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Biofilmmanagement mit Laser bei Gingivitis und Parodontitis

Auf mehr als 30 Jahre Erfahrung mit dem Einsatz verschiedener Begleittherapien bei der Behandlung von Gingivitis, Paro- und Periimplantitis blicke ich mittlerweile zurück. Mein Eindruck: Seitens der Patienten steigt immer mehr die Nachfrage nach alternativen und wirkungsvollen Behandlungsmöglichkeiten ohne Neben- und Wechselwirkungen.

Einen vielversprechenden Ansatz bietet die Lasertechnologie. Nahezu in allen Bereichen der Zahnheilkunde werden Laser mit verschiedenen Wellenlängen äußerst erfolgreich (beispielsweise PIPS in der Endodontie) eingesetzt. Leider habe ich, gerade in der Parodontologie, seitens der Ärzteschaft noch immer eine deutlich ablehnende Haltung feststellen können. Patienten hingegen stehen dieser Technologie sehr offen gegenüber.

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat den Nutzen von verschiedenen Ansätzen einer PA-Therapie in seinem Bericht Nr. 602 vom 5. März 2018 analysiert. Interessant ist hierbei, dass der Einsatz von Dentallasern (alleinig oder in Kombination mit anderen Therapiemaßnahmen) durchaus viele Anhaltspunkte für einen höheren Nutzen ergab. Ein signifikantes Risiko von möglichen Schäden bei der Anwendung konnte dagegen nicht festgestellt werden. Im Unterschied zu den möglichen Vorteilen einer Lasertherapie konnte bei den rein parodontal-chirurgischen Eingriffen kein höherer Nutzen nachgewiesen werden.

PDT oder PPT?

Prinzipiell unterscheidet man in der laser-unterstützten PA-Therapie zwischen dem Einsatz verschiedener Wellenlängen und sogenannten photodynamischen Therapien, bei denen ein Farb- beziehungsweise Wirkstoff durch einen Laser aktiviert wird. Wie bei den klassischen Vorgehensweisen ist das Ziel einer Behandlung zunächst auch, die Zahnfleischtaschen zu reinigen, die Wurzeloberfläche zu glätten und die Bakterien zu entfernen und/oder abzutöten.

Es gibt eine Vielzahl verschiedener Wellenlängen, die in der Laserzahnheilkunde Anwendung finden – oft werden zwei oder mehr für die Dekontamination und das Biofilmmanagement in Kombination eingesetzt. Diese Verfahren können in Deutschland ausschließlich durch die ärztlichen Anwender durchgeführt werden.

Photodynamische Therapien (PDTs) können dagegen im Rahmen der Delegierbarkeit von fortgebildeten Mitarbeitern durchgeführt werden, wenn die eingesetzte Laserenergie 500 mW nicht übersteigt. Die Energiezufuhr von Diodenlasern kann zum Beispiel direkt am Gerät durch einen Stick leistungsmäßig geblockt werden und ist daher rechtlich abgesichert.

Herstellerbedingte Individualbezeichnungen oder unklar formulierte Fachberichte haben dazu beigetragen, dass sich eine etwas unübersichtliche Einteilung der unterschiedlichen PDTs etabliert hat. So ist beispielsweise mal von photochemischen, mal von photobiologischen Therapien die Rede. Letztlich sind alle Verfahren unter dem Begriff „Photodynamik“ zusammenzufassen. Allen Verfahren ist gleich, dass mithilfe eines Lasers der passenden Wellenlänge ein Farb-/Wirkstoff aktiviert wird. Diese Aktivierung wird genutzt, um eine möglichst effiziente Elimination der Bakterien in der Tasche zu erzielen.

Transgingivale Durchleuchtung mit Laser

Transgingivale Durchleuchtung mit dem Laser-Handstück

Einsatz von Diodenlasern

Dadurch, dass in der Regel Diodenlaser eingesetzt werden, die ihre Wellenlänge möglichst genau im Absorptionsmaximum des jeweiligen Farb-/Wirkstoffs haben, wird nur mit sehr geringen Energien (< 500 mW) gearbeitet. Bekanntere Verfahren in der PA-Therapie sind beispielsweise photodynamische Therapien mit dem Farbstoff Methylenblau bei 660 nm Wellenlänge (aPDT, Helbo) oder Toluidinblau bei 632 bis 644 nm (PACT 300, Cumdente). Vereinfacht dargestellt entstehen bei Aktivierung des jeweiligen Wirkstoffs Sauerstoffradikale (daher auch der der Begriff „photo-oxidative Therapie“), die die Membran bestimmter Bakterien schädigen und diese somit eliminieren.

Mit beiden Produkten habe ich bereits vor zehn Jahren erstmals als Begleitleistungen zu PA-Behandlungen sowie in der UPT Erfahrungen sammeln und beide mit guten Ergebnissen einsetzen können. Mit der Photothermischen Therapie unter Zuhilfenahme des Diodenlasers Fox Q810 von ARC Laser habe ich vor etwa acht Jahren einen weiteren Therapieansatz kennengelernt. Hierbei wird der iodfreie Farbstoff Infracyanin grün (EmunDo) mittels der Wellenlänge von 810 nm aktiviert, der im Gegensatz zu den oben genannten Verfahren nicht über Sauerstoffradikale die Bakterien angreift, sondern durch einen erheblichen Temperaturanstieg die Bakterienmembran nachhaltig schädigt. Dies ermöglicht eine selektive Schädigung der Bakterien im angefärbten Gewebe und ein minimal-invasives Biofilmmanagement.

Studien konnten unter anderem belegen, dass an der Membran als Folge des thermischen Effekts Tem­peraturen von bis zu 64,5 Grad Celsius erzielt wurden, was eine besonders effektive Ausschaltung der stark pathogenen PA-Keime Aggregatibacter actinomycetemcomitans und Porphyromonas gingivalis zur Folge hat, die teils gewebs- und teils zellinvasiv sind. Außerdem wurde der Erstbesiedlerkeim Fusobacterium nucleatum effektiv gehemmt. Eine Untersuchung der Universität Marburg belegte darüber hinaus, dass mit dem EmunDo®-Verfahren eine Bakterienreduktion von bis zu 99,74 Prozent erzielt werden konnte. Diese Erfolge werden u.a. durch den Einsatz der verschiedenen Fasern verstärkt, die das möglichst vollständige Erreichen aller Bereiche der Zahnfleischtasche zum Ziel haben:

  1. Gerades Handstück zur transgingivalen Durchleuchtung
  2. Bulb-Faser in Form einer „Glühbirne“, die durch eine 360°-Abstrahlung auch Schattenbereiche der Furkationen u.ä. zugängig macht
  3. Bare-Faser, die eine klassische gerade Faser darstellt, um auch in den Fundus der Tasche zu gelangen

 

Anwendungsbereiche der Photothermischen Therapie

Das EmunDo®-Verfahren zeichnet sich durch seine universellen Anwendungsbereiche in der PA-Vorbehandlung, der aktiven Taschentherapie sowie der PET/UPT aus. Neben der Therapie der Zahnfleischtaschen ist auch der Einsatz in der Periimplantitis erwähnenswert, da die PTT keine Veränderung der Implantatoberfläche bewirkt.

Die Einsatzgebiete der PTT erstrecken sich über:

  • Initial-/ PA-Vorbehandlung
  • Exzisionen bei parodontal gesundem ­Restgebiss
  • Behandlung von Mukositis und Periimplantitis
  • UPT Erhaltungstherapie/ PA-Recall
  • Antibakterielle Therapie vor Zahnersatz, ­chirurgischen Eingriffen und der Implantologie

Schutzmaßnahmen beim Arbeiten

Im Gegensatz zu Softlasern sind bei dem Arbeiten mit einem Diodenlaser folgende Vorsichtsmaßnahmen zu beachten:

  • Tragen von Laserschutzbrillen der passenden Wellenlängen
  • Türe des Behandlungszimmers geschlossen­ halten und mit einem Warnschild und ­Blinklicht versehen

Die Fasern sollten von Blut- oder Gewebsrückständen immer gereinigt werden, um eine Geruchsbildung und einen Energiestau zu vermeiden, die ansonsten zu Missempfindungen führen können. Da Gingivitis und Parodontitis als durch Biofilm induzierte entzündliche Erkrankungen gelten, bietet die PTT eine Ergänzung für jedes Leistungsspektrum und lässt sich optimal in jedes bestehendes PA-Konzept erfolgreich einbinden. Die Voraussetzungen für einen langfristigen Therapieerfolg sind eine gezielte Diagnostik, ein strukturiertes Behandlungskonzept mit einem effektiven und individuellen Biofilmmanagement sowie die Mitarbeit seitens des Patienten.

Kurse und Fortbildungen zum Thema Laser finden Sie zum Beispiel beim Deutschen Zahnärztinnen Symposium oder beispielsweise bei Henry Schein.

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