Mehr als 80 Prozent der Kinder, die erstmals eine Zahnbehandlung unter Lachgas-Sedierung erlebt haben, möchten auch beim nächsten Zahnarztbesuch nicht darauf verzichten.
Aus Sicht des Zahnarztes führt die Lachgas-Sedierung bei neun von zehn Patienten zum gewünschten Effekt. Das zeigen die Ergebnisse einer neuen Studie des Kölner Instituts für dentale Sedierung (IdS), die auf dem 23. Internationalen Kongress für Kinderzahnheilkunde (IAPD 2011) in Athen, Griechenland vorgestellt wurde.
Kooperationsunwillige Kinder, die extreme Angst vor einer Zahnbehandlung haben, können meist nur unter Vollnarkose behandelt werden. Diese ist jedoch risikobehaftet und mit einem großen organisatorischen Aufwand verbunden. „Kinder, die der Behandlung zwar ängstlich gegenüberstehen, diese aber nicht völlig verweigern, sind meist schon mit dem weit weniger tiefgreifenden Verfahren der Lachgas-Sedierung behandelbar“, so Dr. Frank Mathers, Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin und Leiter der Kölner Instituts für dentale Sedierung. Dies unterstreicht die am 18. Juni 2011 beim IAPD 2011 präsentierte IdS-Studie „How satisfied are recently-trained German dentists and their patients with dental care under nitrous oxide sedation?“ (Mathers FG et al., Poster presentation, 23rd IAPD-Congress, June 2011, Athens, Greece). Fünf Zahnärzte, die zuvor vom Institut für dentale Sedierung in der Lachgas-Sedierung ausgebildet und zertifiziert wurden, behandelten 32 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen acht und 15 Jahren, die erstmals eine Lachgasbehandlung erhielten (Behandlungsdauer jeweils 45 bis 60 Minuten).
Verabreicht wurde das Lachgas mit einem Biewer Medical Sedaflow System mit Accutron Digital Ultra Flowmeter. Im Anschluss wurden die Patienten gefragt, ob sie sich auch bei der nächsten Behandlung für Lachgas entscheiden werden. Die Ergebnisse: 26 Patienten (81 Prozent) antworteten mit „Ja“, 4 Patienten (13 Prozent) waren unentschlossen und zwei Patienten (6 Prozent) antworteten mit „Nein“.
Zufriedenheit auch bei Zahnärzten groß
Neben der Patientenzufriedenheit wurde ermittelt, wie zufrieden die behandelnden Zahnärzte mit dem Ergebnis der Lachgas-Sedierung sind. Dazu wurde jeweils der Sedation Score sowie die erreichte Stufe auf der Houpt Behavior Rating Scale dokumentiert. Der Sedation Score (Werte 1 bis 4, wobei 1 für „wach und nervös“ und 4 für „schlafend, aber erweckbar“ steht) gibt an, welche Sedierungstiefe beim Patienten erreicht wurde.
Die Ergebnisse der Studie: 32 Patienten erreichten den Optimalwert 2 („wach und beruhigt“), zwei Patienten erreichten 3 („müde und beruhigt“). Kein Patient ist eingeschlafen oder in die Bewusstlosigkeit abgerutscht.
Mit der Houpt Behavior Rating Scale (Stufen 1 bis 6, wobei 1 für „Behandlungsabbruch“ und 6 für „exzellent“ steht) zeigt, wie der behandelnde Arzt das Ergebnis der Lachgas-Sedierung einschätzt. 22 Patienten waren nach Einschätzung der Behandler „exzellent“ sediert, vier Patienten „sehr gut“, drei Patienten „gut“, zwei Patienten „befriedigend“, und bei einem Patienten wurde die Behandlung mangels Erfolg abgebrochen. „Bei neun von zehn Patienten wurde der gewünschte Effekt von Entspannung und weitestgehender Angstfreiheit erreicht, sodass die Behandlungen unter optimalen Bedingungen abgeschlossen werden konnten. Die Ergebnisse der Studie zeigen eindrucksvoll, wie sehr sowohl Behandler als auch Patient von der Lachgassedierung profitieren können“, so Mathers.
Deutsche Zahnärzte haben Lachgas für sich neu entdeckt
Lachgas wurde bereits in früheren Jahren zur zahnärztlichen Sedierung in deutschen Zahnarztpraxen eingesetzt. Doch aufgrund der damals unzureichenden technischen Ausstattung und schlechten Steuerbarkeit der Sedierungstiefe verschwand das Verfahren wieder aus den Praxen. Die heute umfassendere Kompetenz der Zahnärzte und eine neue und sicherere Generation von Lachgasapplikationsgeräten tragen dazu bei, dass das Verfahren wieder ins Bewusstsein vieler deutscher Zahnmediziner gerückt ist.
Während in den USA oder England bereits die meisten Zahnärzte Lachgas einsetzen, ist es in Deutschland aber noch immer ein ausgewählter Kreis. „Deutsche Zahnärzte gehören im internationalen Vergleich zur Spitzengruppe und wenden Behandlungsverfahren nur dann an, wenn sie zu 100 Prozent davon überzeugt sind“, so die Erfahrung von Mathers. Deshalb werde nicht jedem Trend gefolgt, sondern erst genau beobachtet, ob eine Behandlungstechnik wirklich Erfolg versprechend sei. „Das Verfahren der Lachgassedierung hat diesen Test aufgrund des sehr guten Sicherheitsprofils und der beeindruckenden Effektivität bestanden. Darin liegt auch begründet, weshalb sich immer mehr Zahnärzte vom Institut für dentale Sedierung in der Lachgassedierung zertifizieren lassen und das Verfahren in der Praxis anwenden“, erläutert Mathers.
Lachgas-Sedierung ist nicht gleich Lachgasanästhesie
Häufig wird der Begriff Lachgas-Sedierung mit einer Lachgasanästhesie (Vollnarkose) gleichgesetzt. Zwischen beiden Verfahren besteht jedoch ein erheblicher Unterschied. Während der Patient bei der Lachgas-Sedierung nie das Bewusstsein verliert und alle Atem- und Schutzreflexe erhalten bleiben, ist er bei einer Lachgasanästhesie bewusstlos und auf künstliche Beatmung angewiesen. Die unbewusste Gleichsetzung der Begriffe kann den Eindruck erwecken, dass die Gefahren einer Lachgasanästhesie deutlich heruntergespielt werden sollen. Fakt ist: Während es bei Lachgasanästhesien immer wieder zu Todesfällen kommt, ist in der mehr als 150-jähirgen Geschichte der Lachgassedierung noch kein Mensch ernsthaft zu Schaden gekommen.
Das Institut für dentale Sedierung (IdS) aus Köln ist das in Deutschland führende Fortbildungsinstitut und Kompetenzzentrum für die zahnärztliche Zertifizierung in dentalen Sedierungsverfahren. Seit 2011 bietet das IdS auf seiner Website den in Deutschland ersten Online-Zahnarztfinder für Lachgasbehandler. Gegründet wurde das IdS 2009 von Dr. Frank Mathers (Facharzt für Anästhesiologie und Autor des Fachbuches Dentale Sedierung, erschienen 2011 im Deutschen Zahnärzte Verlag). Fortbildungen für Zahnmediziner und zahnärztliches Fachpersonal werden in Deutschland, Österreich und der Schweiz veranstaltet. Weitere Infos unter www.ids-sedierung.de.