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Lernen Azubis genug in der Praxis?
ZFA am Behandlungsstuhl hält Licht

Die letzte Modernisierung des Berufsbildes der ZFA ist fast 20 Jahre her. Ein Neuordnungsprozess wurde angestoßen. Doch auch, wenn die Ausbildung inhaltlich an ein geändertes Berufsbild angepasst werden würden, heißt das nicht, dass die Auszubildenden in den einzelnen Praxen auch automatisch eine bessere Ausbildung genießen.

Anna Schmiedel gibt im nachfolgenden Interview ihre Einschätzung zum Berufsbild und den Ausbildungsinhalten der ZFA ab.

Passt die Ausbildung zur ZFA noch zu den tatsächlichen Anforderungen an den Beruf?

Anna Schmiedel: Es kommt darauf an, ob Sie die Ausbildungsinhalte meinen, die laut der Ausbildungsverordnung vermittelt werden sollten, oder die, die tatsächlich vermittelt werden. Meine Beobachtung ist, dass Theorie und Praxis an dieser Stelle sehr weit voneinander entfernt sein können. Die Ausbildung der einzelnen Azubis in den unterschiedlichen Praxen ist zum Teil nur schwer vergleichbar. Während die eine Praxis qualitativ sehr hochwertig ausbildet, sind die Azubis in einer anderen Praxis billige Arbeitskräfte. Dementsprechend sind die einen besser auf den Beruf vorbereitet als die anderen.

Halten Sie eine grundlegende Modernisierung des Berufsbildes für erforderlich?

Anna Schmiedel: Nein, das Berufsbild ist gut, wenn auch zu wenig öffentlich bekannt. Aus meiner Sicht muss sich die Anerkennung für diesen Beruf ändern. Die Vergütung macht den Beruf für viele qualifizierte Schulabsolventen so uninteressant, dass sie sich gar nicht weiter mit dem Berufsbild beschäftigen.

Bereitet die ZFA-Ausbildung genügend darauf vor, komplexe Praxisprozesse zu koordinieren?

Anna Schmiedel: Das glaube ich nicht. Vermutlich kann es eine Grund-Ausbildung auch nicht leisten. Prozesse zu koordinieren ist eine Managementaufgabe. Aus meiner Sicht ist es selbstverständlich, dass diese besonderen Fähigkeiten innerhalb von Weiterbildungen- wie zum Beispiel Fachwirtin für zahnärztliches Praxismanagement- vermittelt werden. Allerdings erfordert die Koordination von Prozessen, dass die Person alle Prozesse kennt und versteht. Ich denke, es ist Anspruch genug, wenn die ZFA-Ausbildung diese Prozesse grundlegend vermittelt.

Inwieweit ist die Entwicklung von Qualitätsmanagementsystemen auch Verwaltungsaufgabe?

Anna Schmiedel: In der Verwaltung laufen die Prozesse zusammen. Wo könnte die systematische Erfassung und Weiterentwicklung von Prozessen besser erfolgen als hier? Natürlich sollte es nicht eine Person alleine in der Praxis tun, aber es muss eine Person federführend sein – und dafür ist die Verwaltungsmitarbeiterin besonders prädestiniert.

Was gehört Ihrer Meinung nach zum 360ᵒ-Blick, wenn man an der Schnittstelle Verwaltung arbeitet?

Anna Schmiedel: Zum 360°-Blick gehört als erstes der Patient mit seinen Bedürfnissen, die Ordnung im Wartezimmer, die wartenden Angehörigen oder auch der Blick dafür, wo guter Service angeboten werden kann - z. B. Gelegenheiten, dem Patienten Bürokratie abzunehmen.

Als nächstes das Terminbuch und die tatsächliche Situation im Behandlungszimmer mit schneller und klarer Reaktion bei Engpässen.

Die Ziele der Praxis inklusive der Wirtschaftlichkeit und möglicher Potenziale. Eine enge Abstimmung mit der Praxisleitung und den Kolleginnen ist dabei sehr hilfreich. Für dieses Thema habe ich ganz viele Ideen, die allerdings nicht schon an dieser Stelle verraten werden.

Zum 360°-Blick gehört aber auch, Veränderungen in der Praxisatmosphäre wahrzunehmen, diese zu thematisieren und Lösungen zu fördern. Leider gibt es immer noch Praxen, in denen die Verwaltungsmitarbeiterin hinter verschlossener Tür „der Drachen“ genannt wird. Solche Mitarbeiter können fachlich noch so gut sein, ihr Einfluss in der Praxis ist sehr begrenzt.

Außerdem ist die Schnittstelle Verwaltung der Ort, an dem Lob und Kritik ankommt. Beides muss in einer guten Weise „weiterverarbeitet“ werden.

Als nächstes referiert Anna Schmiedel beim ZFA-Kongress der Haranni-Academie. Weitere Informationen finden Sie unter www.haranni-academie.de.

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