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Implantatbrücke für einen Seemann auf Landgang

Off-Shore Anlage im Meer mit Schiff und Bergen im Hintergrund

Implantatgetragene vollkeramische Restaurationen bieten ein hohes Maß an Ästhetik und Komfort. Zugleich erfordern sie einen nicht unerheblichen zahnärztlichen und zahntechnischen Aufwand. Nicht zuletzt wegen der Kosten erwarten Patienten, dass ihre Versorgung lange hält und sicher funktioniert. In unserer Klinik in Norwegen betreuen wir eine Anzahl von Fischern, Seeleuten und Arbeitern auf Offshore-Plattformen. Diese können häufig über Wochen bis Monate nur mit großem Aufwand einen Zahnarzt oder Arzt aufsuchen. Eine vorausschauende Planung hilft, sichere Versorgungen anzubieten und mögliche Anpassungen oder Reparaturen einfach auszuführen.
Bei festsitzender Prothetik nutzen wir für dieses Konzept fast ausschließlich vollkeramische Kronen und Brücken. Digitale Herstellungsdaten, Modelle, Fotos und individu­elle Farb- und Funktionswerte wer­den archiviert. Sollte eine Neuver­sorgung notwendig werden, können wir diese entsprechend schon vor dem Praxistermin und normaler­weise in einer einzigen Sitzung erstellen. Dies erspart den Patienten und uns Zeit und Kosten. Unser Konzept ist vor allem bei komplexen Arbeiten wichtig. Die im Folgenden dargestellte Versorgung wurde mit dem alphatech Implantat-System (Vertrieb über Henry Schein) und dem Zirkonzahn-Frässystem realisiert.

Fallbericht

Unser Patient ist zu Behandlungs­beginn 67 Jahre alt, arbeitet auf einem Öltanker und kommt daher nur alle zwei Monate an Land, häufig nur für jeweils 10 bis 14 Tage. Er wünscht eine festsitzende Versorgung zunächst im Oberkiefer, der Unterkiefer soll später erfolgen. Der Patient trägt eine insuffiziente Modellgussprothese, die nur durch großzügigen Gebrauch von Haftcreme notdürftig hält. Er hat der Veröffentlichung seiner Falldokumen­tation zugestimmt.

Diskussion

Unser Patient steht bei einem Landgang in der Regel für maximal zwei Wochen zur Verfü­-gung. Die durch Corona bedingten Quarantänezeiten erschwerten das Zeitmanagement bei der Behandlung zusätzlich. Es war ent­-
sprechend notwendig, die Sitzungszahl so weit wie möglich zu reduzieren. Das nicht osseo­integrierte Implantat an Position 22 wurde daher nicht durch ein neues ersetzt. Auch die prothetische Versorgung war auf das Zeitbudget unseres Patienten abgestimmt. Für den Fall, dass die Arbeit komplett abgenommen werden muss, können die Kronen vorsichtig über den Schraubenkanälen perforiert und die Schrauben gelöst werden. Die Position der Bohrkanäle ist durch unsere Fotodokumen­tation bekannt.
Aus denselben Gründen entschieden wir uns in Absprache mit dem Labor, die Frontzahnkronen einzeln anzufertigen. Diese wurden auf der Keramikbasis separat verklebt. Bei möglichen Frakturen ist ein Austausch sehr einfach und erfordert keine kostspielige Neuanfertigung oder Reparatur der ganzen Arbeit. Im schlimmsten Fall fertigen wir mit den archivierten Daten eine neue Krone an. Eine Nachricht des Patienten reicht aus und wir können die Krone bei einem Landgang innerhalb kürzester Zeit einsetzen. Alle Einzelkronen wurden mit Komposit eingegliedert. Grundsätzlich ist auch eine semipermanente Befestigung möglich, sodass die Kronen relativ leicht entfernt werden können. Da aber auch die Möglichkeit der Lockerung besteht, bevorzugen wir diese Befestigung nur bei Patienten, die uns jederzeit besuchen können. Das vorgestellte Konzept lässt sich also sehr flexibel auf individuelle Bedürfnisse und zeitliche Vorgaben abstimmen.

Burghard Riechel, Max Riechel, Natalia Pacelt und Sven Schreiber (Lindesnes, Norwegen)