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Rauigkeit versus Benetzbarkeit

selbstätzende Primer

Mit neuen selbstätzenden Primern können Glaskeramiken in einem Schritt für die adhäsive Befestigung mit Kompositen vorbereitet werden. Fluss-Säure ist nicht mehr erforderlich.

In einer Studie, publiziert in der Quintessenz Zahntechnik, wurde untersucht, wie sich Sandstrahlen oder Ätzen auf Rauheit und Topografie von Vollkeramik auswirkt [1]. Michael Tholey, Entwicklungsleiter bei der Vita Zahnfabrik, testete unterschiedliche Materialien des Herstellers wie klassische Feldspatkeramik (Vitablocs Mark II, vergleichbar mit IPS Empress CAD, Ivoclar Vivadent), Lithiumsilikatkeramik (Vita Suprinity, vergleichbar mit IPS e.max CAD, Ivoclar Vivadent, oder Celtra Duo, Degudent), eine Hybridkeramik (Vita Enamic) und ein yttriumstabilisiertes Zirkonoxid (Vita YZ HT).

Zuerst einmal: nicht schädigen

Noch wichtiger als eine ideale Morphologie der Klebefläche ist dabei, dass die Vorbehandlung die Keramik nicht schädigt [2]. So zeigte eine aktuelle Studie, dass es bereits bei sehr schonendem Abstrahlen mit 30 µm Korund und 1 bar zu einer Schwächung von Lithiumsilikat kommt [3]. Durch den Einsatz eines Ätzgels hingegen wird diese Keramik selbst bei mehr als 20 Sekunden Ätzdauer nicht geschädigt. Zudem lässt sich durch Ätzen eine homogenere Oberfläche erzielen als durch Sandstrahlen.

Sandgestrahltes Zirkonoxid

Sandgestrahltes Zirkonoxid: Trotz sehr schonender Bearbeitung mit 50 µm Korund und 1 bar sind deutliche Spuren des Strahlens sichtbar.

Speziell an Innenflächen von Kronen sind Parameter wie der Abstand oder der Winkel beim Strahlen nicht konstant. Dies kann lokal zu einem überhöhten Energieeintrag führen [1]. Mikrorisse und ein vorzeitiges Versagen im klinischen Einsatz sind selbst bei Zirkonoxid die Folge [4], weshalb den chemischen Verfahren vielfach der Vorzug gegeben wird [2].

Sauer statt rauer

Beim Ätzen der Proben kam in der Studie von Tholey handelsübliche 5-prozentige Fluss-Säure zum Einsatz [1]. Dabei spielte es – unabhängig vom Material – für die Rauheit kaum eine Rolle, ob 20 oder 60 Sekunden lang geätzt wurde. Der messbare Effekt durch die chemische Behandlung war jedoch, mit Ausnahme des Zirkonoxids, deutlich geringer als nach dem Sandstrahlen.

Die Rauheit (Rautiefe) der Oberfläche hat jedoch nur einen geringen Einfluss auf die Festigkeit der Klebung. Wichtiger sind die zur Verfügung stehende Oberfläche, deren Benetzbarkeit und die Gestalt der neu geschaffenen Oberfläche [2]. So konnte Tholey unter anderem zeigen, dass die geätzten Flächen deutlich mehr Unterschnitte aufweisen als die gestrahlten. Dies gilt nicht für das getestete Zirkonoxid, da es keine nennenswerte Glasphase enthält und die Keramik daher nicht mit Flusssäure dieser geringen Konzentration geätzt werden kann [1, 5].

Fazit: Die Oberflächenvorbehandlung von Keramiken ist ein wichtiger Bestandteil der adhäsiven Befestigung. Doch Rauheit und Morphologie allein sind kein Maß für die Festigkeit des Verbunds. Neben den Materialtypen unterscheiden sich auch vergleichbare Materialien unterschiedlicher Hersteller [6]. Daher sollten bei der Vorbehandlung unbedingt die Vorgaben der Hersteller eingehalten werden. Es kann sinnvoll sein, das Thema für sichere klinische Ergebnisse mit dem Zahntechniker zu besprechen.