Für schnelle Leser
- Fast alle klinischen Mitarbeiter der Frankfurter Universitätszahnklinik tragen Einmal-Handschuhe, aber nur zwei Drittel Augenschutz.
- Ein Drittel der Studienteilnehmer schätzt das Infektionsrisiko für HIV und Hepatitis C als hoch ein (trifft nicht zu).
- Nur rund die Hälfte kannte die Möglichkeit einer Postexpositions- Prophylaxe gegen HIV nach Nadelstichverletzung.
- Nur 20 Prozent der Studienteilnehmer kannte den eigenen Anti-HB-Titer (Zahnärzte: 40 Prozent).
- Viele kannten ihren Impfstatus gegen luftübertragene Erkrankungen nicht, nur jeder dritte Studienteilnehmer war gegen Grippe geimpft.
- Aktuelle Informationen sind von BZÄK und Aidshilfe erhältlich www.bzaek.de/hiv
Das Risiko für blutübertragene Infektionen für Zahnärzte und Assistenzpersonal ist moderat, eine Erkrankung bei richtiger Prävention unwahrscheinlich. Humane Immundefizienz-Viren (HIV) und Hepatitis B- und C-Viren (HBV, HCV) führen nur dann zur Infektion, wenn sie über Blut in ausreichender Menge übertragen werden. Dies kann über Wunden oder Schleimhäute geschehen.
Da viele Patienten von ihrer Infektion nichts wissen, ist für das zahnärztliche Team routinemäßiger Mundschutz, aber auch Augenschutz Pflicht. Eine Fragebogen-Studie am Zentrum Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (Carolinum) der Universität Frankfurt zeigt, dass nur 67 Prozent der Studienteilnehmer regelmäßig einen Augenschutz tragen. Einmal- Schutzhandschuhe verwenden laut Fragebogen 94 Prozent, einen Mundschutz 87 Prozent.
Verletzungsrisiko hoch
Das Kontaktrisiko mit Patientenblut in der zahnärztlichen Praxis gilt als hoch. In einer italienischen Langzeitstudie waren fast 90 Prozent der Ereignisse perkutane Verletzungen, immerhin 11 Prozent betrafen Blutkontakt mit Schleimhäute von Ärzten oder Assistenzpersonal, einschließlich der Augen. Zahnärzte verletzten sich am häufigsten bei der Lokalanästhesie (Aufsetzen der Nadelkappe), Assistenzpersonal zusätzlich bei der hygienischen Aufbereitung.
Dagegen ist das statistische Infektionsrisiko durch HIV, HBC und HBV offenbar sehr begrenzt. In einer Broschüre betonen BZÄK und Deutsche Aidshilfe, dass die erwähnten Schutzmaßnahmen, eine fachgerechte hygienische Aufbereitung und richtige Entsorgung von Anästhesienadeln ausreichen.
Überweisungen an Spezialzentren oder separate Räume sind demnach nicht notwendig. Ein Anteil von 35 Prozent der Frankfurter Studienteilnehmer war hierzu anderer Meinung. Nicht optimal sind nach der Studie auch das Wissen über das tatsächliche Risiko blutübertragener Erkrankungen, der Informationsstand zum eigenen Anti-HBs-Titer und der Impfgrad bei luftübertragenen Infektionskrankheiten einschließlich Influenza.
Diskussion und Fazit
An der Frankfurter Studie nahmen nur gut 60 Prozent der eingeladenen Mitarbeiter teil, so dass die Ergebnisse noch zu günstig ausgefallen sein könnten. Insgesamt scheint das Wissen zum Thema Infektionsprophylaxe suboptimal, sinnvolle Vorsichtsmaßnahmen werden zu wenig beachtet. Das betrifft nach der vorgestellten Studie besonders das Tragen von Schutzbrillen.
Hinweis
Beiträge in der Rubrik ZahnMedizin kompakt können in keinem Fall die klinische Einschätzung des Lesers ersetzen. Sie sind keine Behandlungsempfehlung, sondern sollen – auf der Basis aktueller Literatur – die eigenverantwortliche Entscheidungsfindung unterstützen.