Desinfiziert, schützt, pflegt – und ist ganz schnell selbst gemacht
Was versprechen wir uns eigentlich von einer Zahnpasta? Dass sie unsere Zähne sauber macht und vor Karies schützt, klar. Vielleicht auch noch, dass sie die Zähne ein bisschen aufhellt, auf jeden Fall aber, dass sie einen guten Geschmack im Mund hinterlässt. Wer eine solche Zahncreme im Badezimmerschrank hat, legt schon einmal eine gute Basis für die Mundhygiene. Aber geht es nicht vielleicht sogar noch ein bisschen besser?
Die Antwort lautet: Ja. Neben ihren drei Grundfunktionen (Plaqueentfernung, Remineralisierung des Zahnschmelzes und Verleihen von Frischegefühl) kann und darf eine Zahnpasta noch mehr können. Zum Beispiel nicht nur Zähne, sondern dank nachhaltiger Verpackung und Verzicht auf belastende Inhaltsstoffe auch die Umwelt schützen.
Zwar geht „besser“ fast immer, wird aber zugleich meistens mit „teurer“ assoziiert. Das stimmt in diesem Fall nicht. Denn ich spreche von der Möglichkeit, Zahnpasta selbst herzustellen – und diese Lösung ist oft nicht nur besser, sondern tatsächlich auch günstiger und dabei nachhaltiger. In meiner langjährigen Arbeit als DH habe ich in der Praxis unzählige Male die Fragen gestellt bekommen, welche Zahnpasta denn wohl die beste wäre und was ich von Inhaltsstoffen wie Fluoriden oder auch Triclosan halte. Darauf gibt es natürlich nicht die eine immer gültige Antwort, denn was für welchen Patienten am besten ist, hängt immer von seinen individuellen Bedürfnissen ab.
Der Markt an Zahnpasten und auch an Bio-Zahnpasten hat in deutschen Apotheken und Drogerien eine unheimliche Bandbreite und deckt von Whitening-Effekten über Schonung für sensible Zahnhälse bis hin zu exotischen Geschmacksrichtungen so ziemlich alles ab, was man sich in einer Tube vorstellen kann. Aber in manchen Fällen kann eine Zahnpasta einfach nicht allen Bedürfnissen gerecht werden.
Nehmen wir einmal an, ein Patient neigt zu Zahnfleischentzündungen, braucht also eine Creme, die stärker desinfizierend wirkt. Er wünscht sich aber auch, dass die Paste seine Zähne ein kleines bisschen weißer macht. Schützen und pflegen soll sie natürlich ohnehin, und gut schmecken und möglichst lange für möglichst frischen Atem sorgen. Und idealerweise frei von künstlichen und möglicherweise belastenden Inhaltsstoffen sein – ein immer wichtiger werdender Punkt, vor allem für Menschen, die vegan leben und sicher sein möchten, dass für die Zahncreme keine Tierversuche stattfanden und dass sie gluten- und laktosefrei ist. Jeder einzelne Aspekt hat seine Berechtigung. Aber eine Zahnpasta, die allen individuellen Wünschen entspricht, muss doch erst noch entwickelt werden. Oder eben selbst gemacht.
Die Lösung ist die Herstellung der eigenen, ganz individuell auf die Bedürfnisse abgestimmten Zahnpasta. Sie bringt so viel Positives mit, dass sich der Aufwand allemal lohnt. Und das sage ich sowohl aus persönlicher Erfahrung als auch aus der Erfahrung mit zahlreichen Patienten in der Praxis, die es probiert und von den guten Ergebnissen (unter anderem mit Kurkuma oder Kokosöl) berichtet haben.
Der Schlüssel zu einer effektiven selbsthergestellten Zahnpasta liegt natürlich in den pflanzlichen und natürlichen Inhaltsstoffen. Die Natur hat eine ganze Reihe Kräuter im Angebot, die nicht nur preisgünstig (je nach Region vielleicht sogar umsonst) zu haben sind, sondern auch voller Wirkstoffe stecken, die gut für Zähne und Mundflora sind. Salbei, Myrrhe, Minze, Zimt, Nem sind nur einige Beispiele.
Der Vorteil an selbst gemachten Zahncremes ist, dass man selbst bestimmt, wie stark welche Wirkung sein soll. Wer zum Beispiel häufiger unter Zahnfleischentzündungen leidet, kann verstärkt auf Thymian setzen – ein Kraut, das stark entzündungshemmend wirkt. Wer sich vor allem eine beruhigende Wirkung wünscht – etwa bei schmerzempfindlichen Zahnhälsen – kann mit der Beigabe von Nelken sehr gute Resultate erzielen oder auch mit Natron bei einer hohen Kariesaktivität.
Um effektiv zu reinigen, benötigt die Paste selbstverständlich Putzkörper. Auch hier gibt es natürliche Alternativen zu den in herkömmlichen industriell hergestellten Pasten eingesetzten Stoffen. Cellulose (zum Beispiel aus Buchenholz oder Bambus) oder Kalziumkarbonat (Kreide) eignet sich dafür hervorragend. Grobe mineralische Putzkörper sollten nur vorsichtig und nicht regelmäßig eingesetzt werden. Denn Mineralstoffe wie Salze, Bentonit oder Zeolith sind zwar effektiv, können bei zu häufiger Anwendung aber auch schnell wie Schmirgelpapier wirken und die Zähne schädigen. Besondere Vorsicht ist bei schmerzempfindlichen oder gar freiliegenden Zahnhälsen nötig: Ist das der Fall, sollte ganz auf grobe Putzkörper verzichtet werden. Das Gleiche gilt für parodontal geschädigte Zähne.
Eine gute Basis für Zahnpasta ist Kokosöl. Nicht nur wegen seiner Konsistenz, die zu einem cremigen, leicht anzuwendenden Produkt beiträgt, sondern vor allem wegen seiner antibakteriellen Wirkung. Dadurch vermehren sich die Bakterien in der Mundflora deutlich weniger, und die Zähne sind geschützt vor Karies und anderen Infektionen.
Ich selbst habe verschiedene Zusammensetzungen ausprobiert und inzwischen die Zahnpasten und -pulver gefunden, die für mich die absolut richtigen sind. Je nach Lust und Laune variiere ich bei der Konsistenz und bei dem Geschmack – zum Beispiel durch die Zugabe verschiedener ätherischer Öle. Überzeugt hat mich die Möglichkeit, schnell und ganz leicht meine eigene Zahnpasta herzustellen, die so wirkt, wie es meine Mundsituation braucht, und in der nichts drin ist, was schädlich sein könnte. Und zwar weder für die Zähne noch für die Umwelt.
Umstrittene Inhaltsstoffe wie Tenside, Mineralöle, Schaumbildner, Farb- und Konservierungsstoffe und auch Mikroplastiken, die über das Abwasser in die Umwelt gelangen – auf all das möchten bewusste Verbraucher lieber verzichten. Eine Möglichkeit ist es, im Markt auf Cremes zu achten, die mit dem Naturkosmetiksiegel versehen sind, einem Prüfzeichen für kontrollierte Naturkosmetik, das auf Basis ökologischer, gesundheitlicher und sozialer Faktoren vergeben wird. Eine andere Möglichkeit ist es, sich seine individuelle Zahnpasta selbst zusammenzustellen. Das muss gar nicht schwer oder kompliziert sein. Probieren Sie es doch einmal aus – ich verrate Ihnen auch gerne mein Lieblingsrezept:
Zahnpasta mit Heilerde:
• 50 g Bio Kokosöl
• 2 g (2 TL) Xylit (Birkenzucker)
• 8 Tropfen reines Pfefferminzöl
• optional: 1–2 TL feine Heilerde (sehr feine Körnung und sparsam verwenden)
Herstellung: Das Kokosöl sollte Zimmertemperatur haben und weich bis flüssig sein. In einem verschließbaren Glas werden alle drei Zutaten kräftig miteinander verrührt.
Zahnpulver bei Zahnfleisch- problemen
• 3 EL Rügener Heilkreide
• 1 TL Salbei getrocknet und gemahlen (zum Beispiel im Mixer oder in der Kaffeemühle)
• 5 Tropfen Nelkenöl
• 1 TL Kurkuma
alternativ:
• 3 TL feiner Xylit
• 1 TL feines Meersalz
• 1 TL Natron
• 1 TL Heilkreide
Herstellung der beiden Pulver: Jeweils alle Zutaten in ein sauberes Schraubgefäß füllen und vermischen. Zum Auftragen bitte 1 TL des Pulvers entnehmen und mit ½ TL Wasser vermischen. Diese Mischung mit dem Finger oder der Zahnbürste auf die betroffene Zahnfleischstelle aufbringen. Nach einer Einwirkzeit von einer Minute ausspülen.
Zahnpulver bei überempfindlichen Zahnhälsen (Rezept von Dr. Karin Bender-Gonser)
• 2 EL Rügener Heilkreide
• 1 EL Sango Meereskoralle
Herstellung: Beide Zutaten in einem Schraubgefäß vermischen und aufbewahren. Zum Auftragen entnimmt man 1 TL der Pulvermischung und mischt sie auf einem Tellerchen mit ½ TL Wasser zu einer Paste an. Diese wird mit der Zahnbürste oder den Fingern auf die Stelle der Empfindlichkeit aufgetragen und einmassiert. Bitte nicht mit Wasser nachspülen.
Und damit Sie lange etwas davon haben, abschließend noch ein paar Tipps:
Das Glas sollte vor der Benutzung mit kochend heißem Wasser ausgespült werden, so hält die Paste länger. Außerdem sollte die Zahncreme bei Zimmertemperatur und immer gut verschlossen aufbewahrt werden. Die Paste immer mit einem frischen Löffel entnehmen, um Verunreinigungen zu vermeiden.
Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen und viel Freude beim Ausprobieren!
DH Birgit Schlee, Heilbronn
Serie:
In den nächsten FAN-Ausgaben setzen wir die Serie „Alles bio? Logisch! – Neues Seminarkonzept peppt die Prophylaxe auf“ fort. Dann wird Birgit Schlee genauer auf die Wirkung von Kokosöl, Aktivkohle, Natron, das Ölziehen und auf Zahnbürsten aus Bambus oder biologischem Plastik eingehen. Außerdem behandelt sie die Frage, ob es Alternativen zu Antibiotika gibt.