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Masterplan und kein Geld - unselige Kombination

Medizinstudenten sollen nicht mehr nur nach der Abiturnote ausgewählt werden und angehende Mediziner sollen im Studium vor allem allgemeinmedizinisch ausgebildet werden, bevor es dann um Spezialisierungen geht. Das ist eine der Antworten, die der Masterplan Medizinstudium 2020 auf die Probleme im Medizinstudium und dann vor allem im Mediziner-Output der Unis für die tatsächliche medizinische Versorgung in real existierenden Alltag gibt.

Masterplan und kein Geld – eine unselige Kombination, zulasten der jungen Menschen, die Medizin studieren, und der Patienten, die auf gut ausgebildete Ärzte hoffen.

Masterplan und kein Geld – eine unselige Kombination, zulasten der jungen Menschen, die Medizin studieren, und der Patienten, die auf gut ausgebildete Ärzte hoffen.

Niederlassung in eigener Praxis im Abwärtstrend

Seit Jahren geht der Trend in der Medizin hin zur – lukrativeren – Spezialisierung und zur Angestellten-Tätigkeit in Kliniken oder Großpraxen. Der Drang, in eigener Praxis niedergelassen zu arbeiten, ist bei vielen jungen Frauen und Männern offensichtlich nur noch gering ausgeprägt. Dem versucht die Politik nun schon im Studium zu begegnen, nachdem das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz mit seinen Eingriffen in die vertragsärztliche Zulassung zugunsten der Haus- und Landärzte bislang nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat.

Dass die Auswahl der Medizinstudenten sich viel stärker an der tatsächlichen Eignung für die ärztliche Tätigkeit orientieren muss, ist eine alte Forderung – und sie wird genauso für die Zahnmedizin zu Recht erhoben. Aber nur wenige Universitäten haben die bisher dafür gegebenen Möglichkeiten auch genutzt – auch in der Zahnmedizin. Es fehlt vielfach an Kapazitäten und Strukturen und viele Unis scheuten lange Rechtsstreitigkeiten mit abgelehnten Bewerbern, da allein die Abinote ein hartes und unwiderlegbares Argument ist.

Kompromiss mit Bruchstellen

Die Große Koalition sonnt sich nun kurz vor der Bundestagswahl im Glanze eines weiteren erfolgreich abgeschlossenen Projekts aus dem Koalitionsvertrag – dass es sich wieder einmal um einen Kompromiss mit vorprogrammierten Bruchstellen handelt, wird sich erst nach der Wahl deutlich erweisen. Denn es fehlen nach wie vor die Mittel, um die hehren Pläne auch in die Tat umzusetzen, Bund und Länder schieben sich die Verantwortung dafür gegenseitig zu.

"Wenn Du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis", lautet dann ein probates Mittel der Politik – hier heißt der Arbeitskreis "Expertenkommission", die nun quasi im anlaufenden Betrieb ermitteln soll, was die neuen Vorgaben denn so kosten werden. Ein Arzt oder Zahnarzt, der so seine Praxisgründung finanzieren wollte, würde schon im Vorfeld für verrückt erklärt werden.

15 Jahre bis zu den ersten Auswirkungen

Dass es etwa 15 Jahre dauern wird, bis der Masterplan dann tatsächlich mit entsprechend ausgebildeten Medizinern in der Praxis Folgen zeigt – oder zeigen könnte –, rechnet die Bundesärztekammer vor – die Politik verschweigt es dem Wahlbürger vorsichtshalber, der jetzt damit auf einen jungen Nachfolger für den scheidenden Hausarzt hofft.

Welche Folgen der Masterplan für das Zahnmedizinstudium haben wird, ist offen. Noch ist die neue Approbationsordnung nicht durch, ob sie demnächst durch den Bundesrat geht, ist offen – auch hier geht es wieder einmal ums liebe Geld. Die Zahnmedizin-Professoren an den Universitäten aber befürchten nicht zu Unrecht, dass die mit der Umsetzung des Masterplans beschäftigten Medizinischen Fakultäten dann noch weniger Zeit und Geld in die zahnmedizinischen Abteilungen stecken werden.

Die Länder haben ja schon durchblicken lassen, wen sie für die Bezahlung der Masterplan-Party in der Pflicht sehen – und der Bund sieht seinerseits die Länder am Zug. Masterplan und kein Geld – eine unselige Kombination, zulasten der jungen Menschen, die Medizin studieren, und der Patienten, die auf gut ausgebildete Ärzte hoffen.