Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt (KZV) begrüßt den im Gesundheitskabinett vorgestellten umfangreichen Maßnahmenkatalog zur Gewinnung und Bindung von Ärzten und Zahnärzten für das Bundesland. Die vorgesehene Einführung einer Landzahnarztquote und die geplanten Stipendienprogramme seien wichtige Schritte, um den akuten Mangel an Zahnärzten im Land langfristig zu bekämpfen.
Keine Zeit für Verzögerungen
„Wir freuen uns sehr, dass die Landesregierung unsere Vorschläge endlich aufgreift und umsetzen will. Die Lage in den Zahnarztpraxen ist bereits so angespannt, dass es keine Zeit für Verzögerungen geben darf. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass die angedachten Maßnahmen erst mittelfristig zu einem Mehr an Zahnärztinnen und Zahnärzten und damit zur Entlastung der angespannten Versorgungslage in Sachsen-Anhalt führen werden“, sagt Dr. Jochen Schmidt, Vorstandsvorsitzender der KZV Sachsen-Anhalt.
In Sachsen-Anhalt ist die Zahl der Zahnarztpraxen rückläufig: Im zurückliegenden Jahr 2024 schlossen 36 Zahnarztpraxen ohne Nachfolge, über die letzten fünf Jahre hinweg waren es insgesamt 200. Hauptgrund hierfür ist der altersbedingte Wechsel vieler Zahnärzte in den Ruhestand. Gleichzeitig fehlt es an Nachwuchs, der bereit ist, in Sachsen-Anhalt zu praktizieren. Für das Jahr 2025 rechnet die KZV mit weiteren 70 Zahnärzten, die aus der Versorgung ausscheiden. Und auch für die nachfolgenden Jahre sieht es nicht besser aus, die Zahnarztdichte im Land werde weiter kontinuierlich ausdünnen.
Stipendienprogramm in Pécs
Um dem entgegenzuwirken, setzt die KZV Sachsen-Anhalt bereits eigene Fördermaßnahmen um. Bundesweit einzigartig ist dabei das Stipendienprogramm der KZV Sachsen-Anhalt für ein Zahnmedizinstudium in Pécs (Ungarn), das jährlich bis zu zwölf Studienanfängern zugutekommt. Das Studium erfolgt in deutscher Sprache und wird in Deutschland uneingeschränkt anerkannt. Im Gegenzug verpflichten sich die Absolventen für fünf Jahre zu einer zahnärztlichen Tätigkeit in Sachsen-Anhalt. Wer noch in diesem Jahr vom Förderangebot der KZV profitieren möchte, sollte sich schnell entscheiden: Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 28. Februar 2025.
Landeszahnarztquote und mehr Studienplätze
Darüber hinaus hat das Gesundheitskabinett die Einführung einer Landzahnarztquote beschlossen. Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne sagt: „Damit die ärztliche und zahnärztliche Versorgung auch in Zukunft flächendeckend gesichert bleibt, ziehen Land, Universitäten, Kommunen und das Gesundheitswesen an einem Strang. Ein gemeinsames Paket mit 100 Maßnahmen zeigt: Die Kombination aus Nachwuchsförderung, attraktiven Arbeitsbedingungen und langfristiger regionaler Bindung ist der Schlüssel zu einer zukunftsfesten Gesundheitsversorgung. Neben den bereits bestehenden Landarzt- und Amtsarztquoten sorgen wir für die Einführung einer Landzahnarztquote.“
Auch ein Ausbau der Studienkapazitäten ist geplant. So sollen zu den bestehenden 40 Studienplätzen an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zehn weitere Plätze hinzukommen. Und die Anzahl der Studienstipendien in Ungarn soll um zehn Plätze auf dann insgesamt 22 Plätze pro Jahr erhöht werden.
KZV wird sich aktiv einbringen
„Wir tun bereits alles, was in unserer Macht steht, um dem Praxisschwund im Land zu begegnen. Unser Stipendienprogramm in Pécs ist ein gutes Beispiel, wie man junge Zahnmediziner für Sachsen-Anhalt gewinnen kann. Doch die Ruhestandswelle in der Zahnärzteschaft werden wir ohne tatkräftige Unterstützung der Politik nicht aufhalten können.“, erklärt Schmidt.
Die KZV Sachsen-Anhalt wird sich in den kommenden Monaten aktiv an den Gesprächsrunden und Arbeitsgruppen beteiligen, um gemeinsam mit der Landesregierung, den Hochschulen und den kommunalen Vertreterinnen und Vertretern die Maßnahmen im Sinne einer schnellen und nachhaltigen Wirkung voranzutreiben.