„Mehr Mut zu weniger Hygiene“ lautet der Titel eines aktuellen dzw-Beitrags, in dem es um bessere Gesundheit durch vielfältigere mikrobiologische Ökosysteme geht [2]. Erreicht werden könne das Ziel mit weniger radikalen Hygienemaßnahmen. Wie diese konkret aussehen, muss aber noch erforscht werden. Bis dahin sollten sich auch Zahnärzte und Zahnärztinnen an geltende Empfehlungen halten – trotz des nach wie vor hohen Aufwands.
Der aktuelle Leitfaden des Deutschen Arbeitskreises für Hygiene in der Zahnmedizin (DAHZ) wurde um sechs Seiten auf 57 Seiten reduziert, davon 20 für die Aufbereitung von Medizinprodukten (siehe Abbildung oben). Das ist noch immer eine Menge Lesestoff, der aber sehr gut strukturiert und formuliert ist. Der folgende Beitrag bietet auf Basis des Leitfadens einen Kurzüberblick zur Aufbereitung von rotierenden und Übertragungsinstrumenten.
Kurzüberblick
„Die DAHZ-Mitglieder sind sich bewusst, dass die insbesondere durch neue Regelwerke verursachten personellen, materiellen und zeitlichen Belastungen der Zahnarztpraxis erheblich sind, und deshalb ein entsprechender finanzieller Ausgleich im Rahmen aller Liquidationsformen gefunden werden sollte.“ (aus dem Vorwort des aktuellen DAHZ-Leitfadens) [1]
Rotierende Instrumente und Co.
Rotierende, oszillierende und andere kleinteilige Instrumente zur nicht-chirurgischen Anwendung können in „Bohrerlösungen“ chemisch desinfiziert werden. Nach der in der Regel folgenden mechanischen Reinigung, Spülung mit Leitungswasser und Trocknung werden die „semikritischen“ Teile erneut in ein sauberes Bohrerbad gelegt. Dieses muss Viruzidie-Standards (VAH) entsprechen und vom Instrumentenanbieter freigegeben sein.
Da eine optimale Reinigung nicht sichergestellt werden kann, scheint aber eine rein chemisch-manuelle Desinfektion nicht ausreichend zu sein [1,3]. Im Leitfaden und im Hygieneplan der BZÄK [4] wird daher empfohlen, die Instrumente abschließend thermisch im Autoklaven zu desinfizieren. Eine Sterilisation und Lagerung in Folienbeuteln sind nur für chirurgisch verwendete („kritische“) Instrumente erforderlich.
Alternativ lassen sich semikritische Instrumente in einem Reinigungs- und Desinfektionsgerät (RDG) aufbereiten. Auch die Neuauflage des DAHZ-Leitfadens enthält gleich zu Beginn den allgemeinen Hinweis, dass dieses Verfahren validierbar und daher „vorrangig anzuwenden“ sei. Semikritische Instrumente könnten „unmittelbar zur Lagerung oder erneuten Anwendung freigegeben werden“ [1]. Voraussetzung ist eine Freigabe durch die Anbieter mit Nennung kompatibler Reinigungs- und Desinfektionsmittel. Vorbildliche Arbeitsanweisungen und Packungsbeilagen bietet zum Beispiel Komet [5].
Polierbürsten und -kelche sind bekanntlich Einmalprodukte. Aber auch bei maschinellen endodontischen Feilen und Präparationsinstrumenten kann die Einmalverwendung Sinn machen. Da Proteinreste nie ganz entfernbar sind (siehe oben), gilt dies aus Gründen des Infektionsschutzes zumindest bei Patienten mit erhöhtem lokalem oder systemischem Risiko [3].
Übertragungsinstrumente je nach Praxis
Im Jahr 2015 verwendeten 13 von 50 befragten Praxen zur Aufbereitung von Hand- und Winkelstücken maschinelle Verfahren, also spezielle oder universell einsetzbare Reinigungs- und Desinfektionsgeräte [6]. Dabei waren laut Untersuchung 38 Prozent der Ergebnisse qualitativ unzureichend, bei manuellen Methoden sogar 73 Prozent. Kriterium war der Proteingehalt im Kühlwasser nach Aufbereitung (ProCheck, St. Georgen). Die Autoren folgerten, dass manuelle Verfahren möglich, aber technisch anspruchsvoll sind (Abb. 2 und 3).
Laut einer Analyse der Bayerischen Landeszahnärztekammer sind maschinelle Verfahren zudem kostengünstiger als manuelle [7]. Berechnungsgrundlage ist der höhere Zeitaufwand für letztere, der aber je nach Praxis unterschiedlich zu Buche schlagen dürfte (Details zur Kalkulation siehe Artikel). Weiterhin spielt eine wichtige Rolle, ob in einer Praxis nur wenige Übertragungsinstrumente ständig im Gebrauch sind und eine schnellere Aufbereitung erforderlich machen oder ob eine größere Anzahl verfügbar ist, die am Ende des Tages gepflegt und desinfiziert werden kann. Unabhängig davon sollten Hygienebeauftragte Winkelstück-Anbieter befragen, welches Aufbereitungsverfahren geeignet ist.
Einen kompletten Aufbereitungszyklus einschließlich Dokumentation bietet zum Beispiel das Spezialgerät von NSK. Für das entsprechende Gerät von Dentsply Sirona steht zusätzlich ein „Deckel“ für Airflow- und Ultraschallhandstücke und Multifunktionsspritzen zur Verfügung (Abb. 4). Für universell einsetzbare RDGs („Spülmaschinen“) sind Injektionsdüsen für Hohlkörperinstrumente und Heißlufttechnik zur Trocknung der Innenräume erforderlich. Größere Geräte bieten bis zu 44, kleinere zum Beispiel 12 Injektionsdüsen (gilt jeweils für Miele).
Fazit
Die hygienische Aufbereitung von rotierenden und Übertragungsinstrumenten bleibt aufwendig und damit teuer. Bei der Auswahl von Geräten und Verfahren sollten auch der Zeitaufwand und entsprechende Arbeitskosten berücksichtigt werden. Wer ungeeignete Methoden einsetzt, spart aber auf Kosten der Patientensicherheit und gefährdet damit auch die eigene Praxis.
Literatur
1. Deutscher Arbeitskreis für Hygiene in der Zahnmedizin DAHZ. Hygieneleitfaden, 12. Ausgabe 2018, Stand 20.03.2018 http://dahz.org/hygieneleitfaden
2. Redaktion. Mehr Mut zu weniger Hygiene. iDiv: Bakterien und Co. könnten dabei helfen, Krankheiten zurückzudrängen. Die ZahnarztWoche 2019:12.
3. Jatzwauk L, Staehle HJ. Was muss steril sein? Risikoklassifizierung zahnärztlicher Instrumente. zahnärztliche mitteilungen 2018;108:1926-1933.
4. Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Deutscher Arbeitskreis für Hygiene in der Zahnmedizin (DAHZ). Hygieneplan / Arbeitsanweisungen für die Zahnmedizin. https://www.bzaek.de/berufsausuebung/hygiene/hygieneplan-und-leitfaden.html . 2016.
5. Komet Dental. Instrumentenmanagement mit Komet. http://www.kometstore.de/V2/de- de/themenwelt/instrumentenmanagement.aspx accessed 20190405.
6. Werner S et al. Sicherung der Qualität der Aufbereitung von Medizinprodukten im zahnärztlichen Bereich. Dtsch Zahnärztl Z 2015;70:355-361.
7. Eichinger M. Maschinell oder manuell - was ist günstiger. Bayerisches Zahnärzteblatt 2016:38-41.