welche Zeit künftig gelten soll. Zuständig dafür ist das Wirtschaftsministerium. Minister Peter Altmaier hat schon eine Präferenz zur Sommerzeit öffentlich formuliert.